tri2b.com: Herzlichen Glückwunsch zum Jubiläum. Damals waren Triathleten Paradiesvögel, heute stehen sie auf einer Stufe mit Marathonläufern oder Rennradfahrern. Triathlon kann fast schon als Volkssport beschrieben werden. Wie haben sich die Ansprüche der Triathleten an ihre Ausrüstung über die Jahre verändert?
Wolfgang Helmberger (W.H.): Die Ansprüche an das Material sind definitiv gestiegen. Die Produkte sind viel technischer geworden und man arbeitet intensiv an Weiterentwicklungen. Davon profitierten anfangs vor allem die Ironman-Athleten, die ihre Wettkämpfe unter extremen Bedingungen absolvieren. Aber natürlich möchten auch viele Volkstriathleten inzwischen nicht auf hochwertige Produkte verzichten. Dass sich ein Athlet nach dem Schwimmen oder Radfahren in der Wechselzone komplett umzieht, sieht man eher selten. Die meisten tragen Triathlon-Bekleidung. Ein Ein- oder Zweiteiler ist also sicherlich die erste Investition eines Triathlon-Neulings gefolgt von Schuhen und einem Wetsuit.
tri2b.com: Wie unterscheiden sich die Produktansprüche bezüglich der Ambition der Triathleten: Vergleich Ironman-Athlet vs. Teilnehmer beim Volkstriathlon?
W.H.: Die Fitness und folglich die Erwartungen an das Material gehen hier natürlich extrem auseinander. Auf der einen Seite hat man den Top-Athleten mit seinem enormen Trainingsumfang. Auf der anderen Seite kommt so manch ein Volkstriathlet mit einem Trainingspensum von oft nur 2 bis 5 Stunden pro Woche aus. Diese Hobby-Athleten stellen dementsprechend komplett andere Ansprüche an Passform und Funktion von Triathlon-Bekleidung und Wetsuits. Wir haben als spezialisierte Marke und zwar als historisch ältester Triathlon-Komplettanbieter die Erfahrung und Expertise, um den verschiedenen Zielgruppen jeweils das Optimale zu bieten.
tri2b.com: Auch die Triathlon-Mode ist einem ständigen Wechsel unterzogen. Früher waren die Athleten und Athletinnen in Badehose und Badeanzug unterwegs, heute beherrschen Einteiler beziehungsweise Shorts und Tanks das Triathlon-Bild. In welche Richtung wird die Entwicklung bei den Triathlon-Textilien weitergehen?
W.H.: Ein wichtiges Stichwort heißt Custom Sublimation! Teams und kleinere Vereine bekommen den Look eines Pro-Teams mit individualisiertem Design. In diesem Bereich erwarten wir eine steigende Nachfrage. Daneben wird natürlich ununterbrochen an neuen Technologien gearbeitet, um den Athleten bestmöglich zu unterstützen.
tri2b.com: Was waren bei Zoot bisher die Erfolgsmodelle im Textilbereich?
W.H.: Im Apparel-Bereich eindeutig die Triathlon-Shorts und Racesuits aus unserer Performance-Linie bei Männern und Frauen.
tri2b.com: Wie viele Mitarbeiter sind für Zoot tätig?
W.H.: Zoot ist eine Marke der K2 Sports Europe GmbH, die in Europa etwa 120 Personen beschäftigt. Das Zoot-Team profitiert von den Synergieeffekten mit der K2 Sports Gruppe. Eine sehr gute unternehmerische Umgebung, die ein weiteres Wachstum möglich macht.
tri2b.com: Wie ist die Resonanz auf die neu gegründete Zoot-Community?
W.H.: Die Community wurde erst vor kurzem gelauncht und die ersten 100 Personen haben sich registriert. Das Feedback ist bisher durchaus positiv. Wer noch kein Mitglied ist, kann sich unter www.zootsports.com/registration registrieren.
tri2b.com: Noch in den 90iger Jahren waren Zoot-Artikel in Deutschland meist begehrte Mitbringsel von Hawaii-Teilnehmern. Heute läuft die Distribution über den Fachhandel und Online-Händler. Wie ist das Verhältnis von Fachhandel zu Online derzeit? Welche Entwicklung wird für die Zukunft erwartet?
W.H.: Triathlon-Produkte sind beratungsintensiv. Daher ist der Fachhandel mit gut geschultem Personal im Triathlon-Bereich sehr wichtig. Aber auch das Online-Business: Zum einen, weil es vermutlich in den nächsten Jahren noch wachsen wird; zum anderen, weil der durchschnittliche Triathlet sehr Internet-affin ist. Bei den Multisport-Retailern könnte es in den nächsten Jahren zu einem Umdenken kommen. Nach einem Marathon haben viele Ausdauersportler den Triathlon als nächstes Ziel. Eine eigene Triathlon-Abteilung mit kompetenter Beratung könnte verhindern, dass diese Kunden zu Spezialhändlern abwandern.
tri2b.com: Gibt es Zahlen, wie viele Teilnehmer bei Rennen, wie zum Beispiel dem Ironman Hawaii, mit Zoot-Produkten unterwegs sind?
W.H.: Laut internen Shoe-Counts waren letztes Jahr in Kona knapp 100 Triathleten auf Zoot-Schuhen unterwegs. Leider haben wir keine Aufzeichnungen, wie viele Athleten Zoot-Apparel getragen haben.
W.H.: Vergleich wir zum Abschluss noch den Triathlon-Markt zum reinen Laufsport-Markt: Wie schwer ist es dort Fuß zu fassen, gegenüber den großen, etablierten Marken, wie beispielsweise Asics, Adidas oder Nike?
W.H.: Triathlon ist trotz allem Hype immer noch eine Nischensportart. Wir sehen unser Potenzial daher im Bereich Training für Triathlon: Jeder Triathlet schwimmt, fährt Rad und läuft und braucht für sein Training das entsprechende Material. Und wenn wir als einzige Head-to-Toe-Marke alles richtig machen, werden wir mehr als die Run- und Bike-Spezialisten von dem erwarteten Triathlon-Boom profitieren können. Im Schuhbereich arbeiten wir fokussiert an unseren Trainingsmodellen, um den Athleten, die im Wettkampf auf Zoot-Schuhe setzen, auch im Training das passende Zoot-Modell anbieten zu können. Langfristig ist es ganz klar unser Ziel, die Everyday Brand des Triathleten zu werden.