tri2b.com: Wir haben dich in der Startliste des Portocolom Triathlon gefunden, der am 2. April 2023 stattfindet. Was hat es damit auf sich?
Dirk Froberg (D.F.): Ich habe mir das Ziel gesetzt noch einmal als Athlet die Finishline einer Triathlon-Langdistanz zu erreichen. Wobei das Projekt jetzt unter dem Arbeitstitel Abi 2040 steht. Kurz erklärt: im letzten Sommer wurde mein erstes Enkelkind geboren und das soll zum Abitur noch einen topfitten Opa erleben dürfen. Deshalb habe ich jetzt, wie schon vor 15 Jahren, wieder einen harten Cut gemacht.
tri2b.com: Seit wann bist du in der Vorbereitung?
D.F.: Genau seit dem 1. August 2022. Ich bin immer noch Berufspendler zwischen meinem Wohnort Duisburg und Frankfurt, wo mein Arbeitgeber, der Hessische Rundfunk sitzt. Durch Corona hat sich das Home-Office etabliert, daher muss ich aktuell nicht mehr jeden Tag pendeln, was es im Training etwas leichter macht. Vor 15 Jahren war das Projekt ja mit der hr-Doku Mit eisernem Willen zum Ironman verbunden.
tri2b.com: Damals hattest du mit Franziska van Almsick, Kai Hundertmarck und Lothar Leder für jede Disziplin eine hochkarätige Expertin bzw. Experten als Ratgeber an deiner Seite. Wie gehst du die Sache diesmal an?
D.F.: Ich greife wie damals auf die Ratschläge von Lothar und Nicole Leder zurück, die mein Training planen und begleiten. Die beiden kennen mein Leben über viele Jahre und kümmern sich rührselig um mich. Seit dem Trainingsstart am 1. August 2022 hatte ich weder einen richtigen Muskelkater, noch das Gefühl, irgendwann mit dem Ganzen überfordert gewesen zu sein.
Feilen an der Schwimmtechnik: Nicole Leder gibt Tipps – © Dirk Froberg
tri2b.com: In den letzten 15 Jahren hat sich viel getan bei der Trainingssteuerung. Man kann heute alles nur erdenkliche messen und dokumentieren. Für alles gibt es irgendein Gadget. Wie ist das bei dir als Best Ager, zumal meines Wissens Lothar und Nicole hier manchen Entwicklungen gegenüber durchaus kritisch eingestellt sind?
D.F.: Mein Gadget heißt TrainingsPeaks. Über die Plattform steuern die beiden mein Training. Wobei wir hier nicht bis ins letzte Detail gehen, wie das vielleicht Björn Geesmann bei Patrick Lange, oder Dan Lorang bei Anne Haug macht. Aber ich bekomme dann halt eine von Lothar auf den Deckel, wenn ich den ruhigen Dauerlauf in einer 5:08er Pace laufe, im Plan aber eine 5:30 vorgegeben war. Mir ist es diesmal besonders wichtig, dass die ganze Sache wirklich nachhaltig ist. Deshalb auch der Arbeitstitel Abi 2040. Es geht um mehr als mich nur für die eine Langdistanz fit zu machen. Ich habe im Zuge dessen auch meine Ernährung umgestellt, wo mir Caroline Rauscher hilft, und von orthopädischer Seite kann ich auf die Expertise des Arztes der Frauen-Nationalmannschaft zählen. Es ist nun mal so, dass mit fast 61 Jahren hier und da immer was zwickt. Es gab mal einen Bandscheibenvorfall und auch das Knie muss aufgrund von Abnutzungserscheinungen immer mal wieder behandelt werden. Das Thema Triathlon jenseits der 50 wäre eigentlich auch was für eine Story. Schließlich werden es immer mehr Menschen, die im höheren Alter noch Triathlon machen, bzw. erst einsteigen wollen.
tri2b.com: Wenn du dich jetzt selbst mit vor 15 Jahren vergleichst. Wo stehst du aktuell?
D.F.: Lothar hatte mir mal gesagt, dass du mit jedem Lebensjahr ein Kilo Körpergewicht zulegen wirst. Da hatte er nicht unrecht. Ich war bei über 90 kg angekommen. Nach einem halben Jahr Training liege ich jetzt schon in den niedrigeren 80ern 81, 82 kg. Das Ziel ist eine 7 davor, wofür ich demnächst auch den Alkohol weglassen werde. Was die Leistungsfähigkeit angeht, bin ich positiv überrascht. Zur Motivation und Formüberprüfung laufe ich auch in diesem Winter bei der Winterlaufserie in Duisburg mit. Beim ersten Lauf über 10 km bin ich 47:04 min gelaufen, wobei die Strecke sogar einen Tick länger war. Meine km-Splits waren fast alle zwischen 4:30 und 4:40 km/min. Das ist für einen alten weißen Mann nicht so schlecht. Auch im Vergleich zu meiner 10 km-Bestzeit von 39:41 min, die ich vor 15 Jahren beim Silvesterlauf in Frankfurt gelaufen bin. Ganz wichtig ist es mir in diesem Zusammenhang zu erwähnen, dass das Geld in einen Coach, der von außen auf dein Training schaut extrem gut angelegt ist. Ganz egal ob der jetzt 50 oder 250 im Monat nimmt. Es geht einfach darum vor Fehlern im Training bewahrt zu werden.
tri2b.com: Der erste richtige Gradmesser wird dann der Portocolom Triathlon am 2. April sein, wo du die lange 111-Distanz in Angriff nimmst. Kennst du das Rennen und was nimmst du dir vor?
D.F.: Vorweg muss ich sagen, dass ich die eigenständigen Rennen jenseits der großen Marken einfach toll finde. Deshalb wird mein zweiter Wettkampf auch der Triathlon in Buschhütten sein, wo das Ehepaar Jung seit zig Jahren die Fäden zieht. An dem Rennen in Portocolom reizt mich besonders der zweimal zu fahrende Anstieg zum Sant Salvador, den ich im Training schon oft gefahren bin. Ich bin sehr gespannt, wie es mir anschließend noch auf den 10 Laufkilometern geht. So sehe ich früh, wo ich stehe und kann das Training entsprechend anpassen. Das Rennen ist für mich auch der Auftakt eines sportlichen Mallorca-Urlaubs. Geplant ist nach dem Triathlon ein paar Tage Ruhe zu geben und dann von meinem Standort in Sóller gezielt an der Kraftausdauer auf dem Rad zu arbeiten.
Dirk Froberg mit seiner Trainingsgruppe im Camp auf Lanzarote – © Dirk Froberg
tri2b.com: Lass uns nochmal über Zahlen sprechen. Letztendlich wollen die Triathleten immer wissen, wie viele Stunden Training sind es in der Woche?
D.F.: Es sind auf jeden Fall zwischen 7 und 10 Stunden Training in der Woche. Einzelne Wochen sind auch noch etwas umfangreicher gestaltet. Aber das ist wirklich gut machbar, da ich glücklicherweise nicht mehr täglich zwischen Duisburg und Frankfurt pendeln muss. Es ist relativ einfach. Man muss einfach aufstehen und den Arsch bewegen, auch mal vor der Arbeit. Gerade diese Nüchtern-Einheiten tun mir sehr gut. Dieser Umfang an Training funktioniert für mich ohne Qual, was den Verlust von Freizeit und sozialen Kontakten betrifft. Ich denke, dass dies auch für einen hohen Prozentsatz der Triathleten so gilt, die sich so ein Ziel vornehmen. Mehr muss es auch nicht sein, da sich diese ganze Umfanggeschichte ja deutlich verändert hat. Man muss nicht mehr am Wochenende unbedingt 5 oder 6 Stunden zum Radfahren gehen und dann der ganze Sonntag im Eimer ist. Es geht ganz klar um die Quality-Kilometer.
tri2b.com: Das hört sich fast danach an, dass ein Langdistanz-Training immer easy von der Hand geht. Läuft es wirklich immer so glatt?
D.F.: Es gibt natürlich auch Learnings. Ich fahre jetzt auch auf der Rolle mit virtueller Trainings-App und sollte laut Plan den Mont Ventoux hochfahren. Da bin ich etwas naiv rangegangen. Ich habe das echt unterschätzt und wäre im ehemaligen Kinderzimmer meines Sohnes fast vom Rad gekippt, weil ich die 24 km Bergfahrt nur mit einer kleinen Flasche Wasser angegangen bin. Am Schluss war es echt ziemlich dunkel vor den Augen.
tri2b.com: Wo wird man dich dann auf der Langdistanz sehen?
D.F.: Ich habe ein Rennen im Auge, aber ich will das noch nicht verraten. Es ist ja bekannt, dass ich einer bin, der gerne und viel spricht und dafür auch öfter mal was in diversen Medien in die Fresse bekommt im Sinne von wieder der mit seinen Altherren-Witzen, hoffentlich ist der bald weg und der Unterstellung, dass ich mich mit den Athleten nicht connecte. Was im Übrigen nicht stimmt. Ich war u.a. auf Mallorca, in Girona oder auch in St. Moritz und habe dort mit vielen der bekannten Profis gesprochen. Aber ich bin von Beruf eben Journalist und nicht Social-Media Influencer und muss nicht immer alles rausposaunen. Genau deshalb halt ich auch bezüglich der geplanten Langdistanz den Ball flach. Ich will jetzt erstmal gesund ins Frühjahr kommen. Und so viel vorweg: Es wird auf jeden Fall nicht wieder Frankfurt sein und auch nicht Nizza. An diesen Terminen muss ich nämlich arbeiten.
tri2b.com: Du hast das neue Triathlon-Reizwort Nizza genannt. Wie schätzt du die aktuelle Entwicklung rund um die Ironman WM ein?
D.F.: Das Hauptproblem ist für mich nicht der Mythos Ironman Hawaii, sondern wofür der Triathlon-Sport an sich steht. Profis und Agegrouper starten im gleichen Rennen auf den exakt gleichen Strecken. Man checkt gemeinsam ein und steht zusammen in der Früh in der Wechselzone. Diese Nähe zu den Vorbildern ist es was den Triathlon-Sport ausmacht und von anderen Sportarten unterscheidet. Durch die räumliche Trennung zwischen Männer- und Frauenrennen fällt ein großer Teil dieses Gemeinschaftserlebnisses weg. Dieser Eindruck einer lebendigen Triathlon-Szene wird damit einfach halbiert. Rein sportlich hat die Wahl von Nizza sicher seinen Reiz, da bin ich bei Kristian Blummenfelt, der das bei euch im Interview ähnlich geäußert hat. So haben jetzt auch andere Athletinnen- und Athleten-Typen eine Chance auf den Ironman WM-Titel. Es wird auf jeden Fall spannend bleiben. Vielleicht startet ja die PTO eine Initiative und geht mit einem neuen Ansatz auf die Vorort-Verantwortlichen in Kailua-Kona zu.
Ein nicht zu unterschätzender Punkt ist auch die Berichterstattung. Nachdem 2022 das ZDF aus Kona übertragen hat, ist 2023 wieder die ARD mit der Ironman WM-Berichterstattung dran, jetzt aber mit zwei Produktionsorten und dem an sich gleichen Budget. Da sind auch für uns noch einige Hausaufgaben zu machen.
tri2b.com: Dirk, vielen Dank für die Einblicke in dein Training und deine Ziele, die hoffentlich auch Nachahmer motiviert endlich den Schweinehund abzuschütteln. Wir werden dich weiterverfolgen und sind sehr gespannt, an welcher Langdistanz-Startlinie du stehen wirst. Zunächst aber viel Erfolg für den Saisonstart beim Triathlon Portocolom.
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Die Triathlon-Fans kennen vor allem die Stimme von Dirk Froberg. Seit vielen Jahren kommentiert der Duisburger für die ARD und das hr-fernsehen die TV-Übertragungen vom Ironman Hawaii und der Ironman EM in Frankfurt. Der hr-Journalist ist aber nicht einer, der nur über den Sport spricht wie einst Waldi Waldemar Hartmann in seinem WM-Club sondern legt auch selbst die Startnummer an. 2007 finishte Froberg in 11:07 Stunden den Ironman Frankfurt, dokumentiert in der Doku Mit eisernem Willen zum Ironman. Aktuell taucht der 60-Jährige in der Startliste des Portocolom Triathlon auf Mallorca auf. Grund genug, um mit Dirk Froberg über sein Triathlon-Comeback und die aktuellen Entwicklungen in der Ironman-Szene zu sprechen.
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