Ironman Germany: Dave Scott wartet im Ziel

von Steffen Gerth für tri2b.com | 14.08.2002 um 21:30
Am Sonntag ist die Premiere des Ironman Germany in Frankfurt. 1900 Athleten gehen an den Start...

Wenn Lothar Leder sagt, dass er sich körperlich noch nicht ganz so frisch fühle, dann darf man ihm das glauben. Drei Rennen über die Ultradistanz in diesem Jahr hat er in den Beinen (Malaysia, Brasilien, Roth) – am Sonntag kommt das vierte, und für ihn wäre ein Sieg hier wichtiger als auf Hawaii. Sagt Leder. Das muss man nicht glauben. Es klingt aber gut. Leder weiß eben, was man sagt, damit es richtig klingt – denn als Darmstädter ist der Ironman Frankfurt sein Heimspiel, außerdem ist er Olympiabotschafter der Stadt Frankfurt bei deren Bemühungen, die Spiele 2012 austragen zu dürfen. In den Radiospots des Hessischen Rundfunks wird Leder als der local hero des Ironman Germany angekündigt, pathetisch werden seine Gegner genannt: Jürgen Zäck und Normann Stadler.

Leder, Stadler, Zäck - einer wird gewinnen
Das stimmt natürlich auch, denn nur dieses Trio wird bei der Premiere dieses Rennens die Plätze eins bis drei bei den Männern ausmachen. Kurt Denk, der Präsident des Ironman Germany sagt, dass er auch mit dem Luc Van Lierde verhandelt habe wegen eines Starts, „aber jeder weiß ja, wie schwierig es ist, mit Luc“. Wenigstens wird der eigentlich öffentlichkeitsscheue Weltrekordler aus Belgien im Zielraum stehen und mit seinem Richard-Gere-Lächeln die Finisher unter den 1900 Startern in Empfang nehmen, die dann auch noch von Dave Scott eine Medaille umgehängt bekommen. Besser als nichts, und wer Triathlon liebt, für den ist die Anwesenheit von „The Man“ immer noch etwas Besonderes. Scott war schon Tage vor dem Rennen in Frankfurt, hat Seminare gehalten und stand als Trainingspartner zur Verfügung. Eine Legende zum Anfassen.Tempohatz auf der Radstrecke erwartetFür die Helden der Gegenwart wird es ein Rennen, bei dem es auch ums Ansehen geht. Jeder weiß, dass Leder und der gerade 37 Jahre alt gewordene Zäck eine hübsche Rivalität unterhalten und diese gerne pflegen aus öffentlichkeitswirksamen Gründen. Stadler wiederum hat sich zu einem Gefolgsmann von Zäck entwickelt – das wird auf den Rennverlauf Auswirkungen haben. Es dürfte Rad gefahren werden wie der Teufel. Zäck bezeichnet die 180 Kilometer durch die Wetterau im Frankfurter Nordosten als winkelig und technisch sehr anspruchsvoll. „Lothar hat geschätzt, dass man die Strecke nicht schneller als in 4:40 Stunden fahren kann. Ich will schon ein bisschen schneller fahren, so zwischen 4:25 und 4:30 Stunden.“ Es wird wohl eine wilde Jagd auf dem Rad geben, davon geht auch Leder aus, er kennt die Rennen gegen Zäck: „Das ist nichts Neues.“ Neu findet er, dass sich der Altmeister vor dem Frankfurter Wettkampf ziemlich ruhig verhält. Keine Seitenhiebe, keine Sprüche. „Und das ist extrem gefährlich“, glaubt Leder. Das mag wohl stimmen. Niemand, der in Form ist, muss auf den Putz hauen. Auf jeden Fall geht Zäck ausgeruht ins Rennen, Leder hat neben seiner diversen Ironman-Abenteuern vor zehn Tagen noch schnell den Heidelberg-Man aufgesucht, um dort auf dem Rad fünf Minuten auf Normann Stadler zu verlieren. Voriges Wochenende musste es dann auch noch eine Kurzdistanz in Regensburg sein, wo er Thomas Hellriegel besiegen konnte. Für Zäck geht es darum, im Herbst seiner Karriere nach einigen gesundheitlichen Rückschlägen noch einmal auf einer großen Bühne einen großen Auftritt zu haben. Trotzdem sagt Leder, dass Stadler für ihn der Mann sei, den es zu schlagen gelte. Vielleicht auch wegen Heidelberg, aber vielleicht war das alles doch nur ein großer Bluff. „Jürgen darf man niemals unterschätzen.

"Queen of Kona" Paula Newby-Frazer läßt der Ironman nicht losUnd die Frauen? Hier gibt es auch ein Trio, wenn man es gut meint, darf man sogar von einem Quartett sprechen. Aber dass die bisherige Kurzstreckenathletin Nina Fischer bei ihrer Ironmanpremiere gegen die erfahrene Konkurrenz bestehend aus Joanne King, Paula Newby-Frazer oder Katja Schumacher wirklich bestehen kann, sollte man bezweifeln. Eigentlich müsste man meinen, dass Joanne King die beste dieser Frauen ist – aber man hatte ja auch schon vor drei Jahren gesagt, dass die Australierin demnächst die Triathlonwelt beherrschen werde wie keine andere. Es kam anders, der Senkrechtstarter setzte zum Tiefflug an, die vielen Starts des Jahres 1999 verkraftete der Körper nicht. In Frankfurt geht es um einiges für sie, denn ihre Ironmanjahr 2002 begann mit einem körperlichen Einbruch beim Ironman Australien, wo sie nach 24 Laufkilometern dehydriert aufgeben musste. Zu Paula Newby-Frazer muss man nicht mehr viel schreiben, die Frau ist Legende genug – auch wenn man sich fragen muss, wie lange sie noch dieses Ansehen verteidigen will. Katja Schumacher wird indes zusehen, dass sie die Chance in Frankfurt nutzt für ein großes Rennen, damit man sie hierzulande nicht nur auf ihren Sieg in Roth 1998 reduziert. Allerdings lag sie noch vor ein paar Tagen mit einer Bronchitis im Bett, körperlich könnte sie daher nicht in allerbester Verfassung an den Start gehen. So gesehen, hat sie hier etwas mit Lothar Leder gemeinsam.