Michael Weiss: Mit Kurskorrektur auf Rang drei auf Maui

Stefan Drexl für tri2b.com | 27.10.2010 um 16:57
Drei Mal hat „Miki Wiki“ jetzt bereits am Xterra Maui teilgenommen, seit er 2008 endgültig vom Radsport zum Triathlon wechselte. Zwei Mal stand der 29-jährige Österreicher bereits auf dem Podium der Weltmeisterschaften. Mit einem erneuten dritten Platz 2010 hat er seine Leistung vom Vorjahr bestätigt und eine nicht ganz reibungslos verlaufene Saison, in der die nationale Anti-Doping-Agentur Österreichs im Sommer ein nun eingestelltes Verfahren gegen Weiss eröffnete, zufrieden abgerundet. Wir haben Michi Weiss gleich nach Zieleinlauf zu Rennverlauf befragt.

tri2b.com: Michi, herzlichen Glückwunsch zum dritten Platz auf Maui. Es war ein spannender Xterra, der von einer souverän wirkenden Leistung des neuen Weltmeisters Conrad Stoltz geprägt war. Die Plätze zwei und drei waren da schon heißer umkämpft. Wie war das Rennen? 
Michael Weiss (M.W.): Grundsätzlich bin ich sehr zufrieden mit meinem Rennen heute. Besonders das Schwimmen lief super. Ich hab mich hier deutlich verbessert und war sogar überrascht, am Sebastian dran gewesen zu sein, der bestimmt nicht langsam unterwegs war. Auf dem Mountainbike war es heute hart, da habe ich einfach gespürt, dass mir die Routine abgeht und die Rennpraxis der vergangenen Monate fehlt. Über das Laufen kann ich mich auch nicht beklagen, da hab ich meine Position gehalten, am Ende wurde es der dritte Platz und damit habe ich das Ergebnis vom letzten Jahr bestätigt. 

tri2b.com: Nach dem Schwimmen und dem ersten Wechsel ergab sich eine größere Gruppe. Du hast Dich dann erst einmal lösen müssen, um schließlich einige Position gut zu machen. Kam Dir die Streckenbeschaffenheit dabei entgegen? 
M.W.: Ich bin eigentlich, vor allem bergab, sehr verhalten gefahren, um nicht mehr Risiko einzugehen als nötig. Es waren eine Menge Steine auf der Strecke und ich hab mich gewundert, was einige riskiert haben. Einmal habe ich mich sogar verfahren, weil der Kurs nicht eindeutig war. Zum Glück kam dann Olivier Marceau, der 15 Sekunden hinter mir lag und hat mich wieder zurück gepfiffen. Also vielen Dank an der Stelle auch noch mal an Olivier, er ist ein echter Sportsmann. 

tri2b.com: Neben der Leistung braucht es hier vor allem auch Glück. Nicht nur, um auf Kurs zu bleiben, sondern auch, um keine größeren Defekte zu haben. Sebastian Kienlehatte heute eher Pech, hast Du ihn auf der Strecke gesehen? 
M.W.: Ich bin gleichzeitig mit Sebastian los gefahren und er hat mich sehr überrascht, wie stark er schon von Beginn an war. Ich hatte auch den Eindruck, dass er vor allem bergab fast schon ein bisschen viel riskiert. Als wir zusammen unterwegs waren, hab ich vorgeschlagen, dass wir uns abwechseln und besser gemeinsam fahren. Nach über der Hälfte des Rennens hat er dann abreißen lassen und ich hab immer mehr aufgeholt. Er muss den Defekt danach gehabt haben. 

tri2b.com: Dann der Wechsel zum Laufen, hier geht’s ja auf den ersten Metern gleich wieder bergauf. Wie war die Belastungsumstellung, hast Du schnell einen Rhythmus finden können oder doch noch Nachwehen vom Ironman gespürt? 
M.W.: Eigentlich überhaupt nicht. Ich hab mich von Anfang an sehr gut gefühlt, fast wie im letzten Jahr. Es war aber extrem heiß und ich habe teilweise gedacht, mir zerreißt’s den Kopf gerade bei den Anstiegen. Aber dann auch der Sand, der an einigen Stellen doch tief ist - da hab ich immer meine Schwierigkeiten. Mit meinen 78 Kilo fällt da jeder Schritt schwer. Am Ende habe ich den dritten Platz dann in’s Ziel gerettet. Conrad Stoltz ist für mich ein würdiger Champion, er hat sich das wirklich verdient. In den letzten zwei Jahren hat er einfach immer wieder Pech gehabt und heute war er außer Reichweite. 

tri2b.com: Wie war dann der Zweikampf mit Franky Batelier, ihr habt gemeinsam gewechselt. War Platz zwei nicht auch in Reichweite? 
M.W.: Er ist vor mir aus der Wechselzone und ich bin immer 10 bis 30 Sekunden hinter Franky gewesen und hab ihn immer gesehen. Aber ich bin einfach nicht heran gekommen. Er hat heute einfach den besseren Tag beim Laufen gehabt. 

tri2b.com: Auf der Strecke habe ich Dave Nicholas gehört, als er Dir „Wiki Miki“ zurief. Was hat es damit auf sich? 
M.W.: Wegen meiner schnellen Radsplits haben mich irgendwann einmal „Kahuna Dave“, der Organisator des Xterra und Greg Welch mit dem "Wiki-Wiki-Express" am Honolulu Airport verglichen. „Wiki“ ist hawaiianisch und bedeutet schnell. Die Amerikaner tun sich zudem schwer das „ch“ in Michi auszusprechen und es klingt eher wie „Miki“. Schon war „Wiki Miki“ geboren. 

tri2b.com: War der Xterra auf Maui jetzt Dein letzter Wettkampf in dieser Saison? 
M.W.: Das war mein letztes Rennen für dieses Jahr und es heißt nun wirklich zwei bis drei Wochen gar nichts tun, entspannen und erholen. Am 1. Dezember geht’s dann wieder los mit der Vorbereitung auf die neue Saison. 

tri2b.com: Bleibt Ihr noch ein paar Tage auf Maui, wann geht’s zurück? 
M.W.: Einen Tag werden wir jetzt noch die Insel genießen und dann flieg ich mit meiner Freundin zurück nach Colorado, meiner zweiten Heimat, wo dann erst einmal Regeneration angesagt ist. 

tri2b.com: Dann noch viel Spaß und eine gut Zeit in Colorado. Danke für das Interview.