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TriAcross Germany: Erst übermütige Ortsschildsprints, dann gemeinsame Leidensgenossen

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Der TriAcrossGermany dürfte zu den außergewöhnlichsten Herausforderungen im Triathlonkalender 2015 gehören. In sechs Triathlons soll es in einem Etappenrennen (9.-15. August) von der Ostsee (Boltenhagen) bis auf den Tegelberg (Ammergauer Alpen) gehen. Wir haben mit Sebastian Hauer vom Berliner Veranstaltungsteam über die Herausforderung des TriAcrossGermany - von Teilnehmer- und Ausrichterseite betrachtet, gesprochen.

tri2b.com. Nach welchen Vorgaben wurde die 2015er Strecke des TriAcrossGermany erstellt? 
Sebastian Hauer (S.H.): Die Strecke orientiert sich an der Pionierfahrt 2013. Im Frühjahr fährt das Team final die Strecke nochmals ab und legt die genauen Wechselpunkte fest. Diese werden dann im Roadbook für die Teilnehmer zusammengestellt und zugeschickt. So kann sich jeder im Vorfeld mit dem Verlauf vertraut machen, mit seinem Supporter nach der optimalen Strecken suchen und schon etwas Vorfreude auf die spannende Woche entwickeln. 

tri2b.com. Wie viel Triathlon-Erfahrung sollte man mitbringen, um als Teilnehmer richtig Spaß beim TriAcrossGermany zu haben? 
S.H.: Wer als Einzelstarter unterwegs ist, der sollte in Sachen Triathlon mindestens schon eine Mitteldistanz absolviert haben. Ich habe als Veranstalter aber auch schon verrückte Typen erlebt, die als ihren ersten Triathlon überhaupt die Langdistanz beim Berlin Triathlon XL absolviert haben… Beim Start in der Staffel verschieben sich die empfohlenen Vorkenntnisse natürlich. Insgesamt sollten schon ausreichend Grundlagenkilometer auf dem Rad gesammelt sein, kombiniert mit ausreichend Koppellaufkilometern. 

tri2b.com. Der TriAcrossGermany bewegt sich auf öffentlichem Verkehrsgrund quer durch Deutschland. Welche bürokratischen Hürden gab beziehungsweise gibt es zu meistern? 
S.H.: Es ist unmöglich, so viele Strecken für die überschaubare Anzahl an Teilnehmern sperren zu lassen. Orientiert an dem Modell des „Race across America“ oder auch dem „Norseman“-Triathlon in Norwegen haben wir uns entschlossen, die Strecken frei wählbar zu gestalten und allen Teilnehmern ganz klar in Erinnerung zu rufen: Ihr bewegt euch im Straßenverkehr und lasst euer Gehirn angeschaltet. Der Gesamtsieg wird nicht durch 30 Sekunden Wartezeit einer roten Ampel entschieden. Bei der Streckenwahl haben wir daher aber darauf geachtet, dass die Idealstrecke nicht durch Großstädte verläuft und die Teilnehmer zusätzlich in Probleme mit dem Verkehr bringt. Beim Schwimmen ist die Strecke mit Bojen gekennzeichnet und mit Rettungsschwimmern gesäumt. Beim Laufen gilt es, auch im Zweifelsfall die Straßenverkehrsordnung (StVO) zu beachten. Selten kommt man bei der Laufstreckenlegung in solche Verlegenheiten, da diese tendenziell durch die Natur oder zum Beispiel an Fluss-Radwanderwegen entlang verläuft. Auch für Versicherungsexperten war das eine spannende Herausforderung, was man da von Teilnehmern verlangen kann und was fahrlässig wäre. 
tri2b.com. Windschattenfahren ist laut Reglement des TAG erlaubt. Warum? 
S.H.: Es gibt zwei entscheidende Gründe: Zum einen ist es annähernd unmöglich, dieses zu kontrollieren. Wir werden zwar Spotter auf der Strecke haben. Diese checken dann aber eher, ob das Supportfahrzeug regelkonform Abstand zum Radfahrer hat. Zum anderen würden wir es, wie bei den Pionieren, gerne sehen, dass sich Teilnehmer im Positiven verbünden und immer wieder Passagen gemeinsam durchleben und erleben. Im Nachgang von der Probefahrt verbinden solche Erlebnisse sehr! 

tri2b.com. Welche Erfahrung von der Testauflage war die einprägsamste, im Hinblick auf die 2015er Organisation des TriAcrossGermany? 
S.H.: Besonders einprägsam als Lehre für die zukünftigen Teilnehmer war die ganz langsam ansteigende Erschöpfung. Anfangs war man noch voller Euphorie und Übermut, fuhr zum Spaß Ortseingangssprints oder steigerte auf der Laufstrecke das Tempo, um mal zu sehen wer der Schnellere wäre. An Tag 3, 4 und 5 verflog dieser Übermut. Man suchte auf dem Rad mehr die Nähe zum windschützenden Hinterrad und freute sich gemeinsam, wenn das Tagesziel erreicht war. Dieses gemeinsame Glücksgefühl war natürlich am Ende des siebten Tages im Ziel in den Bayrischen Alpen besonders stark! 
tri2b.com. Beim TAG wird auch die Zeit genommen. Wenn die Stoppuhr mitläuft, dann entwickelt sich naturgemäß auch der Wettkampfgedanke. In welchem Umfang ist das von Veranstalterseite gewollt? 
S.H.: Also wenn ich 2015 selber an den Start gehen würde, dann wäre ich bestrebt das Ding zu gewinnen. Das könnte mir keiner mehr nehmen, wenn ich der erste Sieger des TriAcrossGermany wäre. Somit hoffen und wollen wir als Veranstaltungsteam schon, dass sich da einige Leute sportlich gesehen in die Gusche hauen und schön kaputt ins Ziel wanken. Eine Kaffeefahrt soll und wird es so oder so nicht. Egal ob man mit Partnern versucht, hoch erhobenen Hauptes in Triathlon-Etappen Deutschland zu durchqueren oder richtig auf die Tube drückt, um am Ende auf dem Siegertreppchen zu stehen. 

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