tri2b.com: Die derzeitige Situation dürften Sie beide mit einem lachenden und weinenden Auge sehen. Auf der einen Seite war die 2008er Auflage des IRONMAN Germany in absoluter Rekordzeit ausgebucht und auch zur Premiere des 70.3 IM in Wiesbaden gibt es ein volles Starterfeld. Auf der anderen Seite sorgt der auffällige Bluttest von Lothar Leder für reichlich Diskussionsstoff. Wie ist die Stimmungslage?
Kai Walter: Ich sehe das mit Lothar Leders auffälligen Blutwerten nicht als Problem an, das kann im Sport immer passieren. Dass unser Rennen in Rekordzeit ausgebucht war, ist eine super Sache und für uns eine große Verpflichtung zugleich. Lange zurücklegen konnten wir uns nicht, jetzt steht Wiesbaden an.
tri2b.com: Direkt im Anschluss des Rennens am 1. Juli gab es aus den Reihen der Athleten deutliche Kritik hinsichtlich der Schwimmstrecke und der Windschattenproblematik auf der Radstrecke. Gibt es jetzt mit etwas Abstand schon Ansätze für Verbesserungen?
Kai Walter: Für das Schwimmen wird es im nächsten Jahr einige Änderungen geben. Wir werden als erstes das Startareal noch einmal um 50 Meter verbreitern. Außerdem werden wir es auch unterbinden, dass man neben der eigentlichen Startlinie an der Seite des Sees mitlaufen kann. Das Problem mit der Sandbank, auf der anscheinend manche Athleten eine Laufpassage einlegten, hat sich schon jetzt soweit gelöst, dass laut Aussage des zuständigen Betreibers des dortigen Kiesabbaus, diese mittlerweile abgerutscht ist. Außerdem wächst der See durch den Abbau von Sand und Kies jedes Jahr etwas. Probleme mit Sandbänken sollten also nicht mehr vorkommen.
tri2b.com: Wenn über 2.000 Athleten gleichzeitig ins Wasser springen, wird es aber trotzdem weiter ziemlich eng zugehen. Gibt es auch Überlegungen für Wellenstarts?
Kurt Denk: Wir denken derzeit darüber nach, die Profis schon um 6:45 Uhr starten zu lassen. Dann würden die Profifrauen nach dem Radfahren nicht sofort die Möglichkeit haben, im Sog der guten Agegrouper mit zu rollen. Wir hätten dann zum Start des Rennens eine absolut faire Konstellation. Die endgültige Entscheidung ist hier aber noch nicht gefallen.
tri2b.com: Was bieten Sie den Kritikern an, die der Meinung sind, in Frankfurt sind manche Athleten am Oberlenker zur Hawaii-Quali gerollt. Gibt es neue Ansätze, um das Triathlon-Dauerproblem Windschattenfahren von Veranstalterseite wirkungsvoll zu unterbinden?
Kai Walter: Das ist ein sehr vielschichtiges Problem und es gibt sicher auch verschiedene Lösungsansätze. Grundsätzlich sind die Sportler eigenverantwortlich und sie müssen versuchen, sich entsprechend fair zu verhalten. Es gibt aber auch die Situation, dass Athleten mehr oder weniger ungewollt in eine große Gruppe geraten und merken, dass es dort leichter rollt und dann doch mitfahren.
Kurt Denk:: Zum Thema Startwellen ist noch anzumerken, dass das Niveau in den Altersklassen dermaßen gestiegen ist, dass beim Schwimmen zwischen 55 Minuten und 1:15 Stunden 1.200 Athleten aus dem Wasser gekommen sind. Da würden auch Wellen in kurzen Abständen keine deutliche Entzerrung bringen.
Kai Walter: Wir sind aber derzeit in Zusammenarbeit mit der DTU und unseren hessischen Kampfrichtern an der Ausarbeitung einer neuen Regel dran. Es soll dann möglich sein, einem Pulk beispielsweise über eine kleine Tafel anzuzeigen, dass sich die Gruppe innerhalb von drei Minuten auflösen muss. Ist in dieser Zeit dann keine Reaktion der Athleten festzustellen, wird die Gruppe angehalten und Zeitstrafen werden ausgesprochen. Eine 100-prozentige Lösung wird es aber nicht geben.
tri2b.com: Noch einmal zum Thema Bluttest Lothar Leder. Nachdem nach der Veröffentlichung in den letzten Tagen viel gemutmaßt und diskutiert wurde, gibt es von ihrer Seite eine Art Abschlussstatement?
Kai Walter: Ich denke, es macht jetzt keinen großen Sinn die Angelegenheit noch weiter zu zerpflücken und weitere Statements abzugeben. Die Blutwerte von Lothar Leder sind auffällig gewesen. Es gab zwei Möglichkeiten. Die ganze Sache nicht öffentlich werden zu lassen, oder wie wir es gemacht haben, alles offen darzulegen. Lothar Leder hatte schon am 30. Juni das Testergebnis erhalten und hat dann versäumt im Vorfeld der Veröffentlichung eine plausible Erklärung für die Unregelmäßigkeiten darzulegen. Wir hätten uns hier mehr aktive Mitarbeit von Lothar Leder erwünscht. Die jetzige Erklärung Leders, die Unregelmäßigkeiten wären auf eine Herpes-Infektion zurückzuführen, wird von den Experten, die sich in anderen Sportarten, wie beispielsweise Langlauf, mit den Blutwerten befassen, nicht gestützt und ist nach deren Aussage wissenschaftlich nicht belegbar und somit sehr, sehr unwahrscheinlich.
Kurt Denk:: Wir müssen es aber auch mal noch von einer anderen Seite sehen. Wir haben erstmals diese Test durchführt. Von 29 Proben waren 28 unauffällig.
tri2b.com: Wird es Bluttest auch nächste Woche beim 70.3 IRONMAN in Wiesbaden geben?
Kurt Denk: Wir haben das in die Athletenverträge mit aufgenommen und zum jetzigen Zeitpunkt haben auch alle Athleten dazu ihr Einverständnis erteilt. Es wird auch wieder Dopingtests vor dem Rennen geben.
tri2b.com: Sie gehen hier einen absoluten Vorreiterweg. Wenn man die weltweiten IM-Rennen betrachtet, dann müsste man die Rennergebnisse entsprechend unterschiedlich bewerten. Bei vielen anderen Rennen werden Dopingkontrollen nur Pro Forma oder überhaupt nicht durchgeführt. Gibt es von ihrer Seite hier Anregungen an die WTC?
Kai Walter:: Die weltweiten Rennen der WTC finden mittlerweile in über 24 Ländern statt. Die Vorraussetzungen sind dort völlig unterschiedlich und auch der Umgang mit Doping ist nicht überall gleich. Um auf andere zeigen zu können, muss man aber erst mal vor der eigenen Türe kehren. Da sind wir gerade dabei. Deutschland ist in punkto Dopingbekämpfung sicher eine Art Aushängeschild.
Kurt Denk:: Aber man kann nur das tun, was machbar ist. Im Umweltschutz war es damals auch so. Jetzt wird die Natur auch in Ländern ernst genommen, für die das vor 20 Jahren noch undenkbar war. Mit der WTC sind wir in sehr engen Kontakt und es gibt regelmäßige Aussprachen mit dem Präsidenten Ben Fertic. Unsere Anregungen werden dort wirklich sehr ernst genommen und werden auch bei der Umsetzung der Kontrollen, zum Beispiel auf Hawaii, berücksichtigt.
tri2b.com:Vielen Dank für das Gespräch. Wir wünschen ihnen viel Erfolg für die Premiere in Wiesbaden.
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Am 19. August steht in Wiesbaden die Premiere des IRONMAN 70.3 an. Doch derzeit steht der Veranstalter, die XDREAM Sports & Events GmbH, hauptsächlich mit der Diskussion um den auffälligen Bluttest des Profitriathleten Lothar Leder in der Öffentlichkeit. tri2b.com hat Renndirektor Kai Walter und den Präsidenten Kurt Denk dazu noch einmal befragt, aber auch über mögliche Lösungsansätze hinsichtlich der diesjährigen Probleme auf der Schwimm- und Radstrecke des IRONMAN Germany gesprochen.
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