tri2b.com: Faris, du hast beim IRONMAN Malaysia die gesamte Konkurrenz düpiert und mit über 30 Minuten Vorsprung gewonnen. Hat sich da auch ein wenig Wut über den Verlauf der Saison 2007 Luft gemacht?
Faris Al-Sultan (F.A-S.): Nein, da hat mich eher die Angst angetrieben. Nach der miesen Saison hatte ich natürlich befürchtet, dass mir noch etwas passiert auf der Strecke und es aus irgendwelchen Gründen nicht klappt mit dem Sieg. Es war für mich ganz wichtig, dass ich das Rennen gewinne, das war viel wichtiger als irgendeinen Vorsprung rauszuholen. Das hat dann alles gut funktioniert, weil ich gut vorbereitet war, aber besonders wütend war ich da nicht.
tri2b.com: Du hast ja bereits vergangenes Jahr nach dem Rennen in Frankfurt darüber gesprochen, dein Training umzustellen, wieder mehr Wert auf lange Läufe zu legen, hat sich das bereits ausgezahlt?
F.A-S.: Ich bin in Malaysia noch recht zurückhaltend gewesen beim Laufen, mein Laufsplit war ja nicht so abartig gut. Wobei man natürlich sagen muss, wenn man schon 25 Minuten Vorsprung hat, dann ist es schwierig, das Letzte aus sich herauszuholen. Aber ich hätte auch nicht soviel schneller laufen können. Zum einen, weil die äußeren Bedingungen recht hart waren und zum anderen, weil da schon noch Defizite sind. Ich war aber vor Hawaii durchaus schon in einer guten Laufverfassung und davor hatte ich bereits viel beim Laufen gemacht. Aber jetzt in der Grundlagenvorbereitung in den Emiraten, da war das Radfahren noch der Schwerpunkt. Deshalb war der Laufsplit im Vergleich zum Radsplit jetzt auch nicht so gut.
tri2b.com: In den ersten Wochen nach deinem krankheitsbedingten Nichtstart auf Hawaii, hat da das Gefühl überwogen "Jetzt erst recht" oder gab es auch Momente, in denen du von Triathlon nichts mehr wissen wolltest?
F.A-S.: Ja natürlich, jedes Jahr länger, in dem man nur Triathlon-Profi ist, fühlt man sich schon sehr reduziert auf die Tätigkeit. Aber wenn man nicht wirklich viel investiert in den Sport, dann kann man einfach auch nicht Top-Leistungen bringen. Ich konnte mich aber nach Hawaii schon wieder gut auf den Sport konzentrieren. Mein Problem war eher, dass ich danach in äußerst schlechter Verfassung war.
Ich hatte ja keinen Wettkampf gemacht, sondern war einfach nur eine Woche krank, das war immerhin schon so schwer, dass ich nicht starten konnte, aber es war ja nichts lebensbedrohliches. Man sagt ja immer, wenn man keinen Wettkampf macht, hat man so viel Energie gespart und es geht dir blendend. Davon habe ich aber nichts gemerkt. Anfang November habe ich wieder angefangen zu trainieren und habe dann ziemlich lange gebraucht, um wieder in Form zu kommen. Erst nach mindestens drei Wochen konnte ich wieder auf vernünftigem Niveau trainieren, dann bin ich das erste Mal in das Trainingslager in die Emirate gefahren und so hat sich peu à peu die Form entwickelt.
tri2b.com: Bei deinem letzten Trainingslager in den Vereinigten Arabischen Emiraten warst du ja sogar mit einer kleinen Gruppe unterwegs, sechs Athleten haben mit dir in der Wüste trainiert – was zeichnet das Training dort aus?
F.A-S.: Vor allem die Hitze – wobei es diesmal sehr kühl war, es hat tagsüber meist nicht über 20 Grad gehabt, das war der kälteste Februaranfang seit den Wetteraufzeichnungen. Aber wir haben viele schöne lange Grundlageneinheiten gemacht, die Straßenverhältnisse sind sehr gut, man hat den Standstreifen, den man benutzen kann und wo man auch nebeneinander fahren kann. Es gibt auch einen Berg mit 800 Höhenmetern – fürs Radtraining sind die Bedingungen dort ideal.
tri2b.com: Seit Anfang Februar greift bei dir als in Frankfurt startender Profi das Anti-Doping-Programm "Eiserne Transparenz". Wurdest du bereits getestet?
F.A-S.: Ja, kurz nach meiner Rückreise aus Malaysia, das war zwar nicht besonders überraschend, denn ich werde grundsätzlich immer nach Wettkämpfen kontrolliert. Aber das war abgesehen von der Vorwettkampfkontrolle in Frankfurt der erste Blut-Trainingstest in meiner Karriere. Der Zeitpunkt war auch nicht so entscheidend, denn bei diesem Programm geht es nicht nur darum, nachzuweisen, ob man jetzt aktuell beispielsweise EPO genommen hat, sondern auch überhaupt Daten zu sammeln, die man dann längerfristig einordnen kann. Grundsätzlich ist das eine sehr gute Sache, hätte der Veranstalter nicht das Geld für dieses Programm auf den Tisch gelegt, hätte ich bis heute keine Blutkontrolle gehabt, weils einfach kein Schwein interessiert hätte.
tri2b.com: Bleiben wir beim IRONMAN Germany. Hat dich die Startzusage Chris McCormacks überrascht?
F.A-S.: Ein bißchen schon, er hat einen Vertrag mit Roth und der schließt ja einen Start in Frankfurt eigentlich aus. Aber das ist sein persönlicher Deal mit den Veranstaltern, die müssen das untereinander ausmachen und da scheint das so in Ordnung zu sein, dass er das macht.
tri2b.com: Chris McCormack, Normann Stadler und du in einem Rennen – wird da nicht geradezu der jährliche Showdown der Besten auf Hawaii vorweggenommen?
F.A-S.: Das Rennen wird mit dem jetzigen Starterfeld sicher eine spannende Sache, für die Medien ist das toll und und für uns Profis auch. Das sorgt für noch mehr Beachtung international, Hawaii wird schon immer "das Ding" bleiben, aber der Fokus soll nicht nur darauf liegen, so nach dem Motto: außer Hawaii gibts keinen Triathlon – und da hilft ein starkes Starterfeld natürlich.
tri2b.com: Du warst vergangenes Jahr trotz der anhaltenden Gefahr erstmals im Irak, wie waren deine Eindrücke?
F.A-S.: Ich war nur im Norden, im kurdisch kontrollierten Teil. Da war schon alles sehr kaputt, aber es war auch Hoffnung zu spüren. Ich war in der Früh laufen und da hat die Straßenreinigung schon überall gearbeitet, das fand ich sehr beeindruckend. Man konnte auch alles mögliche kaufen – bis zu österreichischen Säften. Es war viel Militär und Polizei dort, aber man hatte schon den Eindruck, als würde für die Menschen das Leben seinen gewohnten Gang gehen.
tri2b.com: Konntest du dort deine Verwandten treffen?
F.A-S.: Ja. Die sind zwar aus Mossul, aus dem arabischen Teil, aber sie sind einfach in den Norden gekommen, um mich zu treffen. In Mossul siehts natürlich anders aus, die Leute verlassen ihre Häuser abends nicht mehr und es ist deutlich gefährlicher, das ist für die Menschen natürlich schlimm. Alle, mit denen ich gesprochen habe, wollen eigentlich ja nichts außer normal arbeiten und einem normalen Leben nachgehen. Man kann zwar in drei, vier Tagen, in denen ich dort war, nicht so eine enge Beziehung aufbauen, aber für mich war das Zusammentreffen und die Gespräche mit meinen Verwandten sehr interessant.
tri2b.com: Und haben sie auch deine bisherige Triathlon-Karriere verfolgen können?
F.A-S.: Sie können jetzt mit der ganzen Geschichte nicht so wirklich viel anfangen, das fällt natürlich auch schwer aus dieser Entfernung. Aber sie haben mir voller Stolz erzählt, dass sie meinen Hawaii-Sieg auf "Deutsche Welle-TV" gesehen haben. Und dann haben die natürlich Internet und über meine Erfolge und was auf meiner Website abgeht sind sie alle immer bestens informiert.
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