
tri2b.com: Die neue Saison der 1. Triathlon Bundesliga steht vor der Tür. Am Samstag geht´s im Kraichgau los. Auf was dürfen sich die Fans in der neuen Saison freuen?
Harald Vogler (H.V.): Dieses Jahr haben wir wieder ein Wettkampf Format dazu bekommen, dass wir vor zwei Jahren im Kraichgau und vor drei Jahren in Hannover schon hatten. Die Saison 2024 war ja leider ein Jahr ohne besonderes Wettkampfformat. Alle Rennen wurden über die Sprintdistanz ausgetragen. Dieses Jahr haben wir wieder ein 2×2 Format gleich beim Saisonauftakt im Kraichgau dabei, was den Teamgedanken noch mehr steigern soll. Anders als bei den Sprintdistanzen, wo die Zeiten des Einzelwettkampfes addiert werden, muss hier wirklich im Team gearbeitet werden und das kommt auch bei den Teams mittlerweile sehr gut an.
tri2b.com: Auf der Bundesliga-Website steht als fünftes Rennen „Allgäu“ – am. 15. August. Allerdings fehlen derzeit immer noch weitere Infos. Wir gehen mal davon aus, dass der Wettbewerb in Immenstadt stattfindet? Dürfen sich die Fans auf einen laktatreichen Schlagabtausch am Kalvarienberg freuen?
H.V.: Es gibt Infos, aber die sind leider noch nicht veröffentlichungsfähig. Wir sind da im Austausch mit dem Veranstalter. Für mich persönlich ist das Bundesliga-Rennen im Allgäu mit vielen Emotionen verbunden. Ich bin Allgäuer und habe in Immenstadt 1983 meinen ersten Triathlon gemacht. Wie Bundesliga-Kenner sicher wissen, habe ich auch viele Jahre das Bundesligateam des TSV Obergünzburg geleitet. Damals gabs von Seiten der Presse immer die Nachfrage, ihr startet irgendwo in Deutschland, aber nicht im Allgäu. Jetzt wäre das Heimrennen da, aber wir haben leider kein Allgäuer Team mehr in der 1. Triathlon Bundesliga dabei. Aber mit der Location wird es natürlich ein Wahnsinns-Event und wir arbeiten auch mit Hochdruck daran, dass es für beide Rennen, also auch für den Allgäu Triathlon am Sonntag, ein tolles Event wird.
tri2b.com: Mit Kraichgau, Tübingen und Hannover sind ansonsten bewährte Austragungsorte im diesjährigen Bundesliga-Kalender. Dazu kommt noch Dresden mit den Finals. Wie schwer ist es, neue Austragungsorte zu finden? Schließlich lebt der Reiz für Athleten und Fans auch von der Abwechslung?
H.V.: Es ist schwierig, weil natürlich viele Komponenten zusammenkommen müssen. Es bedarf auch langer Vorarbeit. Deshalb ist es immer schön, wenn sich neue Möglichkeiten auftun wie z.B. in Bad Orb, wo der dortige Teammanager Adi Kohr die Bundesliga in die Kurstadt bringen will.

Bei neuen Liga-Standorten passt selten sofort alles. Vom Format, den Gegebenheiten und Möglichkeiten vor Ort. Das muss zusammengebracht werden und das dauert natürlich. Manchmal funktioniert es leichter, manchmal funktioniert es schwieriger und dauert halt länger. Aber es hat sich im Gegensatz zu früheren Jahren geändert, dass wir von der DTU viel mitbringen. Früher hieß es, ja macht mal Bundesliga und dann lief die Liga so nebenbei. In den letzten 10 Jahren haben wir da ein Team aufgebaut. Wir kommen mit dem Truck vor Ort und bauen ein eigenes Event auf.
Das muss man auch vermitteln. Und ich bin mir sicher, wenn jetzt andere Veranstalter, Ich sag jetzt einfach nur ein paar Namen, vielleicht Köln, Lübeck oder Bremen, so was auch mal aufgreifen wollten, dann wäre das schon von Vorteil. Aber es ist halt schwierig, wenn wir jetzt offensiv von uns aus nach vorne preschen. Es ist immer besser, wenn sich so ein Liga-Engagement von Ausrichterseite entwickelt, wie z.B. gerade in Bad Orb.
Die Sache bleibt trotzdem schwierig und deshalb muss die DTU auch den Weg weitergehen, dass sie selbst als Veranstalter auftritt und die Events eigenverantwortlich durchführt, wie z.B. in Tübingen und in Dresden.
tri2b.com: 2024 war das erste Jahr nach dem Rückzug des EJOT Team TV Buschhütten, das die Liga über Jahre bei Männern und Frauen dominiert hatten. Wie hat sich die sportliche Spannung auf der einen und die Außenwahrnehmung durch die jetzt fehlenden Buschhüttener Topstars auf der anderen Seite entwickelt?
H.V.: Es gab zunächst die große Sorge, dass jetzt die ganzen internationalen Stars fehlen. Was auch zum großen Teil so war. Ich glaube aber, dass die 1. Triathlon-Bundesliga von ganz anderen Sachen lebt. Und eben nicht von einzelnen Athleten, die vielleicht irgendwo mal was gewonnen haben und dann zum Ligastart nach Deutschland kommen.
Der sportliche Wettbewerb an sich ist größer geworden. In der Spitze ist vielleicht das Niveau minimal nach unten gegangen. Hier sprechen wir von ein paar Sekunden. Es war vielleicht keiner dabei, der bei Olympia um die vorderen Plätze gekämpft hat. Aber unter den Mannschaften war es spannend wie noch nie. Es waren meist drei bis vier Mannschaften, die um den Tagessieg gekämpft haben. Davor war es so: Wenn Buschhütten mit der Starbesetzung kam, dann ging es für die Konkurrenz nur noch um Rang zwei. Das wurde jetzt auf jeden Fall interessanter. Die andere Sorge war, dass die ganzen deutschen Stars nicht mehr präsent sind. Aber die haben eigentlich, bis auf wenige Ausnahmen, bei anderen Teams eine Heimat gefunden.

tri2b.com: Die Triathlon-Bundesliga gilt als Sprungbrett für Nachwuchsathletinnen und -athleten, um den Schritt vom Jugend- und Juniorenbereich in die Elite zu wagen und dort Fuß zu fassen. Ist es für den Nachwuchs ein Vorteil, wenn so dominante Teams wie Buschhütten mit ihren Topstars nicht mehr dabei sind?
H.V.: Ich bin mir sicher, dass sich das gegenseitig befruchtet. Es gibt da zwei grundsätzliche Modelle. ich kann die jungen Athletinnen und Athleten isoliert halten, damit sie sich immer nur gegenseitig im Wettkampf messen, oder ich kann eine Mischform einführen, wo dann auch arrivierte Eliteathleten und hochgehandelte Topstars dabei sind. So kann ich den Nachwuchs aus seiner Blase rausholen und schon mehr in die Elite einführen. Dies hat den Nachteil, dass der eine oder andere auch mal frustriert ist, wenn er in einem Rennen richtig Rückstand aufgebrummt bekommt. Aber genau diese Mischung aus jungen aufsteigenden Athleten und erfahrenen Stars ist ein großes Plus der 1. Triathlon-Bundesliga.
Und noch ein anderer Gesichtspunkt. Wir reden hier über Leistungssport und es ist klar, dass manche Athleten und Athletinnen den Sprung vom Juniorenbereich auf das international geforderte Niveau nicht schaffen. Da ist die 1. Triathlon-Bundesliga ideal, wenn sie dann in einem Team die vierte Frau bzw. der fünfte Mann sind. Sie bleiben dem Triathlon erhalten und sind wettkampftechnisch richtig gefordert. Das hält die Motivation oben.

tri2b.com: Viele Jahre war Bitburger der Titelsponsor der 1. Triathlon- Bundesliga. Mit Ende der Saison 2024 zog sich Bitburger zurück und euch fehlt jetzt ein Titelsponsor. Ist das Olympia Gold der deutschen Mixed-Staffel nicht die beste Werbung, um potenzielle Sponsoren für die Triathlon Bundesliga zu begeistern. Wie ist der aktuelle Stand
Rüdiger Sauer: Es war mit Bitburger eine schöne Entwicklung über die Jahre, das Geld war da um z.B. auch Livestreams zu bezahlen und damit auch wieder nach draußen zu gehen und neue Partner zu generieren. Mit dem Ende der Zusammenarbeit waren wir jetzt an einem Punkt, wo wir zwar nicht geschockt waren, aber es wirklich sehr schade war, dass es nicht so weitergegangen ist. Ich will es nochmal betonen. Die Entwicklung war sehr positiv in den letzten Jahren. Entsprechend sind wir auch positiv gestimmt, einen neuen Partner zu finden und gemeinsam die Bundesliga weiter voranzutreiben und neue Akzente zu setzen.

Harald Vogler: Jetzt heißt es diese Entwicklungen in die richtige Ebene zu lenken. Bei einer neuen Partnerschaft muss es einfach passen und für beide Seiten funktionieren. So wie es mit Bitburger war. Es war wirklich ein Geben und Nehmen. Die Entwicklung in den letzten zehn Jahren zusammen mit Bitburger war phänomenal.
Dieses Jahr ist die Saison auch so auf jeden Fall auf dem Niveau der Vorjahre gesichert. Wir sind jetzt nicht in Zugzwang und müssen zurück in den Wald, sondern wir haben die Zeit einen neuen passenden Partner für die 1. Triathlon-Bundesliga zu finden.