Timo Bracht: An die Grenzen gehen und auch mal etwas riskieren – das ist Triathlon

Stefan Drexl für tri2b.com | 27.08.2012 um 15:40
Alle guten Dinge sind drei: Zum dritten Mal wird 2012 der Challenge Walchsee ausgetragen und nach Kraichgau und Roth steht Timo Bracht zum dritten Mal am Start eines Challenge innerhalb eines Jahres. Der 7-malige Ironman-Gewinner startet somit auch erstmals im Land seines neuen Topsponsors "Power Horse" und hat sich für die anspruchsvolle Halbdistanz in den schweizer Alpen um Andermatt vorbereitet. Der 37-Jährige freut sich auf den nächsten Formtest im zauberhaften Kaiserwinkl und hat tri2b.com von seiner Renntaktik und der kaiserliche Herausforderung nach dem Zieleinlauf erzählt.

tri2b.com: Danke, dass Du dir so kurzfristig in der heißen Phase der Vorbereitung auf Hawaii Zeit für ein kurzes Interview nimmst. Es ist noch eine Woche bis zum dritten Challenge Walchsee, Dein dritter Challenge in dieser Saison. Was waren die Gründe, dass Du dich für die Halbdistanz in Tirol entschieden hast? 
Timo Bracht(T.B.): Der Termin passt perfekt in meine Vorbereitung. Vor zwei Wochen konnte ich die Kurzdistanz in Viernheim beim Rhein Neckar Cup gewinnen, jetzt teste ich über die Mitteldistanz. Das Rennen gefällt mir unheimlich gut und es wird bei starker Konkurrenz eine schöne Standortbestimmung für das anstehende September Trainingslager. Ich war letztes Jahr schon dort, wir hatten ein sehr schönes Wochenende, es ist ein Rennen der kurzen Wege, tolle Organisation, mit schnellen Strecken und leckerem Kaiserschmarren bei der Siegerehrung. 

tri2b.com: In Frühjahr bist Du beim Challenge in Kraichgau gestartet, im Juli dann über die Langdistanz in Roth. Beide Rennen liefen Deinen Aussagen entsprechend nicht ganz nach Plan. Hast Du die gemachten Erfahrungen hilfreich nutzen können und Dein Training daraufhin verändert? 
T.B.: Rückblickend war Kraichgau von der Schwimm- und Radleistung sehr gut. Ich lag bei einem sehr guten, dichten Feld gleich ab Radkilometer 2 an der Spitze. Das Radrennen war dann geprägt von vielen Tempowechseln und ich war vielleicht etwas zu ungestüm im Zweikampf mit Sebastian Kienle, ich denke wir haben dann beide ein bisschen dafür bezahlt beim Laufen. Aber manchmal musst du eben riskieren. Roth war trotz dem zweiten Platz ein großer Erfolg. Wenn im Vorfeld alles auf Sieg programmiert ist, dann ist es natürlich erst mal kompliziert wenn du 2. wirst. Wenn natürlich ein 2:43 Stunden-Marathon nicht für den Sieg reicht, dann war ich ganz einfach zu langsam und werde nächstes Jahr eben schneller sein - ganz bestimmt - auch schon auf der Rad. Aber ich habe trotzdem den Europameister Titel gewonnen und das Publikum hat mich gefeiert, es war ein ganz besonderer Tag für mich. Das Training hat sich durch die Rennen kaum verändert- es tut immer noch manchmal richtig weh.... 

tri2b.com: Du zählst auch zu den Favoriten auf den Sieg im Kaiserwinkl. Bedeutet das für Dich zusätzlichen Leistungsdruck aufgrund der Erwartungen Deiner Fans und Deiner Eigenen oder ist das für Dich zusätzliche Motivation und wenn ja, inwiefern? 
T.B.: Der Challenge Walchsee ist für mich ein klassisches September Rennen. Da ist immer die Tagesform entscheidend. Favoriten sind aber diesmal andere und ich werde mich erst einmal auf mein Rennen konzentrieren. 

tri2b.com: Über die Halbdistanz am Walchsee starten eben auch der Vorjahressieger Ronnie Schildknecht, der den IM Zürich gewann und Andi Raelert, der in Kraichgau erneut erfolgreich war. Wie schätzt Du den direkten Vergleich auf der anspruchsvollen Strecke ein und wie und wo denkst Du wird das Rennen letztendlich entschieden? 
T.B.: > Das Rennen wird sehr schnell werden. Andreas ist für mich mittlerweile auf der Mitteldistanz stärker einzuschätzen als auf der Langdistanz. Und für Ronnie ist die Drücker-Radstrecke und das Klima auch geschaffen. Deshalb wird es schwer die Jungs zu knacken. Entschieden wird das Rennen ab der zweiten Radhälfte und dann nach der Siegerehrung beim Kaiserschmarren Essen ...(lacht ) 

tri2b.com: Es gibt auch Kritiker, die meinen, Timo Bracht würde zu hart trainieren und das Training vielleicht etwas zu oft umstellen. Ist das so und welche Besonderheiten hast Du in diesem Jahr in Deinem Training integriert oder gar verändert, mit Blick auf solch alpine Radstrecken wie in Tirol? 
T.B.: Ja gibt es die Kritiker? Interessant zu hören und was die alles wissen. Triathlon ist ein harter Sport und 10 Jahre an der Weltspitze ist man nicht wenn man immer das Gleiche trainiert und nie an seine Grenzen geht. Das ist ja gerade der Reiz der Sportart, neue Trainingsmethoden zu testen, auch mal verrückte Sachen zu machen und an seine Grenzen zu gehen. Das macht das Triathlon Training aus und dieses „Gut“ sollten sich alle Triathleten bewahren, dies hat auch den Mythos unserer Sportart mit geprägt. Der Trend zum Ironman für Jedermann innerhalb weniger Wochen ist der falsche Weg für den Sport, und auch für alle, die zu schnell, zu viel und zu frühzeitig wollen. 

tri2b.com: In sieben Wochen ist die Ironman Weltmeisterschaft auf Hawaii, wie sieht Dein weiteres Programm nach Walchsee aus und wann wirst Du nach Kona reisen? 
T.B.: Im September bereite ich mich mit meinen Teamkollegen und Coach Ralf Ebli vom 21run.com Traithlon Team im Club La Santa vor. Die Vorfreude auf sehr harte Trainingswochen ist bei allen da und wer vor Ort ist, der kann gerne vorbei kommen. Nach Kona geht es dann mit Hannes Hawaii Tours ca. 14 Tage vor dem Wettkampf. 

tri2b.com: Für den Challenge Walchsee wünsch ich Dir viel Erfolg und ein schönes Rennen, besten Dank für das Gespräch.