Challenge Roth 2018: Sebastian Kienle zurück im Frankenland

von tri2b.com | 03.04.2018 um 18:09
Am 1. Juli 2018 heißt es "35 Jahre Triathlon in Roth", wenn an der Lände Hilpoltstein der Startschuss zum diesjährigen DATEV Challenge Roth fällt. In Nürnberg wurde heute das Topstartfeld vorgestellt, das von Sebastian Kienle angeführt wird. Der Ironman Hawaii-Sieger von 2014 wagte sich im Jahr 2010 in Roth erstmals auf die Langdistanz und kommt somit zu den Ursprüngen seiner Karriere zurück.

Kienle, der sechs Tage nach dem DATEV Challenge Roth seinen 34. Geburtstag feiert, blieb sowohl 2010 und auch 2011 bei seinem zweiten Rothstart unter der der Acht-Stunden-Marke (2010: 7:59:06; 2011: 7:57:06), dennoch reichte es beide Male „nur“ für den zweiten Platz: 2010 musste er sich nach einer Soloflucht im Marathon dem Dänen Rasmus Henning geschlagen geben und ein Jahr später dem überragenden Andreas Raelert, der damals in neuer Weltbestzeit siegte. Nach einigen Jahren der Abstinenz kehrt Kienle, der in dieser Zeit dreimal den Ironman Frankfurt gewonnen hat, nach Roth zur „Mutter aller Langdistanz-Rennen“ (O-Ton Kienle) zurück. Was ihn antreibt, formuliert der Ausnahme-Athlet ganz klar: „Der Sieg in Roth fehlt mir bisher in meiner Karriere, und darum werde ich kämpfen“.

 

Dreitz und Raphael wollen es wissen, Göhner zurück am Ort des größten Erfolgs

 

Mit Andreas Dreitz und Jan Raphael kommt starke Konkurrenz aus dem deutschen Lager. Bislang noch keine Roth-Erfahrung hat der Oberfranke Andreas Dreitz, der als Teilnehmer aus der Metropolregion Nürnberg hier erstmals an den Start geht. Sein Sieg bei seinem ersten Langdistanz-Start beim Ironman Italy im September 2017 ließ aber mehr als aufhorchen. Vor allem als extrem starker Radfahrer hat sich der 29-jährige Lichtenfelser bereits einen Namen gemacht. „Daheim in Franken“ will Andi Dreitz, der sich in Franken und Südtirol auf den großen Tag vorbereitet, jetzt Roth rocken. Großen Klang hat in Triathlon-Kreisen auch der Name Jan Raphael. Zwei Ironman-Siege (Florida 2006, Schweden 2012) stehen in seiner Vita. 2016 und 2017 gewann der 38-jährige Niedersachse die Challenge Regensburg und 2016 zusätzlich das Challenge-Rennen in Almere. In Roth reichte es bei seinem bislang einzigen Start 2016 nur für den neunten Rang – dies soll sich nun ändern.

An den Ort seines größten Erfolges kehrt Michael Göhner zurück. Der 37-jährige Reutlinger triumphierte im Jahr 2009 im Rother-Triathlonpark in einer Fabelzeit von 7:55:53 Stunden. Zuletzt war er von Verletzungspech verfolgt und will nun in Roth nach dreijähriger Pause wieder voll durchstarten. „Gib niemals auf“ heißt sein passendes Motto dazu. 

 

Holt Radturbo Cameron Wurf auch den Rother-Bikerekord?

 

Wie immer beim DATEV Challenge Roth, ist auch diesmal wieder eine ganze Riege erstklassiger ausländischer Athleten am Start. Zwei zweite Plätze in Roth hat der 29-jährige Brite Joe Skipper bereits aufzuweisen. Sie stammen aus jüngster Vergangenheit. 2016 finishte er hinter Jan Frodeno in 7:56:23 Stunden. Auch wenn er ein Stück hinter „Frodo“ ins Ziel kam, konnte Skipper die Marathon-Strecke 26 Sekunden schneller bewältigen als der Ironman-Weltmeister. 2017 war er mit 8:03:00 Stunden bei widrigen Wetterbedingungen zwar ein bisschen länger unterwegs, konnte aber mit seiner Leistung ein weiteres Mal überzeugen. Mit Blick auf seine Finisher-Zeiten kann man Skipper zutrauen, an einem guten Tag auch mit Sebastian Kienle mitzuhalten. Dies trifft – jedenfalls auf dem Rad – auch auf den Australier Cameron Wurf zu. Der ehemalige Ruder-Olympiateilnehmer und Radprofi. hatte beim Ironman Hawaii 2017 für Furore gesorgt, als er Kienle auf dem Rad deutlich deklassierte und mit seinem Wahnsinns-Tempo den alten Radstreckenrekord von Normann Stadler um mehr als fünf Minuten unterbot. Ähnliche Szenen auch beim Ironman Wales 2017, wo Wurf bei seinem Sieg als einziger Athlet auf dem Rad deutlich unter fünf Stunden blieb. Ein treuer und überaus erfolgreicher Challenge-Starter ist der Südafrikaner James Cunnama. Die stolze Bilanz seiner bisherigen Rennen in Roth: Sieg 2012 in 7:59:59 Stunden, Platz 2 2013, Fünfter 2014 und Sechster 2010. Sein Sieg bei der Erstaustragung des Ironman Hamburg  und sein anschließender fünfter Rang in Hawaii  im Vorjahr zeigen eindrucksvoll, dass der 34-Jährige ganz vorne mitspielt.

 

Das Pro-Feld der Männer komplettieren dieses Jahr zwei weitere Roth-Neulinge: Luke Bell und Jesse Thomas. Der Australier Bell, der von Paul Huddle, Ehemann der Triathlon-Ikone Paula Newby-Fraser, trainiert wird, gewann bislang zwei Langdistanz-Rennen (beide 2013) und acht Halbdistanzen. Auch kein Unbekannter ist der US-Amerikaner Jesse Thomas, der sechsmal in Folge den traditionsreichen Wildflower Triathlon in Kalifornien gewann, 2015 auch den Ironman Wales und 2016 den Ironman Lanzarote. In Roth müssen sich jedoch Bell und Thomas allerdings erst beweisen.  

 

Lucy Charles und Kaisa Sali wollen Daniela Ryf beerben 

 

Im Pro-Feld der Frauen gibt es zwei spektakuläre Neuzugänge: Kurz vor Ostern haben die aktuelle Hawaii-Zweite Lucy Charles (Großbritannien) und die Hawaii-Fünfte Kaisa Sali (Finnland) überraschend ihr Kommen zugesagt. Die erst 24-jährige Athletin Lucy Charles hatte beim Ironman Hawaii im Oktober für großes Aufsehen gesorgt und den Wettkampf über weite Strecken dominiert. Nachdem sie als erste Schwimmerin aus dem Wasser gekommen war, führte sie lange Zeit auch auf dem Rad und wurde erst am Ende der Radstrecke von der späteren Siegerin Daniela Ryf überholt. Die erst seit 2016 als Profi startende starke Schwimmerin konnte im Mai 2017 zudem den Ironman auf Lanzarote und im Juni die erstmals ausgetragene „Challenge World Championships“ in Samorin für sich entscheiden. Auch beim Ironman Frankfurt 2017, den sie als Zweitplatzierte finishte, war Lucy Charles schnellste Schwimmerin. Kaisa Sali gewann 2016 den Ironman South Africa und im November 2017 (nur einen Monat nach Hawaii) den Ironman Arizona. Auf Hawaii wurde die 36-Jährige 2017 bereits zum zweiten Mal Fünfte, nachdem sie beim Marathon mit ihrer starken Laufleistung noch viele ihrer Konkurrentinnen überholt hatte.

 

Kann van Vlerken das Ryf-Trauma besiegen und Anlauf auf Sieg Nr. 4 nehmen

 

Einen neuerlichen Anlauf nimmt auch die dreifache Roth-Siegerin Yvonne van Vlerken. Sie hielt schon einmal (2008) die Weltbestzeit, doch dann kamen Chrissie Wellington und schließlich Daniela Ryf. Ihren für 2016 und dann auch für 2017 geplanten vierten Sieg in Roth musste van Vlerken der Ironman-Weltmeisterin aus der Schweiz opfern und sich jeweils mit dem dritten Platz begnügen. Dieses Jahr hat „Vonsy“ mit ihrer bevorstehenden Hochzeit noch einen zweiten wichtigen Schwerpunkt in ihrer Saisonplanung. Ob das private Glück der „Fliegenden Holländerin“ besonders schnelle Flügel verleiht und sie diesmal mit ihrem vierten Roth-Sieg die legendäre Chrissie Wellington überholen kann?

 

Dani Sämmler schielt auf den deutschen Langdistanz-Rekord

 

Für ihre dritte Teilnahme in Roth hat sich auch die Darmstädterin Daniela Sämmler einiges vorgenommen. Bei ihren bisherigen zwei Starts in Roth (2014 Rang 10, 2015 Rang 5) konnte sie nach eigener Aussage ihre Leistung nicht komplett abrufen. Diesmal steckt sie ihr Ziel hoch und will nicht nur das Rennen unbedingt gewinnen, sondern auch gleich noch die deutsche Bestzeit von 8:47:26 Stunden (Sandra Wallenhorst, Ironman Klagenfurt 2008) unterbieten. Dass Daniela Sämmler zu den Besten gehört, beweist ihr erster Platz beim Ironman Mallorca 2015 und vor allem ihr überragender Sieg bei der Premiere des Ironman Hamburg 2017. 

Auch die in Ashfield/Großbritannien geborene Laura Siddall ist wieder in Roth am Start. Als erste Britin überhaupt konnte Siddall 2018 den Ironman Neuseeland für sich entscheiden, gewann zuvor im Mai 2017 den Ironman Australia und konnte zwei Monate später beim DATEV Challenge Roth 2017 in neuer persönlicher Bestzeit von 8:51:38 Stunden Rang zwei erreichen. 2018 ist Siddall durchaus eine Sensation zuzutrauen. 

Roth-Premiere haben die für die Vereinigten Staaten antretende Kanadierin Alicia Kaye und die Belgierin Sofie Goos. Während die starke Schwimmerin Kaye (beim Ironman Mexico 2017 erschwamm sie mit 41:49 Minuten die schnellste jemals in einem Langdistanz-Rennen erzielte Zeit /allerdings mit deutlicher Strömungsunterstützung, Anmerkung der Redaktion) erst seit 2016 Langdistanz-Rennen bestreitet, geht Sofie Goos (Sieg Challenge Barcelona und Ironman Florida 2009, Sieg Challenge Venedig 2017) in ihre voraussichtlich letzte Saison als Profi-Starterin. Mit ihrer Teilnahme am DATEV Challenge Roth erfüllt sie sich zum Abschluss ihrer Karriere einen lang gehegten Herzenswunsch. Im Mai 2016 war die Belgierin in ihrer Heimat Opfer eines Messerattentats geworden und musst anschließend aufgrund der Verletzungen eine lange Pause einlegen.