tri2b.com: 30 Jahre Allgäu-Triathlon: Wenn Du darauf zurückblickst, welche der sicher unzähligen Anekdote ist Dir besonders in Erinnerung geblieben?
Hannes Blaschke (H.B.): Da gehört sicher das Rennen 1992 dazu, das stellvertretend für das unberechenbare Wetter im Allgäu steht. Marcus Wucherer, einer der Favoriten auf den DM-Sieg, stieg wegen der Kälte mit Neo aufs Rad und war dann irgendwann am Anstieg in Albis durchgegart. Der Wuchi steht auch in den Siegerlisten des Allgäu-Triathlon. Am meisten angesprochen wird er aber auf das Rennen im September 92. Und ich selbst natürlich auf die Erstausgabe. Es war für alle Teilnehmer der absolut erste Triathlon überhaupt. Außer für Manuel Debus, der mit viel Vorschusslorbeeren durch Siege bei Rennen in Kalifornien ins Allgäu kam. Wir haben gedacht, der macht uns alle platt. Für mich persönlich ist es jetzt ein Kreis, der sich langsam schließt. Ich habe hier meinen ersten Triathlon gemacht. Danach ist der Triathlon mit den Reisen mein Beruf geworden und jetzt steh ich hier 30 Jahre später quasi als Renndirektor und darf das Vermächtnis vom German Altenried antreten. Eine Geschichte, auf die man stolz sein und die mich einfach richtig freut.
tri2b.com: Wie hat sich der Triathlet an sich in dieser Zeit verändert?
H.B.: Er, der Triathlet, und Sie, die Triathletin, sind weitaus entspannter geworden, als das noch in den 90iger oder der Anfang 2000er Jahre der Fall war. Die persönliche Leistung steht nachwievor bei allen im Vordergrund, beziehungsweise die eigenen Grenzen auszuloten. Aber insgesamt ist der Riesenstress von Zeiten und Rekorden bei sehr vielen Triathleten einem Spaßfaktor gewichen. Die Athleten sind sich heute bewusster, dass es ihre Freizeit ist und sie nicht ihr Geld damit verdienen. Wobei Triathlon definitiv kein Breitensport ist. Auf so eine Mitteldistanz wie hier in Immenstadt musst du dich richtig drauf vorbereiten. Aber die Tendenz gemeinsam Spaß haben zu wollen, spüre ich auch bei anderen Rennen und bei den Trainingscamps.
tri2b.com: Ihr habt Euch vorgenommen, beim Allgäu-Triathlon Neuerungen einzuführen, um den veränderten Ansprüchen der Triathleten gerecht zu werden. Wie schauen diese im Detail aus?
H.B.: Ein Punkt ist, dass wir den Wettkampf auch regional wieder stärker in den Fokus rücken wollen. Dafür gibt es erstmals auch einen Staffel-Triathlon über die Kurzdistanz. Ideal für kleine Trainingsgruppen oder Firmen. Dadurch soll die Eintrittsbarriere heruntergesetzt werden. Gerade der Allgäuer ist schwimmtechnisch oft der Marke Treibholz zuzurechnen. Die sagen dann meist, Radeln und Laufen würde ja gehen, wenn nur das Schwimmen nicht wäre. Wir haben selbst im letzten Jahr im Kraichgau erlebt, wie viel Spaß so eine Staffel machen kann. Ebenso neu ist der Feneberg-König-Bergsprint am Kalvarienberg, bei dem die schnellsten Bergfahrer und Fahrerinnen extra gekürt werden. Für die besten Zehn gibt in diesem Jahr zudem insgesamt 10.000 Euro Preisgeld.
tri2b.com: Trotzdem vermeldeten zuletzt andere neu hinzu gekommene Triathlon-Veranstaltungen Teilnehmerrekorde. Will man in Immenstadt da nicht mitziehen?
H.B.: Die Konkurrenz der Veranstaltungen ist natürlich größer geworden. Im Maximum hatten wir 1.000 Teilnehmer, zuletzt waren es um die 700. Das Rennen war aber noch nie ausgelegt auf 2.000 oder 3.000 Starter, wie es ja bei vielen Rennen der WTC und Challenge der Fall ist. Aber wenn du dir hier mal die Landschaft anschaust – im Vergleich zu Orten die 1.500 oder 3.000 Teilnehmer haben, dann ist das bei uns im Allgäu doch phantastisch. Von den nötigen Genehmigungen könnten wir auch bei uns das Teilnehmer-Kontingent in diese Richtung erweitern. Die ganze Region steht auf jeden Fall voll hinter der Veranstaltung. Aber wir wollen das nicht von ein auf das andere Jahr ausreizen. Das soll schrittweise wachsen.
tri2b.com: Wären im Hinblick auf eine Veranstaltungsvergrößerung auch Veränderungen denkbar wie Ironman 70.3 Allgäu oder Challenge Allgäu?
H.B.: Im Moment ist das kein Thema. Aber es ist auch nichts ausgeschlossen, wenn alles passt. Der Allgäu-Triathlon genießt aber auch eine gewisse Eigenständigkeit. Das Rennen ist legendär und fast jeder Triathlet, auch wenn er noch nicht dabei war, kennt zumindest den Namen. Der Allgäu-Triathlon ist deshalb definitiv eine eigene Marke.
tri2b.com: Gibt es sonst schon Planungen, die über die diesjährige Veranstaltung hinaus gegen?
H.B.: Im Hinblick auf eine schrittweise Vergrößerung des Allgäu-Triathlons ist sicher auch das Veranstaltungsdatum ein Thema. Heuer ist das der 20. Juli. Unter Berücksichtigung der elementaren Trainingsgrundsätze kommen damit über 10.000 Triathleten, die sich zuvor in Nizza, Klagenfurt, Frankfurt und Roth auf der Langdistanz auspowern, nicht für einen Start im Allgäu in Frage. Wenn wir ein größeres und hinsichtlich der Topathleten auch ein attraktiveres Feld wollen, müssen wir wohl vom angestammten Termin abrücken. Wobei ein späterer Termin im August wahrscheinlicher ist. Zu dieser Zeit ist in unserer Region das Wetter meist deutlich beständiger und der See hat höhere Wassertemperaturen, auch wenn mal ein paar Tage Regenwetter angesagt sind.
tri2b.com: Apropos Regenwetter. Die Triathleten waren davon in dieser Saison schon sehr leidgeplagt und das Allgäu hat sich gerade zuletzt zum Raceday in Immenstadt oft sehr unangenehm gezeigt. Wie schaut Dein Tipp für die 31. Auflage aus: Hannes Hawaii-Tours-Wetter oder das viel zitierte Neopren-Radeln der 92er Auflage?
H.B.: Triathlon ist nun mal ein Sport unter freiem Himmel. Das weiß jeder, bevor er sich anmeldet und es ist ja mit der Grund, warum wir den Triathlonsport lieben. In diesem Jahr war halt schon der Winter bei uns im Allgäu sehr lang und mit wenig Sonne. Der Allgäu-Triathlon ist aber diesmal am 20. Juli, meinem Geburtstag. Da ist immer gutes Wetter!