tri2b.com: Herr Hellriegel, es war im Frühjahr ziemlich ruhig um Sie. Was haben Sie getrieben und wie geht es Ihnen?
Thomas Hellriegel (T.H.): Ich war mehrmals im Trainingslager und habe fleißig trainiert. Also mir geht es gut.
tri2b.com: Sie haben das Frühjahr so ganz ohne Ironman überlebt? T.H.: Ja, und das war noch nicht einmal so schwer. Letztes Jahr war es doch etwas viel mit den Wettkämpfen, deshalb ist es mir ziemlich leicht gefallen. Obwohl: Als ich gehört habe, dass Luc van Lierde beim Ironman Lanzarote nicht startet, hat es mich schon ein bisschen gekitzelt. Das wäre vielleicht ein relativ einfacher Sieg geworden, wobei die Betonung auf relativ liegt. Lanzarote ist auch ohne van Lierde eine super-schwere Strecke.
tri2b.com: Wie sehr sind das Lehren aus der letzten Saison, die mit Platz fünf in Frankfurt und Rang 11 auf Hawaii nicht eben optimal für Sie lief?
T.H.: Die letzte Saison war wirklich nicht so optimal. Wobei ich jetzt das Risiko eingehe, dass wenn in Frankfurt was schief gehen sollte, was auch immer, ich mit gar nichts dastehen würde. Letztes Jahr hatte ich zu dieser Jahreszeit schon einen Ironman gewonnen, den auf Lanzarote nämlich. Der zählt in Deutschland vielleicht nicht so viel wie Frankfurt, Roth oder Hawaii, aber gewinnen musst du das Ding dennoch erstmal.
tri2b.com: Warum haben Sie sich dennoch entschieden, in diesem Frühjahr auf einen solchen Sieg zu verzichten?
T.H.: Wenn man gesehen hat, was letztes Jahr in Frankfurt los war, dann denkt man schon daran, dass es sehr schön wäre, so etwas auch mal als Sieger zu erleben. Ich habe, im Gegensatz zu Hawaii, in Deutschland noch nie einen Ironman gewonnen – und das will ich schon noch ändern. Deshalb bin ich das Risiko eingegangen, ganz auf die Karte Frankfurt zu setzen. Ich bin jedenfalls wesentlich ausgeruhter als im Vorjahr und hoffe, dass es am Sonntag endlich klappt.
tri2b.com: Im Vorjahr kamen Sie bei Ihrem neunten Hawaii-Start erstmals nicht unter die Top Ten. Wie sehr hat Sie das gewurmt?
T.H.: Unheimlich, zumal es ja sehr knapp war. Zu Platz zehn haben ja noch nicht einmal zwei Minuten gefehlt. Andererseits war es für mich schon der Hinweis, dass ich letztes Jahr zu viele Rennen gemacht habe, ich war doch ziemlich ausgelaugt. Wenn es beim Rennen dann so eng hergeht wie letztes Jahr auf Hawaii, kann es schon mal passieren, dass man aus den Top Ten rausrutscht.
tri2b.com: Lag dem ein schlechter Tag oder ein prinzipieller Fehler in der Saison- und Trainingsplanung zugrunde?
T.H.: Das waren schon längerfristige Folgen. Ich habe zu viel Rennen gemacht – und ich habe dafür bezahlen müssen.
tri2b.com: Dabei war genau das in der Vergangenheit Ihre Stärke: Die absolute Konzentration auf die Höhepunkte.
T.H.: Es ist schon möglich, dass ich mich zuletzt etwas verzettelt habe. Andererseits ist es schwer, das in der Saison, wenn die Dinge laufen, noch zu korrigieren. Man ist einfach drin im Trott und hat seine Start-Verpflichtungen – da ist es fast unmöglich, den Karren noch aus dem Dreck zu ziehen. Deshalb waren meine Erwartungen schon vor Hawaii etwas gedämpfter, ich hab das schon im Vorfeld gespürt.
tri2b.com: Vielleicht hat es solch ein ernüchterndes Ergebnis ja gebraucht, um ein paar Dinge zu überdenken und anders zu machen.
T.H.: Das ist doch immer das wichtigste: Dass man seine Lehren zieht und nicht die gleichen Fehler nochmal macht.
tri2b.com: Welche Lehren haben Sie gezogen?
T.H.: Ich habe für Ende Juli und August noch keinen einzigen Start geplant. Ich mache das völlig davon abhängig, wie es mir nach Frankfurt geht. Außerdem habe ich die ganze Saison nach hinten verschoben.
tri2b.com: Vor allem im Laufen konnten Sie zuletzt nur selten an Ihre Bestzeiten heranreichen, deutlich unter drei Stunden ist Ihnen der Marathon in den letzten Jahren jedenfalls nicht mehr gelungen, und das, obwohl ihre Bestzeit bei 2:46 h steht, gelaufen auch noch in der Hitze Hawaiis. Warum ist dem so?
T.H.: Das hat auch verletzungsbedingte Gründe. Ich hatte in den letzten beiden Jahren doch immer mal wieder Probleme mit meiner Achillessehne, so dass ich nicht so trainieren konnte, wie ich das eigentlich wollte, sondern immer wieder Abstriche machen musste. Zusammen mit der etwas verunglückten Saisonplanung ergab das die zuletzt relativ mäßigen Marathonzeiten. Das Laufen ist nunmal die letzte Disziplin – und da kann es passieren, dass man sich beim Schwimmen noch super und beim Radfahren gut fühlt – und beim Laufen geht plötzlich nichts mehr. Genau so war das letztes Jahr in Frankfurt: Nach 14 km war ich vollkommen platt. Da hat mir einfach die Frische hintenraus gefehlt.
tri2b.com: Haben Sie auch Trainingsinhalte verändert?
T.H.: Nicht wirklich. Ich war nur erstmals seit längerem wieder im Höhentraining, und ich habe mein Trainingslager auf Teneriffa in den April gelegt statt in den Februar. Teneriffa gibt bei mir ja immer so einen Radschub – und den hatte ich in den letzten Jahren immer im März oder April, also viel zu früh. Mein Problem war ja letzte Saison nicht, in Form zu kommen, sondern die Form zum richtigen Zeitpunkt zu haben. Daran habe ich gearbeitet. Es bringt mir ja nichts, meine Radbestzeiten im März zu pulverisieren.
tri2b.com: Was ergibt sich aus alledem für den Ironman Germany?
T.H.: Ich habe mich nach bestem Wissen und Gewissen vorbereitet und ich gehe davon aus, dass ich besser sein werde als letztes Jahr. Wobei man ganz klar sagen muss, dass das Starterfeld extrem gut ist.
tri2b.com: Wie haben Sie das Rennen geplant?
T.H.: Traditionell.
tri2b.com: Also aufs Rad und ab.
T.H.: Genau!
tri2b.com: Welche Auswirkungen wird die Teilnahme des ehemaligen Telekom-Radprofis Kai Hundertmarck auf das Rennen am Sonntag haben?
T.H.: So lange ich den nicht sehe: Keine.
tri2b.com: Er hat aber angekündigt, als Erster vom Rad steigen zu wollen und das mit Radrekord. Dafür müsste er an Ihnen vorbei fahren – und Sie müssten Ihn sehen.
T.H.: Wenn er tatsächlich 50 Minuten schwimmt und ich 48, dann werde ich ihn wohl in der Tat sehen. Vielleicht fahren wir dann ja zusammen … Aber ganz ehrlich: So richtig Gedanken mache ich mir darüber nicht. Für mich ist wichtig: Was machen Peter Reid, Tim DeBoom und Cameron Brown? Das hat Priorität. Ich traue Hundertmarck zwar ein gutes Rennen zu, aber ich denke nicht, dass er etwas mit der Vergabe der ersten Plätze zu tun hat.
tri2b.com: Das hat er ja auch nicht behauptet. Er hat lediglich gesagt, dass er als Erster vom Rad steigen möchte.
T.H.: Kein Problem. Das kann er haben.
tri2b.com: Jürgen Zäck hat gesagt, die Deutschen müssten die Vorentscheidung unbedingt auf dem Rad suchen, weil die Ausländer sowieso die stärkeren Läufer sind. Nehmen Sie das Angebot zur Zusammenarbeit an?
T.H.: Wenn sich was ergibt, warum nicht. Allerdings müsste Jürgen dann schon eine deutlich bessere Radform als im letzten Jahr haben, um dabei zu sein, wenn die Vorentscheidung fällt. Egal aber, ob es zur Zusammenarbeit kommt oder nicht: Man wird am Sonntag mindestens um die 2:50 h laufen müssen, um ganz vorne zu sein.
tri2b.com: Welche Zeit wird der Sieger dieses Jahr in Frankfurt erbringen müssen?
T.H.: Unter 8:10 Stunden. Das wird auf jeden Fall ein ganz hartes Ding.