tri2b.com

Jurica Cvjetko: Deutsche Triathleten sind auch im Web ganz vorne dabei

Beliebteste Artikel

Der Kroate Jurica Cvjetko ist Triathlon-Datensammler und er hat eine Vision. Der 32-Jährige will die Triathleten aus aller Welt im Web noch näher zusammen bringen. Tausende von Daten hat der Hobbytriathlet in den vergangen Jahren in akribischer Kleinarbeit gesammelt. Sein Projekt unter dem Arbeitstitel #FindTriathletes soll mittels intelligenter Webanwendungen in Zukunft einmal allen Triathleten offen stehen. Wie es zu der Idee kam, welche Hürden es dabei zu überwinden galt, wie das Interesse der Triathlon-Institutionen und der Triathlon-Industrie bisher ausschaute und wie sich deutsche Triathleten seiner Meinung nach im Web präsentieren, hat uns Jurica Cvjetko im Interview erzählt.

tri2b.com: Wann hast Du angefangen Athletendaten zu sammeln und wie viele Athleten-Daten umfasst aktuell die Datenbank?
Jurica Cvjetko (J.C.): Bevor ich mit diesem Projekt begann, sah ich, dass die Internationale Triathlon Union (ITU) in ihrer Athletensuche auf triathlon.org nicht über wirklich aktualisierte Daten verfügt. Die gleiche Situation zeigte sich auch bei der Europäischen Triathlon Union (ETU) und jedem anderen nationalen Triathlonverband. Zum Beispiel: K226.com und die ältere Professional Triathlon Association (PROTA – Protriathlon.org) hatten vielleicht 5% der Triathleten mit ihren persönlichen Websites online. Die neuere Professional Triathlon Union (Protriunion.com) hat leider bis jetzt noch keine Liste von Profi-Triathleten, nun soll aber eine öffentlichen Pro-Datenbank kommen. Meine Idee war es deshalb, es wäre doch großartig eine Datenbank zu haben  mit allen weitweiten Webseiten von Triathleten.  Alles an einem Ort im Web gebündelt, so dass jeder jeden finden und ihm leicht folgen kann. Intensiv habe ich zwei Jahre daran gearbeitet und dabei fast 12.000 Datensätze  gesammelt. Die letzte Aktualisierung erfolgte in Ende Januar 2016.
tri2b.com: Wie viel Arbeit steckt in der Datensammlung?
J.C.: Es ist nicht so einfach heutzutage alle Profi- und Altersklassenathleten mit einer  eigenen Web-Domain zu finden! Ich arbeite daran nun insgesamt fast 3 Jahren. Tun  es mit Leidenschaft, oder gar nicht!, ist mein Leitspruch.  Ich versuche fortlaufend die Daten zu aktualisieren und einige neue Triathleten zu finden, die z.B. eine neue Webites oder einen Blog haben.
tri2b.com: Welche Daten wurden und werden gesammelt? Ist es nur die reine Web-Adresse oder die Facebook-Profil Adresse?
J.C.: Ich habe Triathleten, Profis wie  Agegrouper, mit Websites, Blogs, Facebook-Seiten oder sogar manchmal mit ihren Twitter-Konten gesammelt. Einige professionelle Triathleten haben keine Websites, aber sie haben nur Facebook-Seiten oder Twitter-Konten. Die Daten werden sortiert und selektiert nach Details wie: Namen der Triathleten, ihre Website-Kontaktdaten , die Nationalität,  genaue URL der  aktuellen Website / Blog / FB-Seite  Twitter-Account und zusätzliche Informationen, ob  z.B. jemand Profi ist, die Altersklasse, ob Triathlet, Paratriathlet, Duathlet, Ultratriathlet, Ex-Profi, Trainer oder vielleicht beides.
tri2b.com: Woher kam die Idee der Datenerhebung?
J.C.: Anfang 2012 versuchte ich Arbeit zu finden und dort mein Wissen über Triathlon, Marketing und Sport-Management zu erweitern. Ich habe wirklich viele Bewerbungen geschrieben, aber nach einiger Zeit war ich einfach nur müde von den vielen vergeblichen Versuchen. Es kamen einfach immer nur Absagen. Ich beschloss dann, was Neues noch nie da Gewesenes zu versuchen. Der Bereich der Quantifizierung und Analyse der Web-Präsenz von Triathleten ist bisher kaum untersucht worden. Es gibt aber einen klaren Bedarf an detaillierten Längsschnittforschung, wie sich die von Triathleten in die Vermarktung und Förderung investierte Aufwand im Laufe der Zeit verändert, und wie sich dies auf das Auftreten von anderen spezifischen Daten beziehen könnte, die nachweisen, dass Triathlon wirklich eine der am schnellsten weltweit wachsenden Sportarten ist.
tri2b.com: Was ist Deine Vision hinsichtlich der Verwendung der Daten. Wie kann die Triathlon-Community davon profitieren?
J.C.: Meine Vorstellung ist daraus eine große weltweite Triathlon-Community-Plattform zu entwickeln, mit einer entsprechenden Web und Mobile-App Lösung. Benutzer und Fans können dort dann die benötigten Informationen abrufen und mit den Gesuchten in Kontakt treten. Alles unter Berücksichtigung der Datenschutzgesetzte. Es ist denkbar ein Live-Tracking aller Triathlon-Profis zu  entwickeln, um eine neue Fan-Base zu schaffen.  Berichte von Websites und Blogs könnten dort dann in Echtzeit einfließen. Noch ist das eine Vision und mein Arbeitstitel lautet derzeit #FindTriathletes. Wie ich schon erwähnt, könnte diese neue #FindTriathletes-Konzept helfen, eine authentische Verbindung in der hochaktiven Triathlon Community zu etablieren,  damit Interessierte leicht mit den jeweiligen Triathleten in Kontakt treten können.
Cvejtko Jurica laufen
tri2b.com: Heutzutage verlieren Daten sehr schnell ihre Aktualität. Wie willst Du die Datensammlung und Informationen aktuell halten?
J.C.:  Jeden Tag gibt es eine neue Triathlon-Webseite oder Social-Site und es gibt eine Vielzahl von Websites, die sie nicht mehr gepflegt werden. Das ist wahr, aber ich denke, es ist nicht notwendig, eine ganze Mannschaft zu haben, die alle Daten ständig kontrollieren. Meine Idee ist es, eine mobile App zu entwickeln, über die jeder Triathlet in der Welt seine Daten überprüfen und entsprechend pflegen kann. Vor kurzem schrieb ich eine Fallstudie über mobile Anwendungen im Management von Triathlon-Veranstaltungen. Dies zeigt gut, was hier möglich ist.

tri2b.com:  Möglichst viele Athletenkontakte sind sehr wichtig für große kommerzielle Veranstalter, wie beispielsweise Ironman oder die Challenge Family. Gibt es von deren Seite bereits Interesse an Deiner Arbeit?
J.C.: Ehrlich gesagt gab es durch die Bank gleichlautende, fast schon generisch wirkende, Absagen mit dem Wortlaut "kein Interesse". Als erstes versuchte ich mit der ITU und der ETU in Kontakt zu treten. Das war Anfang 2015. Von meiner ersten Anfrage zu meinem Projekt dauerte es sechs Monate bis ich etwas Zeit bekam, meine Idee vorzustellen. Das war dann ein fünf minütiger Skype-Call mit dem Büro in Vancouver. Von der ETU bekam ich bisher keine offizielle Antwort mit Meinungen und Feedback zum Projekt. Dann versuchte ich auch Ironman und Challenge zu kontaktieren. Von Ironman USA kam keine Antwort. Ironman Europe antwortete zumindest und  erklärte, man wolle sich ein Bild von der Sache machen. Die Challenge Family zeigte ebenfalls kein Interesse sich weiter damit zu befassen. Trotz der vielen Absagen bin ich nicht enttäuscht, denn ich habe auch viel gelernt dabei für die Zukunft und einer möglichen Arbeit im Sport-Business. Wenn Du das Gefühl dafür hast, eine persönliche Note zu vermitteln, dann bis Du anders und wirst draußen als echt wahrgenommen.
tri2b.com:  Wie schaut es mit der Triathlon-Industrie aus? Auch dort will man möglichst genau über die Zielgruppe Bescheid wissen.
J.C.: Bei dem Versuch Geschäftspartner zu finden, habe ich leider feststellen müssen, dass die Triathlonbranche noch nicht offen ist für neue und innovative Ideen. Manchmal denke ich auch, dass es Vorbehalte gibt, wenn man mit einem so konkreten Projekt anklopft und man aus einem, in dieser Thematik immer noch unterentwickelten Land, kommt.  Um jemand zu finden, der von so einer Gründer-Idee überzeugt ist, braucht es Glück oder man muss an einem sehr erfahrenen Entscheider kommen, dem nicht Bange ist Zeit und Geld zu investieren, ohne gleich auf den kurzfristigen Erfolg zu schauen. Die allermeisten schauen aber nur auf die Zahlen. Wenn Sie hier keine sofortigen Erfolgsaussichten sehen, ist die Kommunikation gleich beendet. Mehrmals musst ich auch schon feststellen, dass durchaus Interesse bestand mehr von der Idee zu erfahren, um die Sache dann evtl. selbst umzusetzen und zu kopieren. Grundsätzlich ist es so, dass kleinere Firmen eher interessiert sind, da sie hier die Chance sehen zu wachsen.
tri2b.com: Triathlon-Profis mit eigenen Websites und Facebook-Fanseiten ist heute Standard. Wie sieht es mit Altersklassen-Athleten aus?
J.C.: Ich denke, Du stimmst mir zu, dass es heute als aktiver Wettkampfsportler dazu gehört, sich via Facebook mitzuteilen. Ich muss sagen, ich selbst habe mein Facebook-Profil deaktiviert. Ich bin beruflich viel beschäftigt und trainiere gleichzeitig umfangreich für den nächsten Ironman. Da bleibt keine Zeit Facebook so zu pflegen, wie es mein Anspruch wäre. Meine Aufzeichnungen zeigen aber ganz klar – es ist mittlerweile Usus als Triathlon-Agegrouper eine Facebook-Profil zu betreiben. Bekannte Triathlonprofis haben gewöhnlich eine Facebook-Fanpage. Aber es ist auch dort nicht Standard, dass alle Pros eine Website und zugleich eine Facebook-Fanpage betreiben. Zum Beispiel hat die deutsche Profiathletin Mareen Hufe nur ein Facebook-Profil. In den USA ist es beinahe normal als Agegrouper auch eine Website und/oder eine Facebook-Site zu betreiben. In Europa scheinen die Fans vielfach zu meinen, dass Facebook-Fanpages hauptsächlich bei den Triathlonprofis zu finden sind.  Ich denke es ist aufwendiger eine Website zu pflegen, als nur mal eben schnell auf seine Facebook-Seite ein paar neue Fotos hochzuladen. Deren Websites umfassen deshalb manchmal nicht viel mehr als nur die Webadresse. Immer öfter wird es aber auch von den Sponsoren erwartet, dass die Profiathleten über die sozialen Netzwerke ihre Werbebotschaften kommunizieren. Es ist also ein großes Missverständnis, wenn man glaubt, Profitriathleten müssen nur trainieren, essen und schlafen. Viele verbringen annähernd so viel Zeit vor dem Computer. Als professioneller Athlet muss man eine eigene Marke entwickeln, um Sponsoren zu gewinnen und für sich begeistern zu können. Da die allermeisten Pros normalerweise nicht über einen Betreuerstab, der diese Arbeiten übernimmt, ist dies eine zusätzliche Belastung neben dem sehr umfangreichen Training.
Me Sports director of Viva Hotels Mallorca
tri2b.com: Im internationalen Vergleich. Wie gut stellen sich Deiner Meinung die deutschen Triathleten im Web dar?
J.C.: Die deutschen Triathleten verstehen sehr gut, dass wenn man eine gewisse Unterstützung von Sponsoren und Ausrüstern erwartet, eine entsprechende Präsenz im Web wichtig ist. Deutschland ist das Heimatland vieler Triathlon-Champions und Jan Frodeno wurde zum Sportler des Jahres 2015 gewählt. Der Sitz von Ironman Europe ist in Liederbach im Taunus, die Challenge Family ist in Amberg beheimatet. Triathlon ist in Deutschland sehr gut in der Öffentlichkeit mit ausgezeichneten Medien präsent. Viele Webauftritte deutscher Triathleten sind sehr professionell gemacht. Nach meinen Untersuchungen sind die Deutschen in Europa die Führenden, wenn es um die Anzahl der Websites geht. Nur US-amerikanischen Triathleten sich noch häufiger im Web vertreten. Das weltweite Top-Five Ranking von Triathleten mit Websites sie wie folgt aus: USA, Deutschland, Großbritannien, Spanien, und Australien.  Die Triathleten in den USA, Australien, Neuseeland und Kanada haben eher Websites oder Blogs, in Südamerika wird mehr über Facebook-Seiten oder andere soziale Netzwerke (Twitter, Instagram) kommuniziert. Französische Triathleten entwickeln ihre Website oft mit dem Service von Onlinetri.com. Italienisch Triathleten sind keine Fans von Websites, ähnlich sieht es bei den Triathleten aus Osteuropa aus. Triathleten aus den nordischen Ländern, vor allem Dänemark und Schweden, investieren wirklich viel Zeit in Websites, ebenso in Großbritannien, Belgien und den Niederlanden. Triathleten streben ständig nach mehr Leistung, deshalb sind sie mit die Aktivsten bei der Anwendung neuer Technologien im Sport, auch im dem Fall der eigene Web-Designer und Web-Entwickler zu sein.

Mehr Informationen zu Jurica Cvjetko uns seinem Projekt #FindTriathletes unter: www.juricacvjetko.com

Beliebteste Artikel