tri2b.com: Mareen, herzlichen Glückwunsch zu der gelungenen Premiere im Profifeld! Wie lief denn der erste Profi-Ironman?
Mareen Hufe (M.H.): Die Pro-Männer sind zwei Minuten vor den Pro-Frauen gestartet. Da ich keine gute Schwimmerin bin, konnte ich mit den schnellen Frauen nicht mithalten. Es war noch sehr dunkel beim Schwimmen und es gab kaum Bojen auf der Strecke. Auch die Paddler der führenden Gruppe waren für uns Verfolger schnell nicht mehr zu sehen und ich bin mit ein paar vereinzelten Leidensgenossinnen durch das Meer geirrt. Nach der ersten großen Wende wurde es dann langsam hell und das war gut so. Der Rückweg ging dann schon viel besser. Trotzdem hatte ich mir eigentlich nicht vorgestellt, solange im Wasser zu weilen. Auf dem Rad lief es dann richtig gut. Ich konnte die 180 Kilometer nutzen, um an das Frauenfeld wieder heranzufahren. Auch zum Ende der Radstrecke fühlten sich meine Beine immer noch gut an. Beim Laufen konnte ich dann leider nicht meine volle Leistung abrufen und bin mit meiner Laufperformance nicht zufrieden. Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein durchwachsendes Rennen war, bei dem ich sicher viele wertvolle Erfahrungen gemacht habe. Alles in allem bin ich mit meinem
Saisonauftakt zufrieden.
tri2b.com: Das war ja Deine erste Vorbereitung als Profi. Was war anders?
M.H.: Nach Hawaii ist das Training Mitte November wieder angelaufen. Ziel war es, im deutschen Winter eine Form aufzubauen, um im März schon eine gute Langdistanz zu machen. Zum einen habe ich mich für eine sehr frühe Langdistanz entschieden. Somit sah das Training in den Wintermonaten natürlich deutlich anders aus als in den Jahren zuvor.
Zum anderen gibt es einen Trainer und einen Trainingsplan. Und somit andere Trainingsreize. Es war schon eine enorme Umstellung für mich. Ich hatte zwar auch vorher ein Konzept im Kopf, habe die Feinplanung meines Trainings oft sehr spontan und viel nach Gefühl gemacht. Nun heißt es, nicht mehr so zu trainieren wie ich mich gerade fühle und das Umfeld passt, sondern nach einem festen Plan. Der Erfüllungsgrad meines Training-Solls ließ zu Anfang doch schon sehr zu wünschen übrig. Aber ich gewöhnte mich daran und konnte die Vorgaben von Woche zu Woche besser umsetzen. Ich habe schnell gemerkt, dass Ralf Ebli sehr gut einschätzen kann, was er mir zumuten kann und was (noch) nicht.
tri2b.com: Wofür hast Du mehr Zeit verwendet? Ausschließlich in Training oder auch für aktive Regeneration?
M.H.: Mehr (Frei-)Zeit hatte ich bisher eigentlich nicht. Ich arbeite zurzeit immer noch annähernd Vollzeit. Der Job hat für mich weiterhin Vorrang und bisher hat sich noch nicht die Möglichkeit ergeben, die Stundenanzahl wesentlich zu reduzieren. Das hatte ich auch durchaus so erwartet. Nichtsdestotrotz habe ich einige Zeit auf den Kanaren und Mallorca verbracht, um das Training besser umsetzen zu können. Es war schon klasse, dem Winter zu entfliehen und mit anderen Athleten in sonnigen Gefilden trainieren zu können. Das habe ich sehr genossen.
Beruflich ist die Peakzeit nun vorbei und mein Arbeitgeber unterstützt meinen Wunsch und ermöglicht es mir, die Arbeitszeit zu reduzieren. Dann werde ich mehr Zeit haben, die ich zum einen in mein Training, aber sicher auch zur Regeneration nutzen werde. Die Qualität, ausgeruht eine Trainingseinheit zu machen ist sicher eine andere, als nach einem 8-Stundentag im Büro.
tri2b.com: Wie waren die Tage vor dem Start, hast Du Dich als Profi anders gefühlt?
M.H.: Aus sportlicher Sicht fühlte ich mich eigentlich nicht anders. Ich war gut vorbereitet, fühlte mich gut und war gespannt, wie eine Langdistanz so früh im Jahr läuft. Als Profi zu starten stellt für mich kein Privileg dar. Die Leistung zählt egal ob als Agegrouper oder als Profi. In Melbourne zu sein und Australien kennen zu lernen, ist eine tolle Sache und gehörte bei meinem Freund Andy und mir mit zur Vorfreude auf das Event. Vor dem Wettkampf stand das Sightseeing aber sicher im Hintergrund.
tri2b.com: Hast Du den Eindruck, professioneller an den Start gegangen zu sein?
M.H.: Ich habe in der Vorbereitung die Ratschläge von meinem Trainer Ralf Ebli umgesetzt und auch im Tapering einige neue Sachen ausprobiert. Er ist ein erfahrener und erfolgreicher Trainer. Ich vertraue ihm und seinem Konzept. Gerade am Anfang der Saison kann man sicher auch mal neue Dinge ausprobieren und schauen wie sie wirken.
tri2b.com: Wurdest Du von Age Groupern und den Profis anders wahrgenommen und behandelt?
M.H.: Es gab schon die ein oder andere außergewöhnliche Situation mit einigen Agegroupern. Die Profis kennen mich eigentlich nicht und die Kontaktpunkte waren sehr gering. Diese Wahrnehmung muss ich mir erst noch erarbeiten!
tri2b.com: Was passierte im Ziel? Dopingkontrolle, Interviews, Autogrammwünsche?
M.H.: Im Ziel passierte eigentlich nichts Besonderes. Ich habe mich mit meinem Freund Andy getroffen und ein paar Telefonate nach Hause zu meinen Lieben geführt, die sich die Nacht um die Ohren geschlagen hatten. Das mit den Autogrammen wird wohl noch eine Weile dauern
tri2b.com: Wie geht`s weiter in der Saison? Hawaii kennst Du ja schon, möchtest Du dieses Jahr das Profifeld aufmischen?
M.H.: Eine genaue Planung für die laufende Saison habe ich noch nicht. Mit großer Wahrscheinlichkeit wird ein nächstes Rennen im Mai sein. Welches genau, weiß ich aber noch nicht. Das werde ich mit Ralf Ebli in Ruhe besprechen, wenn ich wieder zurück bin. Nun machen wir erst mal noch ein paar Tage Urlaub in Down Under! Als Profi nach Hawaii zu gehen, wäre natürlich ein Riesen-Traum. Aber dafür muss wirklich alles rundlaufen.
tri2b.com: Danke Mareen, gute Erholung und alles Gute für die Saison!