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Interview mit Ralf Ebli: „Das wird ein hartes Ding!“

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In diesen Stunden ist die deutsche WM-Mannschaft der DTU auf dem Weg nach Neuseeland. Zwei Wochen lang will sich das Team in Christchurch vorbereiten, die Welt-Titelkämpfe finden am 7. Dezember in Queenstown statt. Wenige Stunden vor dem Abflug konnte tri2b.com noch ein Gespräch mit Bundestrainer Ralf Ebli führen.

tri2b.com: Vor vier Tagen sind Sie mit Ihrem Team aus einem mehrwöchigen Trainingslager auf Lanzarote zurückgekehrt, morgen geht es von Frankfurt schon wieder weiter. Das ist gerade genug Zeit zum Wäschewaschen und Koffer umpacken – viel Platz für Freunde und Familie bleibt wohl nicht. 
Ralf Ebli: Das stimmt. Ich habe mich in diesen vier Tagen komplett abgeschottet, um die Konzentration zu halten und ich denke, das gesamte Team hat es so gemacht. Alle haben auf Lanzarote ausgezeichnet gearbeitet und sind gesund und frei von Verletzungen. Das will niemand in vier Tagen aufs Spiel setzen. – In dieser Beziehung haben die Athleten in den letzten Jahren viel dazugelernt und können sich gut auf das Wesentliche konzentrieren. 

tri2b.com: Noch nie vorher ist eine Mannschaft der DTU mit so großartigen Vorleistungen im Weltcup zu den ITU-Titelkämpfen gereist. Was erwarten Sie selbst vom Saisonfinale? 
Ralf Ebli: Viele Ranglistenpunkte und ein paar schöne Einzelerfolge. Nach den Trainingseindrücken von Lanzarote bin ich sehr optimistisch. Natürlich gehört immer Glück dazu und davon hatten wir im Herbst sicher eine Menge. 

tri2b.com: Vor dem “goldenen Herbst” reichten die Platzierungen der Deutschen in der Weltrangliste nicht für die maximal möglichen sechs Olympia-Startplätze. Haben Sie Boden gut gemacht? 
Ralf Ebli: Anja Dittmer hat nach ihren drei Weltcupsiegen einen riesigen Sprung nach vorn gemacht und wird unter den besten fünf geführt, Joelle Franzmann hat mit ihrer Serie von Top-Platzierungen über 20 Plätze aufgeholt, ganz ähnlich Daniel Unger. Für unsere Verhältnisse sind wir gut dabei … 

tri2b.com: Sie sind sehr bescheiden … 
Ralf Ebli: Das ist historisch gemeint: Noch vor wenigen Jahren haben deutsche Athleten allein auf den zehn Laufkilometern 90 bis 100 Sekunden zur Weltspitze verloren. Wir waren chancenlos, von Stefan Vuckovic’ Auftritt in Sydney einmal abgesehen. Diesen Rückstand haben wir inzwischen wettmachen können. Von den sieben Elite-Athleten unseres WM-Kaders hat inzwischen jeder das Potential für einen Platz unter den besten Zehn der Welt. 

tri2b.com: Zur EM im Juni hatten Sie sehr viel Pech: Hoffnungsträger Maik Petzold hat sich bei einem schweren Radsturz verletzt und fiel aus, Ersatzmann Christian Weimer verstauchte sich gleich nach der Anreise den Knöchel und musste ebenfalls verzichten. Nehmen Sie Ersatzleute mit zum punktereichsten Rennen der Saison? 
Ralf Ebli: Nein, das hätte bei einem so späten Termin keinen Sinn ergeben. Als das WM-Team feststand, haben wir alle anderen Sportler in die Übergangsperiode entlassen. Angesichts der geringen Chance zum Einsatz konnten wir von niemandem erwarten, sich monatelang in WM-Form zu trainieren. Die Saison war ohnehin lang genug. 

tri2b.com: In Neuseeland lässt der Sommer noch auf sich warten – an Ihrem Trainingsort Christchurch liegen die Wassertemperaturen bei 11 Grad, die Luft wird tagsüber kaum wärmer als 15 Grad. Was für ein Rennen erwartet die Mannschaft am 7. Dezember? 
Ralf Ebli: Die Weltmeisterschaft wird ein hartes Ding, vor allem der Radkurs hat es in sich und wird mit seinen „rolling hills“, dem schlecht rollenden Belag und viel Wind das Feld sortieren. Man braucht schon viel taktisches Geschick, um danach noch einen Weltklasse-Lauf zu zeigen. Einer der Gründe, warum wir unser Trainingslager ausgerechnet nach Lanzarote gelegt haben. Die Bedingungen dort sind vergleichbar. 

tri2b.com: In Athen hat die Mannschaft viel Teamgeist gezeigt und dem "WM-Wackelkandidaten" Andreas Raelert zum neunten Platz verholfen. In Queenstown aber geht es für jeden Einzelnen um eine Olympiachance. Wird das Team da noch zusammenhalten? 
Ralf Ebli: Da bin ich sicher. Die angesprochene Szene in Athen hat gezeigt, wie gut es in der Mannschaft auch menschlich läuft. Daniel Unger hat eine mögliche bessere Platzierung vergeben, um Andreas Raelert bei der WM dabei zu haben. Bei den Frauen ist das Klima genauso gut. Aber natürlich soll und wird in Queenstown jeder seine eigene Chance suchen. 

tri2b.com: Herr Ebli, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen dem gesamten Team eine gesunde und erfolgreiche Reise nach Neuseeland. 

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