Felix Walchshöfer kann sich noch gut daran erinnern, wie er schon als kleiner Bub beim Triathlon in Roth geholfen hat. „Beim ersten Mal habe ich ein gelbes Helfershirt in der Größe S bekommen“, blickt der heute 27-Jährige zurück. „Das ist mir bis unter die Knie gegangen.“ Über 20 Jahre ist das bereits her. Später lief er als Kind mit blauen Luftballons mit Spitzenathleten wie Jürgen Zäck oder Rainer Müller-Hörner die letzten Meter ins Ziel. Am Sonntag empfängt Felix Walchshöfer beim sechsten Quelle Challenge Roth die Sieger im Ziel: als Rennleiter.
Als aus dem IRONMAN Europe in Roth im Jahr 2001 der Quelle Challenge wurde, gab der bisherige Veranstalter, Detlef Kühnel, mit der Lizenz auch die Organisation ab. Herbert Walchshöfer, Vater von Felix und langjähriger Ironman-Sprecher, übernahm. Seinem Sohn übertrug er zunächst die Verpflichtung der ausländischen Topathleten. Außerdem kümmerte sich Felix Walchshöfer um die englischsprachige Presse. Alles machte Walchshöfer junior nebenher. Eigentlich studierte er Betriebswirtschaftslehre an der Universität Erlangen-Nürnberg.
Als sein Vater im Jahr 2004 schwer erkrankte, nach einem Helferessen mit einer Lungenentzündung auf die Intensivstation musste und nur eine Lungentransplantation sein Leben rettete, musste Felix Walchshöfer zwangsläufig mehr Verantwortung übernehmen. „Wir standen dann vor der Frage: Pausieren wir mit dem Rennen, bis Dad gesund ist? Oder schmeiße ich das Studium und springe ein?“ Der damals 24-Jährige entschied sich für Letzteres. „Das meiste war für mich völliges Neuland“, erinnert er sich. „Das Wichtigste war, dass mir die Wettkampfleiter rund um die Uhr geholfen haben.“ Und Detlef Kühnel, der einer der ersten deutschen Triathleten beim Ironman auf Hawaii war, ist wieder eingesprungen. „So konnte ich Schritt für Schritt reinwachsen“, meint Walchshöfer.
Herbert Walchshöfer ist heute weiterhin Veranstalter. Er ist die letzte Instanz. Er segnet die Ideen seines Sohns ab. Felix Walchshöfer ist als Rennleiter für das operative Geschäft zuständig. Seine Mutter Alice kümmert sich etwa um die Buchhaltung. Auch seine Schwester Kathrin hilft mit. Der Quelle Challenge als Familienbetrieb? „Ja, das ist auf alle Fälle unsere Stärke“, meint Felix Walchshöfer. „Ich zähle aber die Wettkampfleiter und die Helfer mit zur Familie. Die Helfer unterstützen uns nicht nur, sie sind auch mit Herz dabei.“
Krankheit schweißte zusammen
Die eigentlich vierköpfige Familie halte durch die Krankheit von Herbert Walchshöfer unwahrscheinlich stark zusammen, meint Sohn Felix. „Durch die Grenzerfahrung mit der Krankheit wissen wir, dass unsere Familie alles durchstehen kann.“ Zwei Tage nach dem Heiligen Abend, am 26. Dezember 2004, hatten die Ärzte gesagt, Herbert Walchshöfer habe noch zehn Tage zu leben sofern keine Spenderlunge für ihn gefunden werde. In der Nacht vom 6. auf den 7. Januar hat er eine neue Lunge bekommen. Im vergangenen Jahr kehrte er zur Feier im Zielbereich abends zurück. Nach einer Abstoßungsreaktion im Januar und erneut längerer Reha ist Herbert Walchshöfer pünktlich zum diesjährigen Challenge wieder nach Pfaffenhofen bei Roth zurückgekehrt.
„Wenn man so etwas durchgemacht hat, kann einen nichts erschüttern“, meint Felix Walchshöfer, der im Alter von 14 bis 19 Jahren selbst in der Triathlon-Abteilung des TSV Roth aktiv war, heute aber aus Zeitgründen nur noch zum Laufen und Radfahren kommt.
Rennleiter ist ein Job für das ganze Jahr: Gleich nach einem Rennen beginnt die Vorbereitung für das nächste. Nebenher erwarb er in einem zweijährigen Abend- und Wochenendkurs den Abschluss Diplom-Kommunikationsbetriebswirt an der Bayerischen Akademie für Werbung. «Das hilft mir echt», meint er. „Mit den Kommilitonen komme ich immer wieder zusammen. Manche sind heute Sponsoren oder Lieferanten von uns.“
Felix Walchshöfer sagt, er habe es nicht bereut, sein BWL-Studium abgebrochen zu haben. Früher wollte er einmal Pilot werden, doch nach dem 11. September 2001 stellte die Lufthansa kaum neue Mitarbeiter ein. Ob er später einmal einen anderen Beruf ergreifen will? „Nein, niemals. Ich mache das jetzt ja nicht wegen der Kohle, sondern weil mein Herz dranhängt. Ich möchte nie was anderes machen als Triathlon.“
Der Text wurde unserer Redaktion von Markus Kaiser/Nürnberger Zeitung zur Verfügung gestellt