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Andreas Dreitz: Ich will bei der Rennentwicklung ein Mitgestalter sein

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Andreas Dreitz war einer der wenigen Athleten, die im ersten Corona-Jahr 2020 eine Langdistanz in Angriff nehmen konnten. Der Challenge Roth-Sieger von 2019 startete beim Ironman Florida und sicherte sich mit dem vierten Platz den Hawaii-Slot für 2021. Am Samstag kann der 33-jährige Oberfranke seine Quali endlich einlösen. Im Interview erzählt Andi Dreitz über seine lange Vorbereitung, sein Material-Setup, die Besonderheiten der WM-Strecke und die eigene Zielsetzung an das WM-Rennen.

tri2b.com: Du bist genau eine Woche vor dem Raceday nach St. George angereist. Reicht dir eine Woche zur Akklimatisierung? Viele deiner Konkurrenten haben eine deutlich frühere Anreise gewählt.
Andreas Dreitz (A.D.): Was die Zeitverschiebung und die Akklimatisierung angeht, da ist St. George sehr dankbar. Wenn es keine WM wäre, dann würde ich sogar deutlich knapper anreisen. Außerdem war ich im Vorjahr schon beim 70.3-Rennen im Mai vor Ort und habe dadurch schon eine ganz gute Ortskenntnis. Mein Plan war lieber beim Training daheim nochmal Gas zu geben und das Material in Ruhe zu optimieren.  Die eigentliche Vorbereitung ist abgeschlossen und es gibt in St. George nur noch kurze Workouts zum leichten Antesten der Wettkampfintensität und damit die Spannung nicht komplett verloren geht.
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Kona 2018: Andi Dreitz wird bei seiner Hawaii-Premiere 13ter – © Michael Rauschendorfer
tri2b.com: Du warst im Vorjahr Sechster beim Ironman 70.3 St. George. Was konntest du von dem Rennen an wichtigen Eindrücken mitnehmen und wie schätzt du den aktuellen WM-Kurs ein?
A.D.: Die Radstrecke hat deutlich über 2000 Höhenmeter, was mir als guter Radfahrer natürlich einige Möglichkeiten bietet, Druck auf die Konkurrenz auszuüben. Gerade weil die schweren Anstiege erst im zweiten Teil der Radstrecke kommen, wird da der eine oder andere schon etwas angeschlagen sein. Da könnten dann große Abstände entstehen. Der erste Teil ist eher weitläufig und offen mit Rolling Hills. Typischer American Style, wo man auch schon gut Druck machen kann.
tri2b.com: Welchen Einfluss kann der Wind haben?
A.D.: Ich hätte nichts gegen etwas mehr Wind am Raceday. Am liebsten wäre mir ein berechenbarer nicht zu böiger Seitenwind, der aber den bestehenden Windschatteneffekt in den Gruppen dann komplett neutralisiert. Die aktuelle Ironman-Regelungen mit sechs Radlängen Abstand ergibt große Wattersparnisse, auch wenn der Abstand regelkonform eingehalten wird.
tri2b.com: Du hast gerade erwähnt, dass daheim auch nochmal die Materialoptimierung ein Thema war. Was wurde noch optimiert?
A.D.: Ich habe mich diesmal für die Option mit zwei Kettenblättern entschieden, um flexibler und geländeangepasst reagieren zu können. So bin ich nicht unter Zugzwang alles Durchdrücken zu müssen und habe eine breitere Gangauswahl zur Verfügung.
tri2b.com: Bezüglich des Materials fragten einige deiner Follower nach deiner Radmarke. Du bist seit dem Jahresanfang kein offizieller Willier-Ambassador mehr, warst aber auch zuletzt noch mit dem Turbine unterwegs. Wie ist da der Stand der Dinge?
A.D.: Ich werde mit einem etwas anderen Rad fahren. Dass heißt es ist nicht mehr das klassische blau lackierte TT-Bike, sondern es wird einen etwas anderen Style haben. Grundsätzlich gibt es aber bezüglich Radausrüster noch keine Neuigkeiten. Die Radindustrie macht gerade eine schwierige Phase durch, was die Lieferproblematik angeht. In solchen Situationen wird im Marketing, sowie in Nischensportarten, wie es der Triathlon immer noch ist, am ehesten gekürzt. Aktuell habe ich noch keinen neuen Partner gefunden, wo es für beide Seiten passen würde. Aber ich werde definitiv mit einer pfeilschnellen Maschine in St. George am Start stehen.
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Kona 2019: DNF für Andi Dreitz – © Petko Beier
tri2b.com: Bei den letzten Rennen lief bei dir nicht wirklich was zusammen. Defekt beim Clash Miami und dann ein gebrauchter Tag beim Ironman 70.3 Oceanside. War das für die finale Vorbereitung eher belastend oder sogar der Tick Extramotivation?
A.D.: Bei den Rennen war ehrlich gesagt schon seit langer Zeit kein richtiges Highlight mehr mit dabei. Jetzt haben wir am Samstag das erste richtig große Rennen seit sehr langer Zeit, dass als Ziel über eine lange Zeit klar formuliert war. St. George war seit der Terminbekanntgabe im Herbst 2021 der Stern am Horizont, auf den man drauf hinarbeiten konnte. Ansonsten waren während der Corona-Pandemie alle Renneinsätze von sehr kurzfristigen Entscheidungen geprägt.
Mein letztes Camp fand auf Gran Canaria statt, wo ich nochmal sehr gut trainieren konnte. Ich bin insgesamt mit dem Trainingsprozess für St. George sehr zufrieden, gerade was das Schwimmen und Laufen betrifft. Die gute Schwimmform hat man in Miami schon gesehen, allerdings kam da anschließend gleich der Defekt und der Vorteil war dahin. Jetzt heißt es einfach geduldig bleiben und sich wegen der fehlenden Wettkampfergebnisse keinen Kopf machen.
tri2b.com: St. George ist deine dritte Ironman WM. Bei deiner Kona-Premiere im Jahr 2018 warst du 13ter. 2019 folgte ein DNF, dass im Zusammenhang mit dem schlimmen Radsturz bei der Ironman 70.3 WM in Nizza stand. Mit welchem Ziel gehst du am Samstag ins Rennen?
A.D.: Ich möchte vor allem ein Rennen machen, das mich selbst zufriedenstellt. Dass ist der Fall, wenn ich meine Leistungsdaten abrufen kann und auch bei der Rennentwicklung zu den Mitgestaltern zähle. Bestenfalls ist das dann am Ende ein Top Ten-Ergebnis und der sichere Slot für die Ironman WM im Oktober auf Hawaii.
tri2b.com: Da schließt sich die nächste Frage gleich daran an. Wie geht die Saison nach St. George bei dir weiter?
A.D.: Mein Plan ging nur bis zur WM, für danach sind die Überlegungen sehr vage. Es hängt davon ab wie gut ich das Rennen hier verkrafte und ob ich danach noch ein Rennen für die Hawaii-Quali benötige. Hier gibt es acht Kona-Slots und da schon einige Athleten qualifiziert sind, wird es wohl auch noch bis Rang 13 für die Quali reichen. Nach St. George werde ich erst ein paar Tage Luft ranlassen und dann schauen, wie es weitergeht.
Tri2b.com: Es sind am Samstag einige neue Gesichter, darunter die Norweger Blummenfelt und Iden, sowie Sam Long aus den USA, gegen den du 2020 in Florida schon angetreten bist, mit dabei, die mit ihrer Schnelligkeit und aggressiven Art das Rennen aufmischen könnten. Was können die arrivierten Langdistanzathleten hier dagegensetzen?
A.D.: Diese Konstellation ist extrem interessant. Man wird sehen, ob die Langdistanz-Routiniers dagegen ein Rezept finden. Mit entscheidend wird sein, wie gut man mit dem Kurs hier zurechtkommt. In einem WM-Rennen spielt aber auch die Erfahrung eine große Rolle, gerade dann, wenn es am Ende zur Sache geht und richtig eng wird.
Tri2b.com: Leider hat sich in den letzten Tagen das Starterfeld noch weiter gelichtet. Nach den verletzungsbedingten Absagen von Jan Frodeno und Patrick Lange, mussten auch Javier Gomez und Joe Skipper wegen einer Corona-Infektion absagen. Das heizt die Diskussion um die Wertigkeit der WM noch weiter an. Wie siehst du das?
A.D.:  Es ist eine WM und der Sieger darf sich am Samstagnachmittag Ironman-Weltmeister nennen. Ich finde es gut, dass die Veranstalter alles dafür getan haben, dass wir jetzt diese Möglichkeit haben.
tri2b.com: Läuten da bei dir die Alarmglocken, wenn Athleten jetzt noch kurz vor der Raceweek wegen einer Corona-Infektion absagen müssen?
A.D.: Ich habe auch jetzt größere Menschenansammlungen vermieden und mich weiter sehr engmaschig getestet. Als Einzelsportler sind die Kontakte auch leichter zu reduzieren. Die Anreise ist aber immer mit einem Risiko verbunden und trotz aller Vorsicht kann es einen leider trotzdem treffen.

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