Eva Wutti: Spaß an der bergigen Radstrecke im Kaiserwinkl

Stefan Drexl für tri2b.com | 23.08.2012 um 15:41
Die Saison 2011 war für die Kärntnerin die bisher Erfolgreichste ihrer jungen Triathlonkarriere. Mit 22 österreichische Staatsmeisterin auf der Kurzdistanz und Ironman 70.3 Vize-Europameisterin. Die ehemalige Mittelstreckenläuferin möchte aber mehr und legte 2012 mit einem Trainerwechsel den ersten Grundstein. Am 2. September steht Eva Wutti am Start der Challenge Walchsee und sieht ihre Chance in einem Leistungsstarken Frauenfeld besonders auf der bergigen Radstrecke im Kaiserwinkl.

tri2b.com: Vor zwei Wochen bist Du bei der Ironman 70.3 EM in Wiesbaden gestartet, am Ende Platz 10, im Juni der 9. Platz in Rapperswil. Im Vergleich zu 2011 läuft’s noch nicht ganz so rund in dieser Saison. Woran lag es und wie hast Du diese Erfahrungen für Deine weitere Trainingsplanung genutzt? 
Eva Wutti (E.W.): Das letzte Jahr verlief für mich wirklich sehr gut. Daran anzuknüpfen wäre natürlich klasse gewesen und das war sicher auch mein Ziel. Anfang 2012 habe ich den Trainer gewechselt, das war eine wichtige und richtige Entscheidung für mich. Ralf Ebli ist ein sehr erfahrener Trainer, er hat auch dafür gesorgt, dass ich oft die Möglichkeit hatte im Süden mit sehr guten Athleten zu trainieren. Sein primäres Ziel für diese Saison war, erst einmal mein Leistungsniveau zu festigen. Große Leistungssprünge waren nicht eingeplant. Diese Vorgehensweise war mir zwar nicht unbedingt recht, denn ich wollte mich am liebsten mit jedem Wettkampf etwas steigern. Aber ich weiß, dass es der richtige Weg ist, um auch langfristig erfolgreich sein zu können. 

Hinzugekommen ist dann noch eine sehr langwierige Verletzung im Schienbein, verbunden mit einer drei monatigen Laufpause zu Beginn des Jahres. Mein schlechtes Abschneiden in Rapperswil war beinahe abzusehen, aber ich wollte unbedingt in der Schweiz starten. Es war natürlich nicht optimal, denn ich musste so die Erfahrung machen, dass ein langer so Trainingsausfall, auf diesem Niveau, unverzeihlich ist. Denn das Leistungsniveau und die Dichte sind ausgesprochen hoch in diesem Jahr. 

Insgesamt muss ich sagen, dass ich in der Saison 2012 sehr viel Lehrgeld gezahlt habe. Ich bin niemand der als 10. durchs Ziel läuft und danach gleich sagt "Der 10. Platz ist zwar nicht in Ordnung aber dafür habe ich viel Erfahrung gesammelt. Das ist auch ok". Unmittelbar nach dem Rennen war ich am Boden zerstört und unendlich enttäuscht. Aber ein paar Tage später und nachdem ich alles mit meinem Trainer besprochen hatte, sah die Welt schon wieder anders aus. Aus Rückschlägen lernt man. 

Gerade nach Wiesbaden habe ich gelernt, dass jedes Rennen erst nach der Ziellinie vorbei ist. Wiesbaden war für mich mental ein unheimlich hartes Rennen, gerade weil ich dort letztes Jahr Zweite wurde. Dieses Jahr wechselte ich dort vom Rad zum Laufen als 6. und hatte das Rennen im Kopf daher schon nach dem Rad fahren aufgegeben. Ein Fehler den ich nie mehr machen werde, es lohnt sich immer bis zum Schluss zu kämpfen. 

tri2b.com: Der Challenge Walchsee 2012 ist Dein nächstes Highlight, eine Woche zuvor startest Du aber noch beim Ironman 70.3 Zell am See/Kaprun. Ein straffer Rennkalender, ist das nicht zu viel und wie klappt das mit der Regeneration? 
Eva Wutti (E.W.): In Zell am See starte ich hauptsächlich, weil dort bereits erste Punkte für 2013 vergeben werden und ich in St. Pölten nicht dabei sein konnte. Eine Woche darauf findet dann schon der Challenge Walchsee statt. Das gleichzeitig die Staatsmeisterschaften ausgetragen werden, macht das Rennen für mich nicht attraktiver. Ich wollte schon immer bei einem Challenge Rennen starten, weil die Atmosphäre dort angeblich ganz besonders sein soll. 

Natürlich zerrt eine Halbdistanz und es wird sicher eine Herausforderung für mich beide Rennen zu bestreiten, aber ich liebe die Wettkampfsituation. Nur so lernst man seine Grenzen kennen, durch Rennen wird man besser und weiß wo man wirklich steht. 

In den ersten Monaten dieses Jahres habe ich sehr viel an meiner Grundlagenausdauer gearbeitet und ich merke auch nach jedem Rennen, dass sich das wirklich bezahlt gemacht hat. Ich bin nach einer Halbdistanz nicht mehr so platt und ausgelaugt wie es letztes Jahr noch der Fall war. Ich denke auch, dass ich fit bin, um zwei Rennen in diesem kurzem Zeitabstand zu bewältigen. In den sechs Tagen dazwischen werde ich nicht viel trainieren. Ich werde auch direkt von Zell am See nach Walchsee fahren und mir die lange Autofahrt nach Hause ersparen, um die Regenerationszeit optimal ausnutzen zu können. 

tri2b.com: Halbdistanzen scheinen ja zu Deinen bevorzugten Strecken zu zählen, je welliger um so besser. Was reizt Dich an dieser Distanz und insbesondere am Challenge im Kaiserwinkl, abgesehen ist es zugleich die österreichische Staatsmeisterschaft? 
Eva Wutti (E.W.): Ja das stimmt, Halbdistanzen finde ich besonders attraktiv, weil im Gegensatz zur Olympischen Distanz, hier jeder für sich alleine kämpft und die Wettkampflänge von 4,5 Stunden liegt für mich noch im Rahmen. Ich fühle mich mit 23 Jahren noch nicht reif genug für eine Langdistanz. Ich liebe das Radfahren und genau das fehlt mir an der Kurzdistanz. Zum Einen mag ich schwere Radstrecken, weil es wesentlich mehr Spaß macht Berge zu fahren anstatt nur durch die Ebene zu brettern. Zum Anderen bin ich der Ansicht, dass man nur durch schwere Radstrecken die Problematik des Windschattenfahrens in den Griff bekommt. Ein faires Rennen ist so eher gewährleistet. 

Den Rennen im Kaiserwinkl habe ich mir ausgesucht, da es landschaftlich wunderschön liegt und ich endlich einmal die Stimmung bei einem Challenge erleben möchte. Es lockt zudem viele internationale Teilnehmer, das finde ich besonders spannend. Die Staatsmeisterschaft übt für mich ehrlich gesagt keinen besonderen Reiz aus. Ob man in Österreich Mitglied des "Langdistanzkaders" ist oder nicht macht absolut keinen Unterschied. 

tri2b.com: Die Vorjahressiegerin und Landsmännin Eva Dollinger ist seit diesem Jahr nicht mehr aktiv, umso stärker ist dafür das restliche Teilnehmerfeld der Frauen. Um nicht zu sagen das Stärkste eines Challenge bisher mit internationalen Profis wie Mirjam Weerd, Gina Crawford und kurzfristig noch Mary Beth-Ellis. Du triffst auch wieder auf Daniela Sämmler, die Achte in Wiesbaden wurde. Wo siehst Du am Walchsee deine Stärken und wie kannst Du die Erfahrungen Deiner letzten beiden Halbdistanzen dort positiv nutzen? 
Eva Wutti (E.W.): Das Teilnehmerfeld ist wirklich extrem stark. Zu große Gedanken, wie ich ein Rennen am Besten angehe, mache ich mir eigentlich nie. Das liegt aber auch daran, dass ich alle meine Pläne meist mit dem Startschuss über Bord geworfen habe. Ich werde einfach versuchen im Wasser eine gute Position zu finden und den Rückstand möglichst gering zu halten, auf dem Rad voll zu fahren und den Halbmarathon in einer ordentlichen Zeit zu laufen. 

Nachdem ich die optimale Sitzposition auf meinem neuen Rad bisher nicht finden konnte werde ich in Walchsee mit dem Rad fahren, das ich auch im Vorjahr hatte, ein Argon E112. Auf meine Verpflegung werde ich noch ein besonders Augenmerk legen müssen, das habe ich nämlich bei all meinen Rennen in diesem Jahr vernachlässigt. 

tri2b.com: Die Leistungsstärke und Dichte bei den Frauen ist in den letzten Jahren enorm gestiegen, wie auch feststellen musstest. Alleine, wenn man die Ergebnisse der Rennserien in dieser Saison betrachtet. Woran liegt das Deiner Meinung nach und wie siehst Du diese Entwicklung? 
Eva Wutti (E.W.): Ich sehe diesem Trend sehr positiv entgegen. Es zeigt, dass der Sport zunehmend an Attraktivität gewinnt und er ernster genommen wird. Ich glaube in den Jahren zuvor gab es einfach weniger Frauen die Triathlon und das Training zu ihrer absoluten Priorität erklärten. Aber nachdem sich das gewandelt hat, sind die Leistungssprünge und die Dichte die logische Konsequenz. Auf der einen Seite ist es wegen der neuen WTC Regeln auch nicht mehr so leicht die Qualifikation für die WM zu schaffen, andererseits sind die Leistungen der Sieger somit auch deutlich höher einzustufen. Leistungssport wird nie leicht sein, umso mehr starten, desto schwerer wird es. Aber gerade das macht ja die Spannung und den Sport aus. 

tri2b.com: Herzlichen Dank für das nette Gespräch und viel Erfolg beim Heimrennen. 
Eva Wutti (E.W.): Vielen Dank.