tri2b.com: Du bist schon eine gute Woche vor Ort in Kailua-Kona. Wie ist die Stimmung im Vergleich zu den Vorjahren?
Daniela Bleymehl (D.B.): Wir sind am Sonntag, 1. Oktober angekommen. Im Vergleich zu den Vorjahren war es bisher deutlich ruhiger. Ich bin sehr gespannt, wie sich das bis zum Rennen hin noch entwickeln wird.
tri2b.com: Den letzten Trainingsblock hast du daheim absolviert. Wie gut verlief die Umsetzung im Vergleich zu einer Vorbereitung in einem Camp?
D.B.: Mit der Vorbereitung bin ich insgesamt sehr zufrieden. In der Höhe waren wir dieses Jahr im August, etwas früher als sonst. Ein weiteres Trainingslager war mit der Familie nicht zu vereinbaren, sodass ich die unmittelbare Vorbereitung zu Hause absolviert habe, was aber genau das richtige für mich war. Ich trainiere am liebsten in meiner gewohnten Umgebung, habe hier das beste Umfeld und alles vor Ort, was ich brauche. Außerdem tut es mir gut, die Balance zwischen Training und dem normalen Leben zu behalten. Natürlich kann man in einem Camp noch einmal andere Schwerpunkte setzten und sicherlich noch konzentrierter arbeiten, aber man geht dabei auch immer viele Kompromisse ein. Wettertechnisch hatte ich Glück: der Spätsommer in Deutschland war dieses Jahr sehr warm, sodass ich durchgehend optimale Bedingungen während der Vorbereitung hatte.
tri2b.com: Wie gelingt es dir aktuell das Leben als Profiathletin und Mutter zu vereinbaren. Es ist nun mal keine statische Situation, sondern ein ständiger Wandel, da die Kinder schnell größer werden und.
D.B.: Wir bekommen es nach wie vor als Familie gut organisiert und ziehen an einem Strang, anders würde es nicht funktionieren. Allerdings muss ich gestehen, dass mir der Spagat zwischen Familie und Sport noch nie so schwergefallen ist, wie in diesem Jahr. Aber ich denke, das ist normal – mal geht es besser, mal schlechter – ja richtig, es ist keine statische Situation.
tri2b.com: Deine Saison verlief lange durchwachsen. Kam der Sieg beim Ironman 70.3 Zell am See-Kaprun jetzt genau zum richtigen Zeitpunkt? Wie viel Rückenwind gibt dir dieser Erfolg für Kona?
D.B.: Ein Rennen zu gewinnen, ist immer schön. Es war aber weniger der Sieg, der zum richtigen Zeitpunkt kam, sondern die Tatsache, dass ich mir selbst beweisen konnte, dass sich all die Investitionen und die ganze Arbeit lohnt und dass ich auf dem richtigen Weg bin, auch wenn ich es dieses Jahr nicht oft zeigen konnte. Aber die Saison ist ja zum Glück noch nicht vorbei…
tri2b.com: Im Vorjahr bist du mit besten Top Ten Chancen vom Rad gestiegen, dann folgte im Marathon leider ein DNF. Was nimmst du davon für das Rennen am kommenden Samstag mit?
D.B: Es ist die Weltmeisterschaft, da ist der Grat zwischen Erfolg und Niederlage noch einmal schmaler als bei anderen Rennen und man muss eben auch Risiken eingehen, wenn man vorne mitmischen möchte… Manchmal wird man dafür belohnt und manchmal eben nicht. Jedes Rennen ist anders. Aus einem schlechten Rennen oder einer negativen Erfahrung kann man oft noch mehr mitnehmen und lernen und natürlich werde ich alles tun, um nicht die gleichen Fehler wieder zu machen.
tri2b.com: Eine Top Ten-Platzierung wie 2019 wird wohl nur mit einer starken Laufperformance möglich sein, da sich viele der Konkurrentinnen auf einem vergleichbaren Niveau bewegen. Wie wurde das im Trainingsaufbau berücksichtigt gab es Veränderungen im Vergleich zum Vorjahr wenn ja, welche?
D.B: Ich arbeite seit Anfang des Jahres wieder mit Björn Geesmann zusammen, daher war der Trainingsaufbau insgesamt schon anders. Am Ende kommt es aber auch auf die Tagesform und sehr viele Faktoren an, die am Tag X passen müssen. Ich war auch im letzten Jahr in einer guten Laufform, konnte es aber auf Hawaii nicht zeigen. Ein paar Wochen später beim Ironman Israel hatte ich dann noch einmal einen guten Saisonabschluss, in Kona haben leider ein paar Dinge nicht gepasst.
tri2b.com: Gibt es beim Material ein spezielles Kona Setup. Du warst im Frühjahr auch wieder im Windkanal. Wie ausgereizt ist bei dir das Bike-Setup, bzw. welche Detailverbesserungen gab es noch?
D.B: Am Cockpit gibt es kleine Veränderungen und mein Helm, welcher im letzten Jahr noch ein Prototyp war, ist inzwischen auf dem Markt und noch einmal verbessert worden. Ansonsten ist mein Setup nahezu das gleiche wie im letzten Jahr. Wir haben aber noch einmal verstärkt an der Position gearbeitet und ich fühle mich nun viel wohler auf dem Rad, was wohl die wichtigste Veränderung sein dürfte.
tri2b.com: Du hast die zwei Kona-Renntage im Vorjahr als positiv bewertet. Allerdings hat diese Art der Durchführung zumindest auf Hawaii keine Zukunft. Was wäre dein Wunsch für die Zukunft der Ironman WM?
D.B.: Das ist eine gute Frage. Dass es auf Hawaii kein Zurück gibt, müssen wir vermutlich leider so akzeptieren – ich denke aber, es wäre zumindest gut, die Profirennen gemeinsam an einem Ort zu haben.
tri2b.com: Nächstes Jahr sind die Frauen in Nizza dran. Gab es für dich beim Männerrennen besondere Erkenntnisse, die im kommenden Jahr wichtig sein könnten?
D.B.: Es war sehr spannend, das Männerrennen zu verfolgen und das Rennen in Nizza hat sicher seine eigenen Gesetzte. Es kommt auf ganz anders Dinge an, beispielsweise lange Anstiege, eine gute Fahrtechnik bei den Abfahrten oder die Tatsache, dass man deutlich länger auf dem Rad unterwegs ist, was mir einerseits sicherlich in die Karten spielen kann, was gleichzeitig aber auch bedeutet, dass man vermutlich ein ganzes Stück müder in den Marathon startet. In jedem Fall findet man genug Stellschrauben, an denen gearbeitet werden kann. Aber eins nach dem anderen: jetzt steht erst einmal Kona vor der Tür! 🙂
tri2b.com: Dafür wünschen wir dir am Samstag viel Erfolg!
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Die Darmstädterin Daniela Bleymehl kennt den Ironman Hawaii von zwei ganz unterschiedlichen Seiten. Das unbeschreibliche Gefühl auf dem Alii Drive einzulaufen und sich nach einem erfolgreichen Rennen von den Fans feiern zu lassen. So wie 2019, als Bleymehl Neunte wurde. Auf der anderen Seite die absolute Leere nach einem DNF beim Saisonhöhepunkt, für den man so viel investiert hat. So geschehen im Vorjahr. Entsprechend motiviert ging die 35-jährige Profitriathletin und zweifache Mutter in die Vorbereitung für die Ironman WM 2023. Mit welchen Erwartungen Bleymehl bei der Ironman World Championship 2023 ins Rennen geht erzählt sie im Interview.
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