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Frank Vytrisal: Es gab keine Taktik mehr

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Der Darmstädter Frank Vytrisal war beim IRONMAN Hawaii, etwas überraschend, als 14. bester Deutscher. Wie der Wettkampf für ihn gelaufen ist, erzählt der Athlet des DSW ´12 Darmstadt in einem Interview. Auch denkt er darüber nach, was er noch verbessern kann.

Frage: Seit ein paar Tagen bist du wieder zurück in Deutschland. Platz 14 und bester Deutscher – da kann man doch mehr als zufrieden sein? 
Frank Vytrisal: Ja, ich bin sehr zufrieden. Bei einer Wettkampfdauer von 8,5 Stunden läuft natürlich nicht alles glatt und man fängt dann schon an zu grübeln, was man beim nächsten mal besser machen kann. Das macht die ganze Sache aber auch so reizvoll. 

Frage: Hier ist es zwar nach wie vor recht sonnig, aber doch wohl deutlich kühler als in Hawaii. Wie waren die Bedingungen in diesem Jahr und wie bist du mit ihnen zurecht gekommen? 
Frank Vytrisal: Die Bedingungen waren sehr schwer. Kein Vergleich zu letztem Jahr. Auf der Radstrecke hatten wir ordentlich Wind und beim Laufen war es super heiß – kein Wölkchen war am Himmel zu erkennen. Leider! Ohne externe Kühlung ist an ein Durchkommen nicht zu denken. 

Frage: Nach dem Schwimmen hattest du einen Rückstand von knapp drei Minuten auf den späteren Sieger Chris McCormack. Im Gegensatz zum Vorjahr warst du fast anderthalb Minuten schneller. Hast du im Wasser das umgesetzt, was du dir vorgenommen hattest? 
Frank Vytrisal: Nein leider nicht. Ich bin sehr gut weggekommen beim Schwimmstart. Nach 400 bis 500 Metern war ich in der Spitzengruppe. Das Tempo war hoch, aber es war im aeroben Bereich und ich war super happy! Am Turn around (1,9 km) kam es zu einem Gedrängel, ich war mitten in der Gruppe und habe einen Tritt in den Bauch abbekommen. Zuerst dachte ich, das war es! Ich habe kurz die Fische gefüttert und nach ein paar Sekunden konnte ich wieder atmen. Ich dachte mir, der Tag ist noch lang und es kann noch viel passieren. Doch leider war jetzt die Schwimmgruppe schon zehn Meter weg. Ich habe es noch mal versucht, das Loch zu zu schwimmen, leider habe ich es aber nicht geschafft. 

Nach zehn Minuten habe ich es aufgegeben, noch einmal in die Gruppe rein zu schwimmen. Ich bin dann mein Tempo zurück geschwommen. Leider hatte ich viele Probleme mit der Orientierung und ich wäre fast am Pier vorbei geschwommen. Mein schlechtes Schwimmen hat mich in eine taktisch schlechte Ausgangslage gebracht. 

Frage: Das Radfahren gehört ja zu deinen Paradedisziplinen. Dort warst du exakt so schnell wie der spätere Sieger. Beschreibe mal, wie es dir auf dem Rad ergangen ist. Was geht da in einem vor? Wie bist du zurecht gekommen? 
Frank Vytrisal: Meine Ausgangslage war besch… nach dem Schwimmen. Ich hatte nur eine Möglichkeit: drücken, drücken, drücken. Ich wusste, vorne ist eine große Spitzengruppe mit etwa 15 Mann und ich Mutterseelen alleine hinterher. Auf den ersten 50 Kilometern hatte ich Ronnie Schildknecht noch als Begleiter, doch er konnte das Tempo nicht halten. Bei Kilometer 80 überholte ich Cameron Brown und Timo Bracht, beide wollten aber nicht mit mir fahren. Da war ich aber auch nicht böse drum. (grinst

Als ich etwa zehn Kilometer später Jan Raphael eingeholt hatte, wusste ich, dass ich bester Deutscher war und das wollte ich bis ins Ziel retten. Kurz vor dem zweiten Wechsel hatte ich die Spitzengruppe eingeholt (km 175). Ich habe aber noch ein menschliches Bedürfnis verrichtet und mich auf das bevorstehende Läufchen eingestellt. 

Frage: Hast du mitbekommen, dass Norman Stadler ausgestiegen ist? 
Frank Vytrisal: Ja. 

Frage: Auch beim abschließenden Marathonlauf warst du schneller als im vergangenen Jahr. Wie zufrieden bist du mit der Zeit? 
Frank Vytrisal: Zeiten sind wie Schall und Rauch! Man kann keine Zeiten vergleichen. Die Bedingungen sind einfach zu unterschiedlich. Ich habe versucht, so wie ich es immer mache, sehr defensiv loszulaufen. Bei mir ist das ein 4er Schnitt. Ich bin gleich von mehreren Athleten überlaufen worden. Ich wollte aber auf keinen Fall überziehen. Beim Halbmarathon bin ich mit 1:25 Stunden durch und habe mich dabei glänzend gefühlt. Ich habe auch die sehr flott losgelaufenen Jungs wieder eingeholt und habe mich bis auf Platz zehn vorgearbeitet. 

Ich war mir sehr sicher, dass ich das Tempo halten kann – wahrscheinlich war ich dann unkonzentriert und habe mich nicht richtig ernährt. Aus dem Energie Lab heraus bin ich sehr "flott" rausgelaufen und danach war ich breit. Die letzten zehn Kilometer waren super hart, ich war kaputt, hatte Magenkrämpfe und bin wieder überholt worden. So ist das eben in einem Ironman, man hat immer Höhen und Tiefen. 

Frage: Gibt es in Hawaii eigentlich so etwas wie Taktik oder geht man von Anfang eigentlich immer an´s Limit? 
Frank Vytrisal: Nach meiner Schwimmleistung gab es nichts mehr zu taktieren. Die Sache schaut anders aus wenn man in der Gruppe "sitzt". Man muss da natürlich auch treten, es ist kein Windschattenrennen, wo man einfach mitrollen kann. Man spart aber rund 20 Watt. Für das anschließende Laufen macht es ein Unterschied, ob ich 4:40 Stunden 290 Watt oder 270 Watt getreten habe. 

Frage: Am Ende war es Platz 14 und zweieinhalb Minuten Rückstand auf eine Top Ten-Platzierung, die die direkte Qualifikation für das kommende Jahr bedeutet hätte. Ärgert dich das, hast du im Nachhinein vielleicht irgendwo Zeit verschenkt? 
Frank Vytrisal: Ja, natürlich ärgert mich das. Verschenkt habe ich keine Zeit, ich bin voll ans Limit gegangen, das sieht man auch an meinem Einbruch auf den letzten Kilometern. Das Rennen lief nach dem Tritt in den Bauch nicht mehr so wie ich es mir vorher erträumt habe. Wenn man in die Ergebnisliste schaut, sieht man, dass die Top Ten alle in der Spitzengruppe beim Schwimmen waren. 

Frage: Vor zwei Jahren warst du 22., in diesem Jahr 14. und im nächsten Jahr? 
Frank Vytrisal: Ich werde im kommenden Jahr an meiner Schwimmperformance arbeiten, um flexibler reagieren zu können. Schauen wir uns doch mal die Reihe an: 22., 14., 6. Damit wäre ich zufrieden… (lacht)

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