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Jo Spindler: Meine Triathleten haben oberste Priorität

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Profi-Triathlet und Team TBB-Trainer Jo Spindler wollte den Challenge Vichy eigentlich als Vorbereitung auf den Ironman Wales bestreiten. Doch dann lief es wesentlich besser als geplant und er finishte als Sechster am Ufer des Lac d’Allier. Seine beiden Schützlinge, Diana Riesler und Andrej Vistica holten beide sogar die ETU-Europameistertitel. Wie er sich und seine Athleten trotz der Doppelbelastung auf ein Rennen vorbereitet und warum Wales nun ein Experiment wird, hat er tri2b.com nach erfolgreichem Finish in Vichy erzählt.

tri2b.com: Noch etwas außer Atem, nach dem schnellen Marathon. Wie lief dein Rennen und bei deinen Athleten soweit du schon Infos hast? Diana Riesler ist ja noch unterwegs.
Jo Spindler (J.S.): Also was Diana hier zeigt ist ganz große Klasse. Ich bin mit dem Rad an ihr vorbei und sie hat sehr konzentriert aber dennoch locker gewirkt. Ich denke da wird nichts mehr anbrennen. Ich bin eigentlich auch sehr zufrieden und hätte nicht gedacht, dass es heute insgesamt doch so gut geht. Und Andrej Vistica, ja, was soll ich sagen: Europameister, sensationell!

tri2b.com: Du selbst bist ungewöhnlich spät aus dem Wasser rausgekommen, 1 Stunde 6 Minuten. Gab’s da einen speziellen Grund?
J.S.: Das ist richtig, es hat sich irgendwie ziemlich gezogen. Ich weiß nicht was los war, aber das Schwimmen war heute katastrophal. Ich hatte total schwere Arme und bin absolut nicht auf Touren gekommen.
tri2b.com: Ihr durftet ja sogar etwas weiter vorne starten …
J.S.: … ja, ungefähr 50 Meter weiter vorne.

tri2b.com: Dennoch war der Vorsprung schnell aufgebraucht. Habt ihr den Start nicht wirklich mitbekommen?
J.S.: Es war eine etwas komische Situation, weil es sich etwas verzögert hat und alle schon recht nervös waren. Als wir dann gesehen haben, dass hinter uns das Wasser zu sprudeln beginnt, sind wir auch los geschwommen. Das hat schon gepasst. Dennoch, ich bin einfach nicht vom Fleck gekommen und meine Arme waren zäh wie Gummi.

tri2b.com: Am Wasser lag es aber nicht, das hatte immerhin angenehme 21 Grad und keine Strömung?
J.S.: Die Temperatur war fein, ebenso die Wasserqualität. Wir, also auch Diana, Anrdrej, sind die drei Tage zuvor täglich im Lac d’Allier geschwommen und es hat immer einwandfrei gepasst. Nur heute hat’s mit der ersten Disziplin nicht ganz so gut geklappt.

tri2b.com: Bist Du nach dem Wechsel auf dem Rad dann besser zurechtgekommen?
J.S.: Auf dem Rad lief’s dann endlich super, ich hatte von Beginn an gute Beine. Es war zwar wesentlich wärmer während der Woche, aber die Bedingungen heute waren geradezu ideal. Mit dem kleinen Anstieg raus aus Bellerive hab ich gemerkt, dass die Power jetzt da ist und konnte sofort richtig Druck machen. Nur auf den letzten 40 Kilometern standen wir voll im Wind. Der hat gegen Ende, zurück nach Vichy, etwas aufgefrischt, und hinten raus wurde es dann doch ganz schön zäh.

tri2b.com: Dennoch bist Du dann noch flott auf der Laufstrecke unterwegs gewesen, liegt Dir der Kurs?
J.S.: Laufen geht wieder prima. Ich war lange verletzt und konnte wenig lange Läufe machen. Ich bin in den letzten Wochen in Österreich und der Schweiz meine härtesten Marathons überhaupt gelaufen, um mich eben für die Langdistanz vorzubereiten. Das hat wirklich sehr viel gebracht, denn heute ging es richtig gut. Allerdings die Gegengerade mit dem sandigen Weg und der Treppe, das auf vier Runden, das hat weh getan. Fast hätte ich noch einen Krampf bekommen.

tri2b.com: Platz 6 bei einer EM ist ein Top-Resultat, hast Du das erwartet oder hattest Du einen anderen Plan?
J.S.: Ja, schon das ich in Form bin, aber wir hatten ursprünglich anders geplant. Eigentlich sollte der Ironman Wales am 8. September mein Hauptwettkampf werden und der Challenge Vichy entsprechend die Vorbereitung dafür. Ich hatte nur nicht die Terminsänderung auf dem Schirm und bin von zwei Wochen Regeneration zwischen den Rennen ausgegangen. Also, hab ich mir gesagt, dass ich auf jeden Fall schwimmen und Rad fahren voll mitnehmen werde und dann, je nach Rennsituation spontan entscheide. Als ich dann aber schon auf dem Rad in den Top Ten war, wollte ich es auch zu Ende laufen. Denn ich wusste, ein paar hol ich zum Schluss immer noch und Preisgeld gibt es schließlich auch noch. Also hab ich Gas gegeben.

tri2b.com: Das bedeutet dann aber jetzt nur eine Woche Regeneration bis zum Saisonziel Ironman Wales?
J.S.: Ja, das ist eng. Aber es ist eigentlich eine Strecke, die mir noch besser liegen müsste, da sie wesentlich welliger ist und mehr giftige Anstiege hat. Jetzt wird’s natürlich eher ein Experiment, je nachdem wie gut ich mich erhole. Eventuell muss ich dann in Wales beim Laufen rausnehmen. Ich hab da keine Erfahrungswerte.

tri2b.com: Wie machst Du das denn eigentlich mit der Konzentration, denn Du bist ja einerseits als Trainer für das Team TBB und für deine Athleten hier, andererseits startest Du auch selbst. Kann man die Traineraufgaben zu 100% wahrnehmen und sich parallel noch auf sein eigenes Rennen vorbereiten?
J.S.: Also die Athleten stehen immer an erster Stelle, selbst wenn ich am Ende dann doch nicht starten kann. Anders funktioniert das nicht und dann kämen auch nicht solch tolle Leistungen wie bei Diana und Andrej heraus.

tri2b.com: Neben Diana Riesler trainierst Du auch den neuen Europameister Andrej Vistica. Wie ist sein heutiger Titel einzuschätzen?
J.S.: Ja. Andrej ist eigentlich ein Development-Athlet des Team TBB und trainiert seit zwei Jahren bei mir, das heißt er durchläuft spezielle Trainingsprogramme und ist noch im Aufbau. Wenn sich seine Leistung, wie zu erwarten, weiter so stark entwickelt, dann wird er voll in unser Team integriert. Er hat sich immer weiter verbessert und es ist einfach großartig, aber auch eine Bestätigung unserer erfolgreichen Zusammenarbeit, dass er hier heute gewonnen hat. Er war vor dem Rennen auf der Pressekonferenz und als er gefragt wurde, ob es für ihn etwas besonderes sei, nun als Favorit zur Presskonferenz eingeladen zu sein, hat er ganz nüchtern geantwortet: „Wichtiger ist es mir nach dem Wettkampf bei der Pressekonferenz zu sitzen, denn dann bin ich zumindest auf das Podium gelaufen!“

tri2b.com: Humor hat der Kroate und Körner auch, wie wir jetzt wissen. Diese Pressekonferenz wird er sich wohl nicht entgehen lassen?
J.S.: Nachdem es für Andrej in Roth nicht ganz so gut lief (11. Platz in 8:28 Std. Anm. d. Red.) war der Gewinn des ETU-Europameistertitels hier in Vichy etwas ganz Großes. Aber auch für Diana war es heute einerseits wichtig hier verletzungsfrei durchzukommen, denn das letzte Jahr war für sie einfach verdammt hart. Nach dem vorzeitigen Ende in Abu Dhabi und dem Startverzicht bei Ironman Frankfurt ist die heutige Leistung einfach noch eine Spur höher einzustufen. Andererseits, nach all den Rückschlägen heute, nach fast zwei Jahren, wieder eine Langdistanz zu bestreiten und gleich den Titel mit unter 9 Stunden zu holen, das zeigt, dass sie wieder zurück ist.

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