tri2b.com: In deiner Triathlon-Profikarriere war der Juli alljährlich die Zeit der großen Sommer-Langdistanz. Nun wird man dich am 10. Juli bei der SwimRun-Premiere in Rheinsberg nördlich von Berlin an der Startlinie sehen. Wie kommt´s dazu?
Faris Al-Sultan (F. A.-S.) : Ich will zusammen meinem Freund und langjährigen Teammanager Werner Leitner beim SwimRun-Mutterrennen, dem ÖTILLÖ in Schweden starten. Das Rennen ist dort am 5. September und geht über 10 Kilometer Schwimmen und 65 Kilometer Laufen. Da haben wir uns gedacht, zur Vorbereitung wäre schon noch ein SwimRun-Rennen gut. So sind wir auf den SwimRun in Rheinsberg gekommen.
tri2b.com: Du bist jetzt über ein Jahr raus aus dem Profitraining. Wie fit bist du noch? Die Distanzen beim ÖTILLÖ sind ja schon herausfordernd?
F. A.-S.: Die Fitness geht schon noch. Ich hab ja schon in der letzten Phase als Profi immer wieder gesagt, dass es eben hier und da mal zwickt und die Regeneration einfach länger dauert. Für den ÖTILLÖ heißt es jetzt natürlich noch etwas aufrüsten. Gerade im Laufen war der Umfang zuletzt nur so bei 40 Kilometern die Woche und die langen Läufe fehlen mir noch total. Jede Woche einen 30er rennen, dann würde es passen. Aber zuletzt war einfach zu viel los. Außerdem bin ich auch ordentlich Rad gefahren, da ich bei der Challenge Roth mit einem Blindensportler die 180 Kilometer auf einem Tandem fahren werde. Die muss ich schließlich auch überleben.
tri2b.com: Beim SwimRun Rheinsberg geht es über vergleichsweise kurze 2 Kilometer Schwimmen und 19 Kilometer Laufen, aufgeteilt auf je acht Schwimm- und Laufabschnitte. Hast du die spezielle SwimRun-Belastung schon mal in einer spezifischen Trainingseinheit trainiert?
F. A.-S.: Ich kannte bisher diesen Wechsel nur vom Triathlon Triple-Sprint-Format, wo eine Olympische Distanz in drei Abschnitten hintereinander gemacht wird. In Konstanz gab´s das mal. Es sah zum totlachen aus, als wir da zum dritten Mal ins Wasser gesprungen sind, da die Motorik sehr unter der hohen Laktatanhäufung bei dem hohen Tempo gelitten hatte. Beim SwimRun ist aber alles viel langsamer, es geht da mehr um die Kraftausdauer. Einmal hab ich schon so trainiert und ich muss sagen, das Laufen im Neo ist schon sehr komisch. Es ist eng und man kann sich nicht so richtig aufrichten, wie man es normal beim Laufen gewohnt ist. Unser Ausrüster Aqua Sphere wird uns hier aber noch einen Prototypen mit zwei Reißverschlüssen zur Verfügung stellen, was die Sache wohl etwas erleichtert.
tri2b.com: Ist SwimRun mehr als eine durchgeknallte Idee schwedischer Kneipenfreunde? Kann dieses Format auch aus sportlicher Sicht für Triathleten interessant und eine Alternative sein?
F. A.-S.: Ich denke die SwimRun-Idee ist sehr interessant. Ich vergleiche es mal mit dem Trailrunning, was einen regelrechten Boom erlebt. Im Laufen geht der Trend klar weg vom messbaren und vergleichbaren 10er. Wenn du jetzt 38:25 Minuten auf 10 Kilometer läufst, dann kannst du dich mit jedem auf der Welt vergleichen. In der Rangliste bist du dann vielleicht die Nummer 2.835.620. Das ist ungeil. Anders sieht es aus, wenn die Distanzen nicht genormt sind, die Streckenprofile sich nicht vergleichen lassen. Dann bist du mit einem Altersklassen-Podestplatz gleich ein Star und auch als Finisher noch ein richtiger Held. Darum kommt ja auch der Triathlon mit seinen unterschiedlichen Rennformaten und Distanzen so gut an. Beim SwimRun kommt dann noch die Teamkomponente dazu, was den Spaßfaktor nochmals erhöht. Anderseits ist ein SwimRun nicht so komplex wie ein echtes Adventure Race, wo du noch klettern, rudern und Kamele kraulen musst.
Dazu kommt, dass es eine gute Alternative ist bei Sauwetter, wie wir es zuletzt hatten. Triathlon macht bei 14 Grad und Regen nun mal keinen Spaß. Beim SwimRun ist es egal wie das Wetter ist, beziehungsweise gerade kühle und nasse Bedingungen sind für einen SwimRun wie gemacht, da man ja die ganze Zeit mit Neo unterwegs ist.
SwimRun Rheinsberg am 10. Juli 2016
Wer den SwimRun-Auftritt von Faris Al-Sultan live verfolgen will, der kann bei der Premiere im Naturpark-Stechlin-Ruppin noch dabei sein. Anmeldungen sind noch bis zum 30. Juni möglich. Neben der längeren Strecke mit 2 km Schwimmen und 17 km Laufen gibt es auch einen Sprintdistanz über insgesamt 9 km (ca. 1 km Schwimmen/8 km Laufen). Außerdem findet ein reiner Laufwettbewerb über 19 km statt.
Mehr Infos unter: www.swimrun-rheinsberg.de
tri2b.com: Gibt es in 2016 noch weitere sportliche Herausforderungen für dich?
F. A.-S.: Mit den SwimRuns und dem Radfahren in Roth bin ich erst einmal ausgelastet. Es gibt ja auch noch andere Dinge zu tun.
tri2b.com: Zum Beispiel deinen Schützling Patrick Lange auf den Ironman Hawaii vorzubereiten? Was darf man von Patrick, der ja im Mai in Texas bei seiner Ironman-Premiere gleich einen Sieg feiern durfte, in Kona erwarten?
F. A.-S.: Ja, in der Tat muss ich mich um meine Athleten kümmern. Neben Patrick Lange betreue ich auch noch Carolin Lehrieder, die für das Team Mohrenwirt an den Start geht. Was Patrick angeht, war ich schon auch selbst überrascht, dass er in Texas schon so performt. Dort ist aber auch alles für ihn gelaufen. Die Radstrecke war 30 Kilometer kürzer, nur Starykowicz fuhr weg, alle anderen waren auf dem Rad zusammen. Patrick hat dann einen super Lauf hingelegt und es den vermeintlichen Laufgrößen so richtig gezeigt.
Auf Hawaii wird es natürlich anders ausschauen. Patrick ist ein Superschwimmer und er wird meiner Meinung nach in Kona problemlos mit der ersten Gruppe aus dem Wasser kommen. Auf dem Rad fehlt ihm aber noch der nötige Punch. Das richtig Wegdrücken kann er noch nicht. Ich hoffe, er verliert auf dem Rad nicht zu viel Zeit. Beim Laufen kann er dann sicher eine 2:50 im Marathon rennen. Die Top Ten wäre so in Reichweite. Wir arbeiten dran und bis Oktober ist ja auch noch etwas Zeit.
tri2b.com: Da wir gerade das Radfahren beim Ironman mit angesprochen haben. Es fällt auf, dass in schöner Regelmäßigkeit das wattsparende Hightech-Material zum Problem wird. Prominente Beispiel waren zuletzt Jan Frodeno, bei dem das Visier des Aerohelms den Dienst verweigerte und er mehrere Minuten Zeit verlor, oder Johann Ackermann, dessen minimalistischer Flaschenhalter sich im gleichen Rennen verselbstständigte und die fehlende Flüssigkeitsversorgung dann später zum DNF führte. Wird heute manchmal vielleicht zu viel, am Praxiseinsatz vorbei, getunt?
F. A.-S.: Das Tuning ist schon in Ordnung. Ich glaub, dass es eher ein Problem der Athleten und der heutigen Zeit ist. Gehen wir in die Anfänge des Triathlon und des Ironman zurück. Die Athleten waren damals Abenteurer und mussten selbst Lösungen finden, sie mussten zum Beispiel ihre komplette Verpflegung mitnehmen, das komplette Material um Defekte zu beheben usw. Heute ist es so, dass wenn mal die Kette nicht richtig gewachst ist, viele schon gleich die Nerven verlieren. Sobald keine Topbedingungen wie im Labor vorliegen, kommt der Flattermann. In einem Rennen über 8, 9 und mehr Stunden ist es normal, dass man mal improvisieren muss. Du verlierst halt mal deine Gel-Flasche oder bekommst dein Special-Need nicht oder kannst nicht alle Ritzel schalten. Solche Problem kann man lösen, ohne gleich den Kopf in den Sand zu stecken und mit einem DNF in der Ergebnisliste zu landen.