Lucy Charles-Barclay im Solo zum ersten Ironman 70.3 WM-Titel

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 18.09.2021 um 22:38
Lucy Charles-Barclay hat sich in St. George mit einer Galavorstellung zur neuen Ironman 70.3-Weltmeisterin gekürt. Nach 4:00:20 Stunden war der Triumph der vor drei Tagen 28 Jahre alt gewordenen Britin perfekt und die Konkurrenz mehr als deutlich abgehängt. Die zweitplatzierte Jeanni Metzler (4:08:39) aus Südafrika hatte über acht Minuten Rückstand und musste auf den letzten Kilometern alles aufbieten, um die drittplatzierte US-Amerikanerin Taylor Knibb (4:08:50) nicht mehr rankommen zulassen. Die Ravensburgerin Anne Reischmann schaffte es mit einer starken Leistung auf Rang zehn und platzierte sich dabei sogar knapp vor der Topfavoritin Daniela Ryf.

Besser hätte der Tag nicht für Charles-Barclay beginnen können. Beim Schwimmen ohne Wetsuit konnte sie ihre Überlegenheit in der Schwimmdisziplin einmal mehr ausspielen und die Konkurrenz dort schon gehörig unter Druck setzen. Taylor Knibb hatte als Zweite schon 1:22 min Rückstand, die eine Gruppe von sechs Verfolgerinnen anführte. Dort mit dabei. Die spätere Zweite Metzler und die Mitfavoritin Holly Lawrence.

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Charles-Barclay auch auf dem Rad die Beste

 

Daniela Ryf, die seit 2014 insgesamt fünf Ironman 70.3 WM-Titel gewinnen konnte, hatte 2:27 min Rückstand auf Charles-Barclay. Die Schweizerin versuchte dann auch mit einer offensiven Fahrweise den Rückstand zur Spitze zu verkürzen. Allerdings nur mit mäßigem Erfolg. Der Abstand zu Knibb, die wie schon beim Collins Cup wieder mit ihrem Roadbike und Triathlonaufsatz fuhr, verringerte sich bis zur 40 km-Marke zwar auf nur noch 12 Sekunden. Vorne fuhr Charles-Barclay allerdings in einer anderen Liga. Als die letzten 30 Kilometer eingeläutet wurden betrug ihr Vorsprung auf Knibb gut drei Minuten und Ryf, die nun wieder Zeit verlor, lag sogar über vier Minuten zurück.

Hinter der Titelverteidigerin folgte mit einer weiteren Minute Abstand dann Holly Lawrence, die mit Ellie Salthouse, Emma Pallant, Jeanni Metzler, Kat Matthews und Skye Mönch richtig starke Athletinnen im Schlepptau hatte. Anne Reischmann konnte ebenfalls fast Anschluss an diese Gruppe halten und hatte so auch zur Halbzeit des Rennens die Top Ten noch im Blick.

Im Snow Canyon-Anstieg veränderte sich der Abstand zwischen Charles-Barclay und Knibb nur um wenige Sekunden, während Ryf nun deutlich an Boden verlor und die ersten Plätze nach den 90 Radkilometern fast schon vergeben schienen.

Charles-Barclay, die vor zwei Jahren in Nizza nach einer Penalty auf dem Rad noch chancenlos im Medaillenfight war, nahm fast fünf Minuten Vorsprung vor Knibb mit auf die Laufstrecke, Ryf lag sechs Minuten zurück.

 

Ryf explodiert auf den ersten Laufkilometern

 

Ähnlich wie im Männerrennen, sorgte der erste Anstieg für die Vorentscheidung. Der Vorsprung von Charles-Barclay auf Knibb wurde nochmals größer und Ryf schien jetzt förmlich am Boden zu kleben. Schnell zogen Metzler, Kat Matthews und auch Emma Pallant an der lange Zeit als unantastbar geltenden Schweizerin vorbei.

 

Sekundenfight zwischen Metzler und Knibb um den Silberrang

 

Für Lucy Charles-Barclay wurden der Lauf durch den Regen von St. George nun zum Triumphlauf. Spannend war nur noch die Frage, ob Knibb im finalen Downhill die immer näherkommende Metzler auf Distanz halten kann. Drei Kilometer vor dem Ziel flog die 29-jährige Metzler, die in der Höhe von Boulder lebt und trainiert, an der erst 23-jährigen Knibb vorbei. Die Zweite des diesjährigen World Triathlon Championship Rankings gab sich aber noch nicht geschlagen und jagte Metzler inmitten der überrundeten Agegrouper bis an den Zielstrich vor sich her. Am Ende rettete die Südafrikanerin elf Sekunden Vorsprung ins Ziel.

Dahinter komplettierten Matthews, Pallant und Moench die Top Six. Anne Reischmann schob sich auf dem letzten Kilometer noch an der schwer gestrauchelten Daniela Ryf vorbei auf Rang zehn. Die zweite deutsche Profistarterin Katharina Krüger beendete das WM-Rennen auf Position 18.