Natürlich geheilt: Alternativ-Medizin für Triathleten

von Harald Eggebrecht für tri2b.com |
Wer kennt es nicht – geht man beispielsweise mit einer etwas hartnäckigerem grippalen Infekt zum Arzt, dann kommt man oft mit einem Rezept für ein Antibiotikum wieder aus der Praxis heraus. Antibiotika sind zweifelsfrei eine der wichtigsten Errungenschaften in der medikamentösen Therapie der Neuzeit und unerlässlich bei lebensbedrohlichen Infektionen. Viele der kleineren Beschwerden die uns im Alltag immer wieder befallen, können jedoch auch auf natürlichem Wege behandelt und gelindert werden. Die Vorteile liegen auf der Hand: Störende Neben- und Nachwirkungen gibt es nicht, was die Naturmedizin gerade für hart trainierende Triathleten und Ausdauersportler interessant macht.

Naturheilverfahren und die klassische Schulmedizin schließen sich keinesfalls aus, sondern sind vielmehr ergänzend zu sehen. Davon ist auch die im Allgäu praktizierende Heilpraktikerin Sonja Bierbaum überzeugt, die aber entschieden vor einem zu häufigem und unbedachtem Einsatz von „Chemiekeulen“, wie Antibiotika oder Cortison warnt., und statt dessen je nach Symptomlage auch mit pflanzlichen und homöopathischen Mitteln die Selbstheilungskräfte des Menschen aufbaut.

Wir haben mit der früheren Triathletin über die vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten der Naturmedizin im Ausdauersport gesprochen und stellen überblicksartig den Einsatz bei den häufigsten Beschwerde-, Krankheits- und Verletzungsbildern vor.

Begriffe
Homöopathie:
Alternativ-Medizin, in der natürliche Substanzen (pflanzlich, mineralisch oder tierisch) in geringster Verdünnung eingesetzt werden. Der Einsatz erfolgt nach dem Gesetz der Ähnlichkeit, d.h. es wird die Substanz eingesetzt, die unverdünnt eine ähnliche Reaktion hervorruft, wie die zu behandelnde Krankheit Symptome hervorbringt. Dadurch werden die Selbstheilungskräfte des Körpers angesprochen.
Ein weiterer Grundsatz der Homöopathie ist die ganzheitliche Betrachtung des Menschen: Je nach gewählter Potenzierung wird der Körper, die Psyche oder das Gemüt des zu Behandelnden angesprochen

Das Prinzip der Potenzen (Verdünnungsgrade):
Die Substanzen werden in der Homöopathie in den viel zitierten „homöopathischen Dosen“ eingenommen. Der ursprüngliche Wirkstoff, z.B. die Arnica-Pflanze, wird so stark verdünnt (z.B. um den Faktor 10 bei der D-Potenz oder den Faktor 100 bei der C-Potenz, deshalb die Sprachweise potenziert), dass am Ende nur noch Spuren des Ausgangswirkstoffs enthalten sind. Niedrige Potenz: D1 bis D10 werden mehrfach täglich verabreicht und haben eine sehr körperliche Wirkung. Mittlere Potenzen, wie z.B. D12 haben einen längeren Wirkungsgrad und werden oft nur einmal täglich gegeben. In hohen Potenzen ab D23 bzw. C 13 (z.B. C30, C200) sind keine Spuren mehr vom Ausgangsstoff auffindbar, hier wirkt nur noch das „Geistwesen“ der Arznei, die Information, die auf den Geist des Patienten wirkt. Die hohen Potenzen werden nur in Akutfällen häufiger gegeben, bei chronischer Symptomlage im Wochen- oder Monatsrhythmus.


Überlastungsbeschwerden:

Die nervende Achillessehnen-Reizung oder Entzündungen im Bereich der Patellasehne sind die „Beschwerde-Klassiker“ bei Läufern, Radfahren und dementsprechend auch bei Triathleten. Das Hauptproblem dabei ist, dass die Bänder und Bindegewebsstrukturen generell schlecht mit Nährstoffen versorgt werden. In der Schulmedizin wird deshalb nachwievor gerne mit der „Hammermethode“ Cortisonspritze gearbeitet. Mit dem Ergebnis, dass dann die Achillessehne belastet werden kann, obwohl sie gar nicht belastbar ist. Außerdem entmineralisieren häufige Cortisonbehandlungen das entsprechende Gewebe. Plötzliche Abrisse der Achillessehne können im Extremfall die Folge sein. Überlastungsbeschwerden sind in erster Linie immer das Ergebnis von falsch dosiertem Training, schlechter Technik, Fehlstellungen des Bewegungsapparates, allgemeinen Mangelerscheinungen bzw. einer Kombination. Naturheilverfahren können hier aber zumindest die Beschwerden lindern. So kann beispielsweise durch Akupunktur versucht werden, den Energiefluss des Gewebes zu balancieren, denn Schmerz stellt immer eine Energieblockade dar. Homöopathische Wirkstoffe, die die Regeneriation und Reparatur der geschädigten Bindegewebsstrukturen unterstützen sind u.a.
-Calcium fluoratum (D12 = Schüßler Salz Nr. 1) bei Bänder-, Kapsel- und Sehnenverletzungen.
-Ruta (Weinraute) D6 bei Knochenhautverletzungen /-entzündungen.
-Rhus toxicodendron (Giftsumnach) D6 Sehnen und Bänderbeschwerden, die durch Bewegung besser werden.
-Kalium chloratum D6 (= Schüßler Salz Nr. 4) bei Schwellungen und Ödemen
-Knochenbrüche: Calcium phosphoricum (D6 = Schüßler Salz Nr. 2) und Silicea (D12 = Schüßler Salz Nr. 11).

Pollenallergien:

Radfahren bei wärmender Sonne und durch blühende Landschaften macht richtig Spaß, wenn man nicht zur Gruppe der Pollenallergiker gehört. Jeder Sportler, der im Freien trainiert, ist dem Pollenflug ausgesetzt. Beim Allergiker spielt das Immunsystem, warum auch immer, verrückt und reagiert mit einer Überreaktion, z.B. starkem Schnupfen, geröteten Augen, Asthmaanfällen, auf die an sich natürlichen Pollen. Bei leichterer Symptomatik bietet es sich an, im Vorfeld der erwarteten Beschwerdezeit mit der Gabe entsprechender Naturheilmittel zu beginnen, z.B. mit der Einnahme von Schwarzkümmelölkapseln. Weitere Hilfen bieten die Ohrakupunktur und die Eigenbluttherapie, bei der das Immunsystem gewissermaßen neu gereizt und umgepolt wird, damit es dann anders auf die Reize der Pollen reagiert. Oft empfohlene Desensibilisierungen haben oft den Nachteil, dass es zu einer Symptomverschiebung kommen kann, d.h. dass nach so einer Therapie zwar die Nase endlich nicht mehr läuft, aber die allergische Reaktion dann auf ein anderes „Allergen“ gerichtet ist. Erfahrungsgemäß sollten Pollenallergiker in ihrer Leidenszeit auf Milchprodukte verzichten. Je nach Symptomenkomplex können homöopathische Mittel Linderung bringen.


Sonja Bierbaum
Die gebürtige Kölnerin praktiziert seit dem Jahr 2000 als selbstständige Heilpraktikerin. (Praxen in Kempten im Allgäu und Dießen am Ammersee). Vor ihrer Ausbildung zur Heilpraktikerin studierte sie Sportwissenschaften an der Sporthochschule in Köln mit dem Schwerpunkt Sportmedizin und Psychologie. Zudem war Bierbaum fast zwei Jahrzehnte leistungssportlich im Triathlon- und Laufsport aktiv.
www.natur-hilft-heilen.de

Erkältungskrankheiten

Bei Sport im Freien gehört leichtes „Verkühlen“ fast schon zu den alltäglichen Beschwerdebildern. Ein gereizter Hals oder ein verschnupftes Gefühl im Kopf nach einer Radausfahrt bei kühlem und windigem Wetter sind hier das klassische Beispiel. Linderung aus der Natur-Apotheke versprechen hier:
- Aconitum D6 (blauer Eisenhut) bei plötzlichem Beginn oder durch Wind entstandene Symptome.
-Silicea D12 bei ständigem Frösteln
-Ferrum phosphoricum D12 (Schüßler Salz Nr. 3) bei ersten Entzündungszeichen, Halsschmerzen oder Fieber bis 38,5°C.
-Allium cepa D6 (Zwiebel) bei stark laufender Nase,und Kalium chloratum D6 (Schüßler Salz Nr. 4) wenn die Nase verstopft ist.

Prellungen, Sturzverletzungen und Stauchungen

Eine Schürfwunde oder eine schmerzhafte Prellung durch einen Sturz beim Radfahren oder Laufen ist schnell mal passiert. Neben der äußeren Versorgung (Verband, Tape, Kühlkissen) bietet sich hier an erster Stelle die Gabe von Arnica (Tinktur, Globoli) an. Handelt es sich um Prellungen ohne Blutung, dann sollte eine niedrige Potenz z.B. D3, D6 zum Einsatz kommen, da der Wirkstoff durchblutungsfördernd ist und unterstützt so die Reparaturprozesse. Bei Verletzungen mit Blutungen, z.B. Platzwunde mit gleichzeitigem Schockzustand, sollte dann eine höhere Potenz gewählt werden z.B. C30, da eine Durchblutungssteigerung hier nicht gewollt ist und zudem eine Hochpotenz auch positiv auf die Gemütslage (Schockzustand C200) auswirkt. Auch äußerlich als Salbe beschleunigt Arnica bei Blutergüssen den Heilungsprozess.

Übelkeit, Magen- Darmerkrankungen

Reisen, sei es ins Trainingslager oder zu Wettkämpfen, gehört für ambitionierte Triathleten zum Saisonalltag. Übelkeit durch langes Reisen und Zeitverschiebung, oder Magen- und Darmverstimmungen durch unbekannte Nahrungsmittel oder andersartige Zubereitung sind bekannte Beschwerdebilder. Triathleten, die in so einem Fall auf die Naturmedizin setzen wollen, empfiehlt Bierbaum für die Reiseapotheke Nux Vomica (Brechnuss) D6 bei Übelkeit, Bauchweh und Erbrechen durch Essen, C30 bei eben den Symptomen, wenn im Hintergrund auch die Nervosität vor dem „Event“ steht. Auch der Jetlag erfährt Besserung durch Nux vomica C30. Bei Durchfall hat sich „Myrrhinil“ (mit Myrrhe, Kaffekohle und Kamille) bewährt.

Literaturempfehlung:
Dr. med E. Laubender: „Sport und Freizeit: So hilft Ihnen die Homöopathie“