Nachdem er im letzten Jahr als Dritter bereits daran schnupperte, machte er es in diesem Jahr perfekt: Der heimische Profi-Triathlet Peter Seidel (ORTHIM Triathlon Team) gewann wenige Meter von seiner Haustür entfernt die dritte Auflage des ICAN Nordhausen Germany. Über die Mitteldistanz von 1,9 Kilometer Schwimmen, 90 Kilometer Radfahren und 21 Kilometer Laufen entwickelte sich ähnlich wie im Vorjahr ein Krimi. Denn erst auf der letzten der vier selektiven Laufrunden stellte Seidel den lange führenden Berliner Florian Seifert (Team Erdinger Alkoholfrei). Das Frauenrennen vor dem historischen Nordhäuser Theater entschied die 22 Jahre alte Newcomerin Suse Werner (Triathlon Potsdam) vor Lokalmatadorin Katja Konschak für sich. Nach ihrem Erfolg im Spreewald war es für Werner in dieser Saison bereits der zweite Sieg über die halbe Ironman-Distanz. Erstmals knackten die Organisatoren beim ICAN die 200-Teilnehmer-Marke.
Seifert attackiert auf dem Rad – Seidel bleibt in Schlagdistanz
Schon das Schwimmen im Sundhäuser See versprach zwei spannende Anschlussdisziplinen. Zwar erarbeitete sich der am Ende fünftplatzierte Thomas Schmidt ein etwa einminütiges Polster, doch dahinter stürmten die Topfavoriten Florian Seifert und Peter Seidel Schulter an Schulter in die erste Wechselzone. Auf dem landschaftlich reizvollen Radabschnitt durch die Vorharzlandschaft setzte der kurzfristig nachgemeldete Seifert seine Ankündigung in die Tat um und suchte schon früh die Vorentscheidung. Bereits nach zehn Kilometern übernahm er die Führung von Torsten Schmidt und baute bis zum Halbmarathon sein Polster auf die Verfolger auf über drei Minuten aus. Dahinter lauerte vor seiner Spezialdisziplin Peter Seidel gemeinsam Schmidt, der zusammen mit dem Nordhäuser den zweiten Wechsel im Zentrum der Stadt vor der Kreissparkasse erreichte.
Langsam aber sicher: Seidel macht Boden gut
Wie schon im Vorjahr lieferte Seidel auch diesmal die beste Performance der Favoriten über die anspruchsvolle Laufstrecke durch Altstadt und Gehege ab. Natürlich kenne ich jeden Meter, die Tücken und schwierigen Stellen. Die Anstiege kommen mir auch etwas entgegen, erklärt der Sieger des ICAN Gandia-Valencia 2014. Nachdem er schon auf den ersten Metern den Wittenberger abschüttelte, näherte er sich langsam aber sicher, gepusht durch die erneut zahlreich an der Strecke anfeuernden Zuschauer, Florian Seifert an. Eine Runde vor dem Ziel hatte Seidel, seit dem Vorjahr hat er mit 8:33 Stunden die Thüringer Langdistanzbestzeit inne, seinen Kontrahenten im Blick, lief während den letzten fünf Kilometern noch wenige Sekunden mit ihm zusammen, bevor er sich endgültig absetzte und das Rennen zu seinen Gunsten entschied.
Bessere Radleistung als Schlüssel zum Erfolg
Ich war energetisch am Ende, konnte nicht mehr beschleunigen. Dass ich auf der Radstrecke meine Gels verloren habe, hat sich dann beim Laufen gerecht, erklärt ein entkräfteter Florian Seifert im Ziel. Für Seidel, der für 2016 die Qualifikation für den Ironman Hawaii im Profifeld anstrebt, erfüllte sich mit dem Sieg beim Heimrennen ein lang ersehnter Traum. Es war wieder Wahnsinn, wie ich während des Rennens unterstützt wurde, es war mein großes Ziel hier mal zu gewinnen. Vor allem im Radfahren konnte ich mich diesmal steigern und die gute Form der letzten Wochen aufrechterhalten, sodass ich vor dem Halbmarathon in Schlagdistanz blieb, sagte der 26-Jährige. Rang drei ging an den Kamenzer Sebastian Guhr. Nur eine Woche nach seinem Start bei der Europameisterschaft über die selbe Streckenlänge überzeugte der Jungprofi vor allem auf der Laufstrecke, wo er sich durch die schnellste Zeit noch von Platz fünf aus nach vorne schob. Vierter wurde mit Nicolas Ward Muñoz der Gast aus Großbritannien.
Werner gelingt Vorentscheidung Konschaks Aufholjagd kommt zu spät
Das Frauenrennen verlief vor allem in der Auftaktdisziplin ähnlich spannend wie das der Männer. Die frühere Kaderathletin Suse Werner, Vorjahressiegerin Katja Konschak und die langjährige Schwimmerin Franziska Tiex verließen nahezu gemeinsam den Sundhäuser See und begaben sich auf den Weg zu ihren Rädern. Auf der zweiten Teildisziplin setzte sich die erst 22-jährige Werner von ihren Kontrahentinnen ab und wechselte drei Minuten vor Tiex und fünf Minuten vor Konschak. Kampflos wollte sich die Lokalmatadorin vor heimischer Kulisse aber nicht geschlagen geben, sie zog schnell an Franziska Tiex vorbei, fightete um jede Sekunde und verkürzte den Abstand zu Werner auf den abschließenden 21 Kilometern noch auf unter zweieinhalb Minuten. Nachdem ich optimistisch auf die Laufstrecke gegangen bin, lief es dort nicht wirklich wie ich es mir vorher erhofft habe. Nach den krankheitsbedingten Trainingsausfällen im Mai und Juni fehlen mir im Training noch einige Laufkilometer. Leider habe ich zu spät Boden gutgemacht, erklärt Konschak im Ziel. Mit Zukunftshoffnung Suse Werner hat die zweifache ICAN-Siegerin aber eine würdige Nachfolgerin: Es war ein tolles Event, bei dem ich im kommenden Jahr gerne meinen Titel verteidigen würde. Die Zuschauer haben mich alle angefeuert, auch nach dem Rennen haben mir viele gratuliert. Auf Rang drei lief die Sächsin Romy Stotz noch nach vorne und verdrängt Franziska Tiex auf den vierten Platz.
Riethmüller und Schmöller siegen auf ICAN64-Strecke
Den ebenfalls erneut ausgerichteten ICAN64 über die längere Olympische Distanz von 1 Kilometer Schwimmen, 53 Kilometer Radfahren und 10 Kilometer Laufen gewannen Anna Riethmüller (Eschweger TSV) und Enrico Schmöller (HSV Weimar Triathlon). Insgesamt fanden allein am Sonntag zum ICAN erstmals über 230 Athletinnen und Athleten den Weg in die Rolandstadt. Sowohl in der Teilnehmer- und Zuschauerzahl wachsen wir weiter. Wir hatten eine hervorragende Atmosphäre und super Stimmung, Auch das Feedback von den Sportlern war durchweg gut, zieht Ulrich Konschak ein positives Gesamtfazit. Gleichzeitig sicherte der Organisator eine vierte Auflage zu: Die Stadt und das Umland stehen absolut hinter dem Wettkampf. Ziel ist es in den kommenden Jahren weiter zu wachsen.
Weitere Infos und Ergebnisse unter: www.scheunenhof-triathlon.de