Ironman Frankfurt: Große K.o.-Duelle am Römerberg?

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 03.07.2014 um 00:00
Um die 2.800 Triathleten aus 60 Nationen werden am Sonntag den Ironman Frankfurt in Angriff nehmen. Jeder wird dabei seine ganz eigene Geschichte schreiben. Es geht ums persönliche Finish, um die persönliche Bestzeit, um die Hawaii-Quali, ums Podium in den Altersklassen und für einen kleinen elitären Kreis der Profis um den Gesamtsieg am Frankfurter Römerberg. Mit Hochspannung wird dabei das Duell der Weltmeister gegen den Olympiasieger erwartet: Ironman Hawaii-Sieger Frederik van Lierde, Ironman 70.3-Weltmeister Sebastian Kienle und Olympiasieger Jan Frodeno sind die Erstgenannten, wenn es um die Topfavoriten am "längsten Tag des Jahres" in Frankfurt geht.

Einer, dem es ganz recht sein wird, nicht wie gewohnt in der Favoritenrolle zu stecken, dürfte Andreas Raelert sein. Vier Jahre ist es her, dass der Rostocker in Frankfurt nach einer Soloflucht auf dem Rad zum Sieg rannte. Diesmal sind die Vorzeichen anders: Andi Raelert, seit 2011 Weltbestzeithalter über die Triathlon-Langdistanz, konnte in seinem letzten Testrennen in Heilbronn nicht überzeugen und darf damit am Sonntag anderen die Rolle der Favoriten überlassen.

 

Zwischenstand 2014: Frodeno - Kienle 2:0 - nun geht´s in die Verlängerung

Anders wird es bei Frederik van Lierde aussehen. Auf den amtierenden Hawaii-Sieger werden einmal mehr die Kameras gerichtet sein. Das gleiche gilt für Kienle und Frodeno. Gerade Kienle fieberte dem Duell mit Frodeno entgegen, nachdem er bei den Ironman 70.3-Konkurrenzen im Frühjahr in Oceanside (Kalifornien) und St. George (Utah) unterlegen war und sich anschließend fürs "Hintern versohlen" bedankte. Die Vorzeichen auf der vollen Ironman-Distanzen über 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen sind allerdings anders. Sebastian Kienle, der 2010 bei seiner Langdistanz-Premiere in Roth gleich unter acht Stunden blieb, kennt mittlerweile die Knackpunkte in einem Ironman. So wie im Vorjahr auf Hawaii, als der Knittlinger Dritter wurde und nach dem Rennen von unsäglichen Schmerzen im ganz Körper sprach und ihm zwischenzeitlich sogar eine Aufgabe durch den Kopf ging. Frodeno, der sich nach seiner krankheitsbedingten Absage beim Bundesligarennen im Kraichgau, nochmals ins spanische Girona für den letzten Trainingsschliff zurückzog, muss diese Erfahrungen erst noch machen. Bei seinen bisherigen IM-70.3-Rennen war der Olympiasieger von 2008 immer nach knapp vier Stunden im Ziel. Am Sonntag dürfte "Frodo" nach dieser Zeit noch etwa eine weitere Stunde auf dem Radsattel verbringen, bevor es in den Marathon entlang des Mains geht.

Und gerade jenseits der Topfavoriten ist am Sonntag geballte Ironman-Erfahrung am Start. Ronnie Schildknecht, der siebenmalige Rekordgewinner des Ironman in Zürich, will in Frankfurt im Kona-Proranking punkten, nachdem die Saison bislang eher enttäuschend verlief. Ebenso Jan Raphael, der im Vorjahr und 2011 als Zweiter am Römer einlief und hofft mit dabei zu sein, wenn "an diesem Wochenende ein Stück Triathlon-Geschichte geschrieben wird.“ Stark auftrumpfen könnte auch der Niederländer Bas Diedersen, der im Vorjahr mit einem starken Marathon noch auf Rang drei nach vorne lief. Weitere Deutsche im Profifeld sind Jens Kaiser, Mark Dülsen, Johann Ackermann und. Alfred Rahm.

Viele deutsche Pros in einem extrem starken Frauenfeld

Bei den Frauen ist das komplette Podium des Vorjahres mit Camilla Pedersen, Jodie Swallow und Kristin Möller wieder am Start. Eigentlich nichts ungewöhnliches bei einer Ironman-EM. Doch im Falle der Titelverteidigerin Camilla Pedersen gleicht es einem medizinischen Wunder. Nach einem Trainingsunfall lag die Dänin im vergangenen September mit lebensbedrohlichen Verletzungen in Koma. Pedersen wurde nicht nur vollkommen gesund, sondern legte im Frühjahr ein Comeback auf höchstem Niveau hin. Zuletzt feierte sie beim Ironman 70.3 Aarhus einen Sieg. Auf die Topränge und viele Punkte im Kona-Ranking hoffen neben der Vorjahresdritten Möller gleich eine ganze Reihe deutscher Athletinnen. Allen voran Sonja Tajsich, die selbst aber von einer "etwas holprigen Vorbereitung spricht". "Es ist alles offen. Wenn ich meine Form abrufen kann, dann könnte es sehr gut werden," erklärt die 38-Jährige, die 2011 in Frankfurt schon einmal als Dritte auf dem Podium stand. Mareen Hufe, aktuell 34. im Proranking, möchte mit einem guten Ergebnis ihre Hawaii-Quali endgültig perfekt machen. Gleiches erhofft sich auch die Nordhäuserin Katja Konschak. Besonders viel Unterstützung von den Fans an der Strecke dürfen die Frankfurterinnen Natascha Schmitt und Jenny Schulz erwarten. Nachdem Schmitt im Vorjahr beim Heim-Ironman ihre Premiere auf der Langstrecke feierte, versucht sich nun auch Duathlon-Spezialistin Schulz erstmals an der Ironman-Distanz. Die weiteren deutschen Pro-Girls sind Astrid Ganzow, Katharina Grohmann, Verena Walter und Nicole Woysch.