
tri2b.com: Du wagst in dieser Saison den Sprung in den Profibereich. Wann und wie fiel die Entscheidung eine Profilizenz zu lösen?
Alexander Richter (A.R.): Ich habe mit dem Lukas Krämer einen ehemaligen Profi-Triathleten als Coach. Im Endeffekt ist es fast so wie bei ihm. Man startet als AK-Athlet auf 70.3-Rennen, in dem auch Profis am Start sind. Es war dann so, dass ich mich gar nicht mehr mit den Altersklassenathleten verglichen habe, sondern immer ins Profifeld rüber schielte. Also wer startet da und wen könnte ich von den Jungs vielleicht auch schlagen. Und wenn das Rennen rum war, schaute ich zuerst, wo ich im Profifeld gelandet wäre. Dann bist du eigentlich schon vom Kopf her so weit und frägst dich, ja warum starte ich jetzt nicht als Profi?
tri2b.com: Als AK-Athlet konntest du viele Erfolge feiern. So warst du bei der Ironman 70.3 WM 2025 im neuseeländischen Taupo viertbester Agegrouper und hast in der AG 25-29 Bronze gewonnen. Was wird jetzt als Pro möglich sein?
A.R.: Aus meiner Sicht muss ich jetzt erstmal kleine Brötchen backen. Die Jungs, die da im Profifeld unterwegs sind, wie z.B. aus deutscher Sicht ein Fred Funk oder Rico Bogen, die schlägst du nicht einfach mal so. Die Performance-Lücke ist schon noch da, das hat mir die Ironman 70.3 WM in Taupo gezeigt. Da haben noch 10 Minuten gefehlt, um eben wirklich gefestigt im Profifeld in Richtung Top Ten zu landen. Das ist einfach ein Leistungssprung, den muss ich erstmal noch machen und zudem gilt es auch in der neuen Renndynamik im Profifeld zurechtzukommen.
In einem Altersklassenfeld hat man mit dem Rolling-Start am Anfang ein relativ entspanntes Schwimmen und ich war beim Radfahren relativ schnell vorneweg und hatte im Halbmarathon dann meine Ruhe. In einem guten Profifeld schwimmt von Anfang an jeder mindestens so schnell wie du, wenn nicht sogar einfach deutlich schneller. Meine eigentliche Radstärke wird wohl grad noch so zum Mitfahren reichen und dann können die Jungs halt auch echt richtig schnell laufen. Solche Rennen haben dann einen anderen Charakter. Aber genau das will ich eben. Diese 1-zu-1-Situation, wie ich es von den Bundesliga-Rennen kenne. Wo es um die Platzierung und nicht um die Zeit geht.

tri2b.com: Ingolstadt ist dein erster Profistart. Wie soll die Saison anschließend weitergehen?
A.R.: Dadurch, dass die 70.3 WM in Neuseeland ziemlich spät war und ich dann auch erstmal in die Saisonpause gegangen bin, war die Überlegung, dass wir die Saison echt gut aufbauen und nicht gleich irgendwelche Schnellschüsse machen.
Deshalb kam jetzt Ingolstadt einfach super gelegen mit dem neuen PTO-Status, um den ersten Formcheck zu machen und zu sehen, ob sich die letzten Monate professioneller Arbeit auch auszahlen. Gerade das Laufen ist da so eine Baustelle. Es wäre jetzt schon gut, wenn es in Ingolstadt mal so in die Richtung 1:13 – 1:14 geht im Halbmarathon. Das ist eine Zeit, die in einem Profifeld gefordert ist, um konkurrenzfähig zu sein. Die nächsten größeren 70.3 oder Challenge Mitteldistanz Rennen setzen wir dann bewusst erst irgendwann Ende des Sommers an. Der Ironman 70.3 Zell am See könnte da eine Option sein. Über den Sommer stehen vielleicht nochmal zwei oder drei Bundesliga-Rennen an, um den maximalen Punch rauszukitzeln.
tri2b.com: Du kommst aus Roth. Da ist eigentlich auch ein Start beim Challenge irgendwann Pflicht?
A.R.: Ich bin ja unweit des Rother Triathlon-Parks aufgewachsen. Ich erinnere mich, wie wir zur Schulzeit dort im Park rumgehangen sind und immer gedacht haben, was machen die da eigentlich. Mit dem heutigen Blick ist natürlich die Motivation vorhanden, da auch mal als Lokalmatador im Profifeld zu starten. Aber 2025 ist erstmal keine Langdistanz geplant.
tri2b.com: Wie hat sich dein Training im Vergleich zu den Vorjahren verändert. Wird mehr und härter trainiert, oder rückst du auch das Thema Regeneration mehr in den Mittelpunkt?
A.R.: Also ich trainiere aktuell im Wochenschnitt so 25-26 Stunden. Dazu kommt dann auch noch die zeitliche Möglichkeit, diese Stunden nachzubereiten. Es gibt sicherlich auch Altersklassenathleten, die machen das trotz 40-45 Stunden Arbeitswoche, denen fehlt halt aber einfach die Regenerations- und Nachbereitungszeit.
Im Trainingslager geht es schon mal bis auf 35 Stunden hoch. Das muss auch sein, um die besagte Performance-Lücke zu schließen. Mir fehlen beim Schwimmen noch 3-4 Sekunden auf dem 100er Durchgang. Auf dem Rad fehlen noch 20 Watt und beim Laufen noch 3-4 min im Halbmarathon, um im Profifeld dann im einstelligen Bereich mitmischen zu können. Vom Gewinnen will ich jetzt gar nicht sprechen, das ist nochmal was ganz anderes.
tri2b.com: Als Triathlon-Profi geht es auch ums Geld verdienen bzw. als Newcomer zumindest die Ausgaben zu decken. Wie schwierig ist es als Jungprofi bei Sponsoren Fuß zu fassen?
A.R.: Also Ausrüster, egal welche Disziplin, die wollen Ergebnisse sehen. Da ist es schon sehr schwer über eine emotionale Geschichte was zu bekommen. Da heißt es dann, mach mal die Rennen und schaffe erst mal den Durchbruch, dann kannst du dich wieder melden. Allerdings merke ich auch, dass es im Hinblick auf Triathlon nicht so verkehrt ist, im Landkreis Roth zu leben. Dadurch hatte ich auch die Möglichkeit die Firma Memmert ins Boot zu holen.
tri2b.com: Auf welche Unterstützer kannst du ansonsten bauen?
A.R: Ich hatte das Glück und konnte von meinem Coach Lukas Krämer den Vertrag bei UVEX übernehmen. UVEX stattet mich mit Radhelmen und Brillen aus. Da bin ich auch unglaublich dankbar dafür, weil das einfach coole Produkte sind. Außerdem konnte ich einen lokalen Nahrungsergänzungsmittelhersteller dazugewinnen, die RenéRosa Trikotmanufaktur, die mich super bei der Ausrüstung mit meinem Wettkampfanzügen beraten und unterstützen und auch Lasse Ibert mit Radsport Ibert steht mit mit Rad und Tat bei allen Fragen rund ums Equipment am Rad zur Seite.
tri2b.com: Die größte Aufmerksamkeit auf den langen Triathlon-Distanzen hat weiterhin die Ironman-WM, die 2026 wieder für beide Geschlechter auf Hawaii als Eintages-Event stattfinden wird. Ist ein Profistart beim Ironman Hawaii für dich ein Wunschtraum?
A.R.: Als Triathlon-Langdistanzprofi steht Hawaii natürlich auf der Agenda. Deshalb ist eine Quali sicher auch ein langfristiges Ziel. Aktuell ist allerdings die Teilnahme bei der Challenge Roth mein größeres Herzensprojekt.