tri2b.com: Bei deinem Sieg in Frankfurt hattest du im Ziel fast acht Minuten Vorsprung. Das sieht nüchtern betrachtet nach einem klaren Sieg aus. Wie klar waren dir deine Siegchancen?
Andrea Brede: Ich gehe nie in ein Rennen und sage das kann ich gewinnen. Beim Ironman ist das eigentlich sowieso unmöglich, das vorherzusagen. Aber ich habe schon sehr gut trainiert in diesem Jahr. Schon im Wintertraining lief es gut, ich war zwar auch noch einmal krank, aber insgesamt war die Vorbereitung viel besser als in den Vorjahren, als alles noch sehr spontan ablief. Deshalb hatte ich mir für Frankfurt viel vorgenommen. Dass es zum Sieg gereicht hat, war trotzdem überraschend.
tri2b.com: Welche Änderungen gab es in der Vorbereitung? Größere Umfänge oder intensiveres Training?
A.B.: Mehr Training auf gar keinen Fall. Aber eben qualitativer und hochwertiger, etwas Krafttraining und mehr und besser abgestimmte Ruhephasen. Ich konnte fast die ganze Zeit durchtrainieren und war zweimal im Trainingslager. Ich glaube das hat mir wirklich viel gebracht.
tri2b.com: Planst du das Training allein oder vertraust du dabei auf einen Trainer?
A.B.: Ich arbeite seit fast einem Jahr mit Matthias Marquardt zusammen, dass klappt sehr, sehr gut. Außerdem hat mir Olaf Haas sehr geholfen, der mich an der Uni Marburg leistungsdiagnostisch betreut.
tri2b.com: Jetzt fährst du als IRONMAN Siegerin nach Hawaii. Ist das eine Bürde, du wirst sicher mehr im Rampenlicht stehen als im Vorjahr?
A.B.: Mein Ziel sind die ersten 15, das ist nach dem 21. Platz im letzten Jahr realistisch. Top Ten wäre wirklich Wahnsinn. Letztes Jahr auf Hawaii lief das Laufen zwar ganz gut, obwohl ich vorher im Training wegen einer Verletzung nicht richtig trainieren konnte. Das Radfahren lief gar nicht, da hoffe ich auf eine bessere Form in diesem Jahr.
tri2b.com: Hast du aus dem ersten Hawaii-Start schon Lehren ziehen können, die jetzt deine Vorbereitung beeinflussen?
A.B.: Ich werde mein Training erst einmal so weitermachen, wie ich mich auf Frankfurt vorbereitet habe. Hat ja gut geklappt. Ich war früher mehr die Bergfahrerin und fuhr viel im Wiegetritt, denn das lag mir besonders gut. Darauf kommt es aber in Frankfurt und Hawaii nicht an. Das sind mehr die Drückerstrecken. Da musste ich mich umstellen, damit ich auf solchen Kursen nicht zu viel Zeit verliere. Frankfurt hat gezeigt, dass hier das veränderte Training anschlägt.
tri2b.com: Es ist ja ganz unterschiedlich, wie sich Athleten auf Hawaii vorbereiten. San Diego, noch mal Mallorca, Lanzarote, oder eben in der herbstlichen Heimat. Was ist bei dir geplant?
A.B.: In die USA werde ich nicht gehen, aber vielleicht noch einmal Lanzarote oder eben bei mir daheim im Harz trainieren.
tri2b.com: Dein Sieg in Frankfurt ist leider in eine Phase gefallen in der der Ausdauersport fast täglich von neuerlichen Dopingfällen erschüttert wurde. Wie gehst du mit dieser Situation um und wie waren die Reaktionen aus dem Umfeld?
A.B.: Es ist gerade wirklich schwierig. Leute, die nicht so viel mit dem Ausdauersport und Triathlon zu tun haben, stecken einen da schnell in einen Sack. Nach dem Motto: die Radsportler sind ja alle gedopt, da wirds bei den Triathleten nicht anders sein. Da muss man sich schon immer etwas rechtfertigen. Ich denke aber hier in Deutschland haben wir im Triathlon den Elitepass eingeführt. Ich wurde seit November fünfmal getestet. Ich weiß natürlich nicht wie oft die anderen getestet worden sind. Trotzdem sind wir da schon sehr fortschrittlich. Ich würde mir wünschen, dass dieses Kontrollsystem weltweit eingesetzt wird.
tri2b.com: Es gab ja schon im letzten Winter den Antrag der deutschen Langstreckler an die WTC, die Dopingkontrollen zu intensiveren. Wie siehst du diese Diskussion?
A.B.: Man weiß eben nicht wie es mit den Tests in den USA oder Australien ausschaut. Da ist noch eine große Grauzone vorhanden. Es gibt ausländische Athleten, die zum Beispiel im Weltcup starten und noch nie im Training getestet wurden, das kann eigentlich nicht sein. Die Chancengleichheit ist so nicht gegeben. Man kann zwar nicht sagen, die werden nie getestet, also dopen die, aber ein Fragezeichen steht in jedem Fall dahinter. Klar ist das auch eine Geldfrage, aber wir müssen ja auch selbst dafür mit der Elitelizenz unseren Beitrag leisten.
tri2b.com: Gibt es Hassgefühle gegen die aktuell überführten Doper, die dir damit sicher auch etwas die Presse kaputt machen?
A.B.: Nein die gibt es nicht. Es ist ja definitiv nicht nur der Ausdauersport in dem gedopt wird. Es gibt überall schwarze Schafe. Man muss als sauberer Sportler einfach klar zeigen, dass im Triathlon Topleistungen auch ohne Doping möglich sind. Das ist ein ganz wichtiges Signal für die Breiten- und Hobbysportler. Es muss klargestellt werden, nicht jeder der schnell ist greift zu unerlaubten Mitteln. Für mich persönlich wäre das Schlimmste, wenn mir durch einen Dopingfall der Moment des Sieges beim Zieldurchlauf genommen würde. Für diese Augenblicke trainiert man das ganze Jahr, diese Emotionen können durch einen nachträglichen Sieg am grünen Tisch nicht zurückgegeben werden. Da ist dann das zugesprochene Preisgeld nur ein kleines Trostpflaster.
tri2b.com: Das angesprochene Preisgeld ist das Stichwort. Lohnt sich das Profitum für dich?
A.B.: Das ist jetzt mein zweitens Jahr als Triathlonprofi. Ich hab im letzten Jahr damit nach Lanzarote angefangen. Mein Studium der Sportwissenschaften ist deshalb momentan etwas in den Hintergrund gerückt, da fehlt mir zum Abschluss noch die Diplomarbeit. Ich hoffe natürlich, dass sich durch den Sieg in Frankfurt noch ein paar Sachen auf der Sponsorenseite ergeben. Ich bin da immer auf der Suche und freue mich über neue Kontakte. Im Gegensatz zu den Herren hat man es als weiblicher Triathlonprofi doch etwas schwerer.