Anne Haug: Ich fahre ohne Uhr und Wattmesser

Michael Rauschendorfer & Harald Eggebrecht für tri2b.com | 05.07.2018 um 22:10
Noch nicht einmal ein Jahr ist es her, als Anne Haug auf die Triathlon-Mitteldistanz wechselte. Die zweimalige deutsche Olympiastarterin (London 2012/Rio 2016) überzeugte auf der halben Ironman-Distanz von Beginn an. Mittlerweile stehen für die Bayreutherin über die 70.3-Distanz drei Siege zu Buche (Lanzarote, Dubai und Oceanside). Nun wagt Anne Haug in Frankfurt den Sprung auf die volle, 226 Kilometer lange, Ironman-Distanz. Wir haben im Rahmen der offiziellen Pressekonferenz mit ihr über die finale Vorbereitung, einem möglichen Wetsuit-Verbot und das Wettkampf-Pacing gesprochen.

tri2b.com: Du warst zur finalen Ironman-Vorbereitung auf Lanzarote im Club La Santa. Wie lief´s?
Anne Haug (A.H.): Es lief sehr gut. Ich war genau zwei Wochen dort. Das Wetter war in Deutschland zwar fast ein bisschen wärmer, trotzdem konnte ich mich dort perfekt und in Ruhe vorbereiten. Für zehn Tage war auch meine Physiotherapeutin dabei, von daher hatte ich ein ganz tolles Trainingslager und alles ist nach Plan verlaufen.

tri2b.com: Gab es noch gezielte Schwerpunkte im Training?
A.H.:Ich bin hinsichtlich der Triathlon-Langdistanz noch eine große Konstruktionsfläche, von daher wurde noch in allen Disziplinen Akzente gesetzt. Ich kann  allerdings noch gar nicht so große Trainingsumfänge machen, wie manche andere erfahrene Langdistanzlerinnen. Für mich ist das so ein "Build-Up"  und ich denke ich bin so gut vorbereitet, wie es mir aktuell möglich ist. Ich habe ein tolles Trainerteam, auf das ich voll vertrauen kann und ich weiß auch, dass ich nicht von 0 auf 100 gehen kann. Jetzt freue ich mich aufs Rennen.

tri2b.com: Das Schwimmen könntet am Sonntag für die Profis ohne Neo stattfinden. Ist das gut oder schlecht für dich?
A.H.: Also theoretisch schwimme ich sehr gerne ohne Neo. Das Problem ist aber immer, wenn ohne Neo geschwommen wird, dass es sehr kalt ist. Das ist ein großes Problem für mich, weil ich dann wie so ein Nussknacker schwimme und sehr stark auskühle. Ich denke halt immer um 6:30 Uhr wird es kalt sein, egal wie warm der See ist. Ich will halt nicht frieren, egal ob mit oder ohne Neo geschwommen wird, weil das schränkt meine Leistungsfähigkeit beim Schwimmen stark ein.  

tri2b.com: Als Langdistanz-Rookie betrittst du am Sonntag absolutes Neuland. An was wirst du dein Pacing auf dem Rad ausrichten. Nach Watt, Herzfrequenz oder Gefühl?
A.H.: Absolut nach Gefühl. Ich habe weder eine Uhr dabei, noch einen Wattmesser, noch sonst was. Ich hoffe, dass ein paar Kilometerschilder am Rand stehen, damit ich dann weiß, wo ich bin. Ich möchte mich auf keinen Fall von solchen Zahlen und Daten knechten lassen, sondern mich da komplett auf mein Gefühl verlassen. Ich möchte, wenn es gut läuft, auch mehr drauf drücken können. Genauso mir aber in einer Downphase auch zugestehen, etwas raus zunehmen.  Ich weiß nicht ob das die beste Taktik ist, aber es ist meine Taktik. Am Sonntag zeigt sich ob diese Taktik aufgeht. Ich will das bei  meiner ersten Langdistanz gerne so machen und mein Trainer Dan Lorang gibt mir da auch die Freiheit es so zu tun.

tri2b.com: Hast du dir die Strecken schon angesehen. Insbesondere die Radstrecke, die ja etwas abgeändert ist?
A.H.: Der Mario Schmidt-Wendling hat mich mal lieberweise rumgeführt. Den Vergleich zur alten Radstrecke kenne ich ja gar nicht. Ich weiß nur, dass die aktuelle Radstrecke etwas zu lang ist. Eine Runde bin ich mal abgefahren. Ich war ganz froh, dass einige Hügel und Anstiege mit drin sind. Das bricht so etwas den Rhythmus, weil es für mich schon noch sehr hart ist so lange in der Aeroposition zu fahren.  Da bin ich schon froh, wenn man auch mal aufstehen kann.

tri2b.com: Für Sonntag sind laut Wetterbericht im Marathon heiße Temperaturen garantiert. Die Laufstrecke entlang des Mains kann dann ein richtiger Hitzekessel werden. Kommt das deiner Laufstärke entgegen?
A.H.:  Ich denke schon. Ich liebe Hitze. Ich hatte bisher immer gute Rennen bei Hitze. Mir macht das hoffentlich nicht so viel aus. Ich würde sagen, je wärmer, desto besser. Mal sehen, was ich dann am Sonntag nach dem Rennen sage.

tri2b.com: Wir wünsche dir für den Sonntag eine ganz heiße Ironman-Premiere.