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Florian Angert: Ich will bei der Ironman-WM ein Rennen von vorne machen

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2019 absolvierte Florian Angert seinen ersten Ironman. In Barcelona siegte der gebürtige Weinheimer in superschnellen 7:45:05 Stunden, was zu diesem Zeitpunkt Langdistanz-Rookie-Rekord bedeutete. Mit dem Rennen hatte Angert auch seine erste Kona-Quali perfekt gemacht, musste dann aber aufgrund der Corona-Pandemie zweieinhalb Jahre auf sein erstes Ironman WM-Rennen warten. Am Samstag, 7. Mai 2022 – 6:15 Uhr Ortszeit St. George ist es endlich soweit: Florian Angert steht an der Startlinie der Ironman World Championship und zählt dabei zum erlesenen Kreis der Top Five-Anwärter. Die Form dafür stimmt jedenfalls, dass verriet uns der 30-Jährige im Interview.

tri2b.com: Du hast deine ersten Trainingseinheiten vor Ort in St. George schon hinter dir. Wie sind die Eindrücke, lief alles wie geplant?
Florian Angert (F.A.): Die Anreise verlief problemloser als ich es erwartet hatte und auch beim finalen Training hier in St. George lief alles gut. Das Wetter war immer schön mit Temperaturen bis an die 30 Grad und es gab wenig Wind. Ich war im vergangenen Jahr Anfang Mai schon mal hier beim Ironman 70.3 und so wusste ich auch, wo die besten Locations für mein Training sind und wo ich zum Einkaufen am besten hinfahren kann. Auch deshalb verliefen die Tage hier sehr entspannt.
tri2b.com: Du kennst wie schon erwähnt St. George aus dem Vorjahr vom Ironman 70.3. Was hast du davon für die Vorbereitung auf die WM mitgenommen?
F.A.: Ich bin im Vorjahr auch nach dem 70.3-Rennen noch in St. George geblieben, um mich auf den Ironman Tulsa vorzubereiten. Dabei hatte ich bereits den neuen Teil der nun am Samstag gefahrenen Radstrecke kennengelernt. Das Schwimmen im See ist easy und von der Laufstrecke bin ich die Teilabschnitte schon gelaufen, die auch beim 70.3 mit drin sind. Dieses Vorwissen hat geholfen sich mental darauf einzustellen, was einen hier dann bei der WM erwartet. Gerade was die Simulation der Bergan- und Bergabläufe anging, war die Streckenkenntnis viel wert.
tri2b.com: Wie groß ist die Vorfreude auf das WM-Rennen, auch wenn es (noch) nicht Kona ist? Du hast seit der Quali ganze zweieinhalb Jahre auf den WM-Einsatz warten müssen.
F.A.: Meine Vorfreude ist natürlich riesengroß. Trotzdem bin ich aber noch sehr entspannt, weil ich hier mein Programm ohne großen Stress durchziehen konnte. Es ist das erste Ironman WM-Rennen seit zweieinhalb Jahren und ehrlicherweise ist es schade, dass wir nicht auf Hawaii sind. Aber am Ende des Tages geht es am Samstag um den Ironman WM-Titel und da spielt es keine Rolle, wo das Rennen stattfindet. Zumal es meine Rookie-WM ist und somit sowieso noch einmal was ganz Besonderes ist. Ich bin einfach nur froh, dass ich hier fit und gesund dabei bin und nach zweieinhalb Jahren endlich meinen WM-Slot einlösen kann.
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Florian Angert will das WM-Rennen von vorne mitbestimmen – © Petko Beier
tri2b.com: Du hast selbst die Top Five als Ziel ausgegeben. Auch Sebi attestiert dir eine Topform. Wie willst du das Rennen angehen?
F.A.: Die Top Five sind kein unrealistisches Ziel. Ich habe seit dem Trainingseinstieg im November sehr gut trainiert. So gut, so intensiv und so konstant wie noch nie. Und entsprechend gut ist auch meine Form. Im Laufen habe ich sehr gute Fortschritte gemacht. Ich will am Samstag ein gutes Rennen von vorne machen und meine Stärken ausspielen.  Das Ergebnis will ich gar nicht so an einer bestimmten Platzierung festmachen, denn auch wenn ich am Ende als Achter über die Ziellinie laufe und alles gegeben habe, dann bin ich damit zufrieden. Ich kann nur meine eigene Leistung beeinflussen. Im Vorfeld habe ich alles dafür getan, um hier in Topform an der Startlinie zu stehen. Für ganz vorne muss dann aber auch alles zusammenlaufen, da bei einer WM nun mal keine Pappnasen an der Startlinie stehen.
tri2b.com: Torsten Radde von Trirating hat dir in seiner Bewertung 4 Schwimmer, 3 Radfahrer und „nur“ 2 Läufer“ (von 5 möglichen) gegeben. Wie schätzt du dich selbst ein? Ironman-Rennen werden im Laufen entschieden!
F.A.: Ich schaue mir die Trirating-Statistiken nicht an. Ich weiß auch so, was meine Konkurrenten können und wie ich mich da im Vergleich einordnen muss.
tri2b.com: Du bist auch schon für Kona 2022 qualifiziert. Macht es das vom Druck etwas leichter, da es schon im Oktober eine zweite WM-Chance gibt?
F.A.: Das hat für das Rennen hier keinen Einfluss. Ich habe die berechtigte Hoffnung, dass ich in den kommenden Jahren bei jeder Ironman-WM dabei sein kann. Für mich sind das zwei eigenständige WM-Rennen. Ich will hier in St. George und im Oktober in Kona ein gutes Ergebnis machen, dafür trainiere ich täglich hart.
tri2b.com: Viele deiner Konkurrenten setzten stark auf Höhentraining. Unter anderem auch deshalb, weil zumindest ein Teil des St. George-Kurses so hoch liegt, dass schon leichte Leistungseinbußen gegenüber des Normalniveaus zu erwarten sind. Bei dir sah man auf Insta als Trainingsorte Lanzarote, Girona und deinen Heimatort Schwaigern. Liegt das an schlechten Erfahrungen mit Höhentraining, oder ist das noch die AddOn-Option für Kona?
F.A.: Das ist richtig, ich war nicht in der Höhe und habe die letzten vier Wochen in meiner baden-württembergischen Heimat Schwaigern verbracht. Davor war ich in Girona und im Januar auf Lanzarote. Für mich ist entscheidend, dass ich mich in einer Umgebung vorbereiten kann, in der ich mich wohl fühle. Wo ich meine Routinen habe und mich ohne Stress auf mein Training konzentrieren kann. Mein Ziel war hier gesund an der Startlinie zu stehen. Ein frühes Höhentraining im März, als oben noch Minusgrade herrschten, hätte ein höheres Krankheitsrisiko bedeutet. Mit dem Training daheim wollte ich außerdem auch Reisestress vermeiden. Ich werde dieses Jahr mit Hawaii und vielleicht mit dem einen oder anderen PTO-Rennen noch sehr viel unterwegs sein und für mich bedeuten die langen Reisen durchaus Stress.
tri2b.com: Welche Bedingungen würdest du dir für den Raceday wünschen. Der Wind kann in St. George einen großen Einfluss haben. Laut Wetterbericht soll es in der Raceweek teils über 30 Grad heiß werden!
F.A.: Mit wünschen ist es schwer, denn die Bedingungen sind so wie sie sind. Es wird wohl windig werden. Die Frage ist nur wie stark und aus welcher Richtung der Wind kommen wird. Die Windbedingungen ändern sich hier täglich, teilweise sogar stündlich. Eine valide Vorhersage ist deshalb schwer möglich. Als guter Radfahrer wäre gar kein Wind eher schlecht für mich, da dann keine großen Abstände entstehen werden. In der Tat soll in der Raceweek das Thermometer auf über 30 Grad klettern, was uns aber eher beim Laufen beschäftigen wird. Der See hat aktuell nur 16 Grad Wassertemperatur und mit dem frühen Start ist es auf dem Rad in der ersten Rennstunde noch eher kühl. Da werden wir keine Probleme haben. Selbst am späten Vormittag, wenn wir vom Rad steigen, wird es noch nicht superheiß sein. Auf der Laufstrecke kann die Hitze dann allerdings richtig zuschlagen, weil es dort so gut wie keinen Schatten gibt. Da ist gut kühlen das Erfolgsrezept.
tri2b.com: Flo, Danke für die knappe Zeit in der Race-Week. Wir drücken dir die Daumen, dass du auch die restlichen Tage hier einen kühlen Kopf behältst und am Samstag deine so hart erarbeitete Topform auf die Straße bringst.

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