tri2b.com: Der siebte Sieg mit gut 20 Minuten Vorsprung. Hat Marc Pschebizin hier die Lizenz zum siegen?
Marc Pschebizin: Das haben natürlich vor dem Rennen viele gesagt. Wenn ihr die letzten Jahre gewonnen habt, dann müsst ihr das dieses Jahr auch wieder schaffen. Das ist eigentlich Quatsch. Jedes Rennen ist neu. Du kannst auf dem Mountainbike einen Platten haben oder stürzen, dann ist es vorbei. Das macht aber auch den Reiz des Infernos aus. Das ist nicht so wie eine Runde um den Kirchturm. Es ist immer die Spannung da, es kann immer was passieren…
tri2b.com: Wenn man schon sechsmal gewonnen hat, dann kannst du eigentlich nur verlieren. Wie bist du mit diesem Druck umgegangen?
Marc Pschebizin: In der Nacht vor dem Rennen habe ich nicht wirklich viel geschlafen. Man spürt schon den Druck. Alle sagen jetzt, du machst es morgen auch wieder. Aber ich kenne das ja schon. Für Tine war es sehr schwierig. Sie war die ganze Woche nervös. Alle erwarteten von ihr, dass sie hier gewinnt. Sie war schon sehr verunsichert.
tri2b.com: Warum die Verunsicherung?
Tine Tretner: Der Druck war für mich riesig groß. Ich hatte das Gefühl, alle erwarten von mir den Sieg. Das war ein Druck, den ich nicht mag. Wenn ich mir selber den Druck mache, dann kann ich damit grad noch umgehen, wenn ich das Gefühl hab, es kommt von außen, dann ist es für mich schrecklich.
tri2b.com: Hat sich die Stimmungslage dann mit dem Startschuss gebessert?
Tine Tretner: Am Anfang war es beim Schwimmen grauenvoll. Na super, jetzt schauen alle, wann sie den aus dem Wasser kommt. Außerdem hab ich im Wasser momentan Panikattacken. Ich weiß nicht warum. Ich lieg dann auf dem Rücken im Wasser und kann nichts mehr machen.
tri2b.com: Auf dem Rad warst du dann aber in deinem Element?
Tine Tretner: Auf dem Weg von Meiringen auf die Große Scheidegg hab ich die Führung übernommen. Auf dem Rennrad hatte ich Druck ohne Ende. Das Biken im Anschluss mag ich ja nicht so gern, da komme ich mir vor wie auf dem Traktor. Beim Laufen wusste ich, dass ich zur Zeit gut drauf bin. Da war auch endlich der Druck verflogen.
tri2b.com: Für euch beide steht im Oktober erstmals auch der IRONMAN Hawaii auf dem Plan. Nur knapp zwei Monate Zeit zur Vorbereitung, sicher nicht ganz optimal?
Marc Pschebizin: (lacht) Suboptimal.
Tine Tretner: Klar, ist es nicht ganz optimal. Ich weiß nicht, wie sich andere auf Hawaii vorbereiten. Ich finde es gut, dass wir jetzt gezwungen sind, erstmal eine Pause zu machen und nicht bis in den Oktober durchzutrainieren.
Marc Pschebizin:: Die langen Einheiten sind ja gemacht. Im Grunde machst du jetzt nur noch qualitative Einheiten. Du brauchst aber nicht mehr X-Stunden Radfahren.
tri2b.com:Bis Kona solltest du deine Probleme im Schwimmen aber in den Griff bekommen?
Tine Tretner: Da haben wir auch schon überlegt , was ich ändern kann. Bisher hatte ich damit ja keine Probleme. Selbst vor Jahren hier im Thuner See, als es richtig stürmisch war. In Nizza war es das erste Mal und ich hoffte das ich das Problem nicht gleich wieder bekomme. Im Vorfeld vor Hawaii werde ich noch eine Kurzdistanz machen und hoffe, dort den Ursachen für die Panikattacken auf den Grund zu gehen.
tri2b.com: Welche Zielsetzung gibt es für Hawaii?
Marc Pschebizin:: Wir sind nicht umsonst hier in Mürren beim Inferno Triathlon. Uns liegen die Berge, mir das Mountainbiken ganz besonders. So flachere Strecken wie Hawaii sind sicher nicht optimal für mich. Zumal ich ein schlechter Schwimmer bin und schon mit Rückstand aus dem Wasser komme. Da kann ich es vergessen, das Feld noch zu zufahren. Ich würde aber gerne unter neun Stunden kommen. Das ist mein Ziel.
Tine Tretner: Für mich persönlich eine gute Leistung zeigen und vielleicht die eine oder andere Frau ärgern. Top 20 wäre mein Traum.
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Zehn Jahre Inferno Triathlon. Sieben Mal war Marc Pschebizin der erste Triathlet auf der Aussichtsplattform des Schilthorns auf 2970 Metern Höhe. Beim Jubiläumsrennen konnte auch seine Lebensgefährtin Tine Tretner ihren Titel erfolgreich verteidigen. Aber nicht nur für die Protagonisten war der Inferno 2007 etwas ganz besonderes. Der OK-Vize Präsident Nick Rubi gab tri2b.com auf dem Gipfelgrat des Schilthorns sein ganz persönliches Resümee ab: Mit dem heutigen Tag sind wir sehr, sehr glücklich. Wir hatten keine Unfälle, selbst so gut wie keine Bagatelleunfälle. Das war das schönste Geburtstagsgeschenk. Wir hatten ideales Wettkampfwetter, Rekordbeteiligung bei allen Wettkämpfen und dann der Gipfellauf und der verlängerte Zielschluss. Das Bild hier mit den durch die Nacht laufenden Jubiläumsläufern und den bedächtig nach oben gehenden Triathleten... Das sind Bilder die ich mein Leben lang nicht vergessen werde. Die Idee mit der Beleuchtung hatten wir schon nach dem zweiten Inferno, als der Rennleiter Gere Gasser sagte, wir brauchen mehr Teilnehmer. Beleuchten wir das Schilthorn und verlängern den Zielschluss. Wir haben damals alle lauthals gelacht. Jetzt haben wir die Pläne mit der Unterstützung unseres lokalen Energieversorgers umsetzen können. Das ist einfach geil. Wie Tine Tretner und Marc Pschebizin ihren diesjährigen Erfolg erlebt haben, lesen Sie im Interview.
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