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Andreas Raelert: Ein Ironman zehrt unheimlich an der Substanz

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Im Vorjahr war Andreas Raelert mit seinem zweiten Platz die eigentliche Überraschung des Ironman Hawaii. Dementsprechend motiviert ging der Rostocker die Saison 2016 an, wurde dann allerdings nach den ersten Frühjahrsrennen jäh ausgebremst. Nach der niederschmetternden Diagnose Ermüdungsbruch musste Raelert seinen Start beim Ironman Frankfurt Anfang Juli absagen und die Hawaii-Quali, die eigentlich nur noch Formsache war, stand plötzlich auf der Kippe. Doch der mittlerweile 40-jährige Familienvater kämpfte sich zurück und schaffte auf dem letzten Drücker doch noch den Sprung in die Qualiliste des Ironman Hawaii 2016. Wir haben mit Raelert über die nun unter besonderen Vorzeichen stehende finale Ironman WM-Vorbereitung gesprochen.

tri2b.com: Du hast dich mit Rang sieben beim Ironman Kopenhagen zum letztmöglichen Termin doch noch das so ersehnte Kona-Ticket erkämpft. Wie fällt das Resümee mit etwas Abstand aus.
Andreas Raelert (A.R.): Das Rennen in Kopenhagen war ein absoluter Hotspot. Für mich persönlich lief es dort besser als erwartet und von daher nehme ich das gute Gefühl mit in die finale Vorbereitung auf Hawaii.  
tri2b.com: Wegen eines Ermüdungsbruches musstest du im Frühsommer die Saison komplett umplanen. Hast du immer daran geglaubt, dass es am Ende noch zu so einer glücklichen Punktlandung kommt. Schließlich ist ein Ermüdungsbruch ja eine wirklich sehr schwerwiegende Verletzung?
A.R.:  Leider ist es so, dass der Ermüdungsbruch, es hat den Oberschenkel bzw. den Oberschenkelhals betroffen, noch nicht ganz abgeheilt ist und es kann von heute auf morgen schon wieder vorbei sein. Ich bin aber trotzdem optimistisch, zumal die Diagnose der Ärzte eine ganz andere war. Sie sagten die Saison ist für dich beendet. Von daher ist es für mich ein Erfolg, dass ich mich jetzt doch noch gezielt auf Hawaii vorbereiten kann. Ich will jetzt nicht sagen, dass ich ohne Ambitionen in die letzte Kona-Vorbereitung gehe, aber es  ist natürlich schon anderes als in den Vorjahren. Trotzdem freue ich mich darauf.
tri2b.com: In Kopenhagen hast du mit den Leistungen beim Schwimmen und Radfahren überzeugt und konntest sogar einen Radrekord aufstellen. Anscheinend hat dich die Verletzung nur beim Laufen richtig ausgebremst?
A.R.:  Ich habe schon relativ vernünftig trainiert. Umfangsmäßig und intensitätsmäßig natürlich nicht auf dem Niveau, wie ich es mir gerne gewünscht hätte. Deshalb war ich in Kopenhagen wirklich sehr zufrieden mit der Schwimm- und Radleistung. Zum Laufen muss ich ehrlich sagen, dass ich nach fünf Wochen Lauftraining positiv überrascht war so gut bis zum Halbmarathon zu kommen. Mit sechseinhalb Stunden Wettkampfzeit auf diesem Niveau bin ich zufrieden. Wobei es vermessen wäre nun zu glauben, ich kann in der verbleibenden Zeit jetzt noch so viel aufholen, dass es für einen kompletten Marathon auf Topniveau reicht. Trotz alledem wird Hawaii nun mal im Kopf entschieden und vielleicht kann ich ja etwas von meiner Erfahrung profitieren.
tri2b.com: Wie viel Rücksicht musst du unter diesen Vorrausetzungen im Training nehmen?
A.R.: In Kopenhagen hatte ich achteinhalb Stunden Wettkampfzeit in den Beinen gehabt. Ich kann mich auch noch an mein Regensburg-Rennen 2011 erinnern, als ich am Ende elf Stunden in den Beinen hatte. Ein Ironman zehrt unheimlich an der Substanz, egal ob du ihn Vollgas oder auf Durchhalten bestreitest. Du bist lange unterwegs und gerade im höheren Wettkampfalter benötigt man dann ein Stück weit mehr Regeneration. Die habe ich mir genommen. Jetzt heißt es die richtige Balance zu finden. Damit das Bein auch beim finalen Training hält, ich dann in Hawaii problemlos an den Start gehen kann und dort vom Kopf her die Verletzung ausblende.
tri2b.com: Wo findet die finale Kona-Vorbereitung statt?
A.R.: Ich werde wie schon das gesamte Jahr über ausschließlich daheim trainieren. Sollte das Wetter nicht mitspielen, dann gibt es vielleicht noch einen kurzen Abstecher auf die Kanaren oder Mallorca. Die Anreise nach Kona wird dann sehr kurzfristig erfolgen. Als junger Familienvater genieße ich die Zeit daheim und möchte den Kleinen mit aufwachsen sehen. Deshalb werde ich dann eine Woche vor dem Rennen direkt aus Europa anreisen. 
tri2b.com: Wie schaut das Lauftraining aus. Du wirst ja nicht so große Umfänge trainieren können. Gibt es Alternativen, wie z.B. Aquajogging?
A.R.:  Ich hatte viel im Kraftbereich gearbeitet, womit ich versucht habe den fehlenden Kilometerumfang zu kompensieren. Es ist mir damit ganz gut geglückt, an mein gewünschtes Lauflevel zumindest ein Stück weit wieder relativ schnell heran zu kommen.  Ein Ironman ist halt gut acht Stunden volle Belastung. Es wird schwierig, aber ich glaube es ist nicht unmöglich. Wenn ich mir das nicht zutraue, dann würde ich auch nicht nach Hawaii reisen.  
tri2b.com: Vielen Dank für das Interview. Wir drücken dir ganz fest die Daumen, dass du so fit als nur möglich am 8. Oktober in Kona an der Startlinie stehen kannst.

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