tri2b.com: Olaf, du bist mit Unterbrechungen seit Anfang der Neunziger Jahre, 1993!!! warst du bereits Zehnter, in Kona am Start. Wie hat sich der IRONMAN in dieser Zeit verändert?
Olaf Sabatschus (O. S.): Nun, zum einen sehe ich die sportliche Seite, bzw. die Qualität des Starterfeldes: Es ist früher locker möglich gewesen, zum Beispiel mit einer Schwimmschwäche unter die ersten Fünf zu kommen. Heute ist ein Platz unter den ersten 15 Profis schon sehr, sehr hart erkämpft. Zum anderen sehe ich die wirtschaftliche Seite mit einem lachenden und einem weinenden Auge: Das Preisgeld hat sich aufgrund von Sponsoreninteresse enorm erhöht und das Ansehen von Triathlon allgemein und dem IRONMAN in Hawaii im speziellen ist stetig gestiegen. Seiteneinsteiger aus so populären Sportarten wie dem Radsport unterstreichen das genauso wie die Qualität der Leistungen bei den Profis an der Spitze. Radspezialisten wie Larsen, Bölts und Hundertmarck haben den Sprung nach ganz vorne bislang nicht schaffen können. Dafür muss man ein gewisses kommerzielles Ambiente und ein völlig überlaufenes Städtchen namens Kona für die Zeit des IRONMAN in Hawaii in Kauf nehmen, was früher nicht so stark ausgeprägt war.
tri2b.com: Seit dieser Zeit warst du immer weit, aber nicht ganz vorne dabei. Deine beste Platzierung war 1994 als Fünfter. Gelingt dir vielleicht diesmal der große Wurf? Was ist realistisch?
O. S.: Realistisch ist immer ein Platz unter den ersten 15, wenn es gut läuft. Dieses Jahr bin ich allerdings nicht mit besonderem Ehrgeiz am Start in Kona, weil ich viel Verletzungspech im Sommer hatte und im Moment stark an zukünftigen Projekten wie im Coaching-Bereich arbeite, die die Trainingszeit etwas minimieren. Allerdings fühle ich mich im Gegensatz zu den letzten Jahren mit wesentlich mehr Rennen über die Saison nicht so ausgebrannt und bin gespannt, ob sich das in Kona auszahlt und ich vielleicht unter den ersten Zehn landen kann auch mit etwas weniger Training.
tri2b.com: Hawaii ist immer noch das Maß der Dinge im Triathlonsport. Kein Rennen ist besser besetzt außerdem werden dem Kurs auf Big Island Jahr für Jahr mörderische Eigenschaften zugesprochen. Stimmen die Superlative wirklich noch?
O. S.: Na, auf jeden Fall brennt einem die Sonne ganz schön auf den "Pelz". An manchen Stellen im Marathon hat man das Gefühl, man bekommt einen Hitzschlag. Der Wind kann einem den letzten Zahn auf dem Rad ziehen. Und wenn man bei der psychologisch sehr anspruchsvollen, weil langweiligen und weit zu überblickenden, Strecke nicht immer 100 Prozent motiviert und konzentriert bleibt, verliert man gleich sehr viel mehr Zeit als in anderen Rennen. Ja, ich würde sagen von der sportlichen Herausforderung her, in erster Linie durch das Klima bedingt, ist Hawaii nach wie vor eines der anspruchsvollsten Rennen und die Anwesenheit fast aller schnellen Langstreckler macht es zum spannendsten der Saison! Außerdem brauchen wir ja den Mythos Hawaii, um den Sport im Blick der Öffentlichkeit und auch in unseren Sportlerherzen wertvoll erscheinen zu lassen!
tri2b.com: Schaut man sich die Entwicklung der Siegerzeiten in Hawaii an, so ist in den letzten Jahren eine Stagnation oder sogar ein Rückschritt erfolgt. Die Acht-Stunden-Marke scheint in Kona in weiter Ferne zu sein. Sind es die Bedingungen, die Taktik oder könnte auch das verbesserte Doping-Kontrollsystem dabei eine Rolle spielen?
O. S.: Offen gestanden denke ich, dass aufgrund der in letzter Zeit vermehrten positiven Kontrollen sicherlich ein Teil den Dopingkontrollen zuzuschreiben ist. Auf der anderen Seite hatten wir in den letzten Jahren immer besonders schwierige Bedingungen mit sehr heftigen Winden, und wir hatten eine Änderung der Rad- und Laufstrecke, die sicherlich auch etwas zu den langsameren Zeiten beiträgt. Schließlich hatte man früher zum Beispiel den flachen Alli Drive ohne viel Windeinfluss auf den letzten zwölf bis 15 Kilometern des Radkurses, während man aktuell stets dem Wind ausgesetzt ist und eine etwas längere, wenn auch graduelle Steigung als "Ersatz" zurücklegen muss.
tri2b.com: In den glühenden Lavafelder spielt die richtige Verpflegung eine große Rolle. Welche Besonderheiten gibt es zu beachten? Hast du einen besonderen Tipp für die Hawaii-Rookies parat?
O. S.: Nun, bei hohen Flüssigkeitsverlusten wie in Hawaii muss je nach individuellen Eigenheiten auf die richtige Komposition der Nahrung geachtet werden. Da Flüssigkeit und Natrium im Vergleich mit anderen Rennen in höherem Maße verloren gehen, empfehle ich die Energiezufuhr mit dem Flüssigkeits- und Salzersatz zu kombinieren. So läuft man am wenigsten Gefahr, zu dehydrieren. Maltodextrin, etwa sieben bis zehn Prozent konzentriert und Salz, etwa 500 Milligramm pro Liter, eventuell in Form von Salztabletten, sind die wichtigsten Bestandteile meiner persönlichen Wettkampfnahrung. Ganz wichtig ist, dass es an den Verpflegungsstellen beim Laufen Eiswürfel gibt. Ich nutze ein Radtrikot mit Taschen beim Laufen, um jeweils etwa ein Dutzend der kalten Helferlein einzustecken. Bei Bedarf halte ich damit meine Kleidung feucht und reduziere so die nötige Schweißmenge, um meinen Körper nicht überhitzen zu lassen. Und ich muss nicht ganz so viel trinken.
tri2b.com: Wie schauen bei dir die letzten 14 Tage vor dem Startschuss in Kona aus? Vertraust du immer auf die gleich Vorbereitung?
O. S.: Ich habe mittlerweile meinen Weg gefunden, der immer ganz gut funktioniert. Dabei trainiere ich relativ hart bis acht Tage vor dem Rennen und reduziere dann auf rund fünf Stunden Gesamt-Training in der Wettkampfwoche mit etwas Tempospritzen. Damit kann ich genug Kraft sammeln, um achteinhalb Stunden "Dampf" zu machen…
tri2b.com: Olaf, wir bedanken uns für das sehr informative Gespräch und wünschen dir für Kona alles Gute.