
Der bestimmende Athlet der ersten zwei Rennstunden war zunächst Jonas Schomburg. Der zweimalige Olympiateilnehmer aus Hannover diktierte beim Schwimmen im um die 24,5 Grad Celsius warmen Langener Waldsee (auch die AK-Athleten mussten ohne Wetsuit schwimmen) von Start weg das Tempo und hatte mit dem Hallenser Willy Hirsch, Andrea Salvisberg (SUI), Ben Kanute (USA), Kacper Stepniak (POL) und dem Rostocker Ironman-Rookie Johannes Vogel starke Mitstreiter.
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„The Hell“ wird zum Lenker-Killer – Drama um Jonas Schomburg
Den Etappenerfolg verbuchte dann Salvisberg (47:42 min), bevor Schomburg auf dem Rad sofort wieder die Führung übernahm. Bereits auf den ersten schnellen Kilometern in Richtung der Frankfurter Innenstadt fuhr der 31-Jährige eine Lücke auf seine ehemaligen Schwimmmitstreiter heraus. Alles sah nun nach einer Soloflucht von Schomburg aus. Doch es kam anders. Bei der ruppigen „The Hell“ Kopfsteinpflasterpassage in Maintal-Hochstadt war plötzlich der Lenkeraufsatz an Schomburgs TT-Bike locker. Am Tech-Support Zelt, das direkt am Ortsausgang von Maintal-Hochstadt platziert war, bekam der Leader schnell Unterstützung von einem Mechaniker. Allerdings konnte das Problem nicht wirklich gelöst werden und Schonburg, der durch den Boxenstopp in die erste große Gruppe zurückgefallen war, fuhr mit dem lockeren Lenkeraufsatz weiter.
Derweil hatte sich Kristian Hogenhaug an die Spitze gesetzt und machte Jagd auf seinen eigenen Radrekord. Der Däne, der in Frankfurt schon mehrmals auf Siegkurs lag, fuhr schnell einen klaren Vorsprung heraus. Nach der ersten Radrunde führte er mit knapp vier Minuten vor einer mittlerweile auf sechs Athleten geschrumpfte Verfolgergruppe, in der neben Hirsch, Kanute, Salvisberg und Stepniak auch noch der Norweger Casper Stornes vertreten war.
Eine weitere Minute zurück lag die nächste Gruppe mit den Topfavoriten Magnus Ditlev und Kristian Blummenfelt, in der mit Leonard Arnold und Jonas Hoffmann auch zwei Deutsche fuhren. Dort nicht mehr dabei war Schomburg, dem zwischenzeitlich sein lockerer Lenkeraufsatz davonflog und der zunächst nur noch mit dem Basislenker weiterfuhr. Ein Kampfrichter nahm den ehemaligen Leader dann aufgrund von Sicherheitsbedenken aus dem Rennen, da sein freigelegter Steuersatzturm wie ein Stachel nach oben ragte. Der enttäuschte Jonas Schomburg machte anschließend noch während des Rennens seinen Start in der kommenden Woche bei der Challenge Roth klar.
Patrick Lange kann nicht mehr folgen
Ebenso weit zurück lag Patrick Lange. Der dreimalige Hawaiisieger konnte das Tempo der Gruppe um Blummenfelt und Ditlev schon bald nicht mehr mitgehen und hatte nach gut 100 Radkilometern, als er zusammen mit Paul Schuster in die Hanauer Landstraße auf die zweite Radrunde einbog, bereits fast sieben Minuten Rückstand.
Auf der zweiten Radrunde ging die Lücke zwischen Hogenhaug und den Verfolgern noch weiter auf. Trotz eines finalen Kettenabwurfs kurz vor der T2 fuhr der 33-Jährige in 3:52:10 Stunden einen neuen Radrekord. Den alten Rekord (3:57:09) hatte er selbst erst im Vorjahr aufgestellt.
Kristian Blummenfelt fast 10 min zurück
Dahinter folgten Magnus Ditlev und Daniel Baekkegard (+7:50) als dänisches Duo in die T2, bevor eine größere Gruppe um Titelverteidiger Blummenfelt (+9:02) die Zeitfahrräder in der Wechselzone am Mainkai gegen die Laufschuhe eintauschte. Dort weiter mit dabei Leo Arnold (später mit DNF) und Jonas Hoffmann, während Johannes Vogel und Willy Hirsch bereits der Hitze ihren Tribut zollen mussten und knapp hinter der großen Gruppe, nahezu zeitgleich mit Patrick Lange (+14:20) und Paul Schuster, in den Marathon wechselte. Lange, musste zudem noch eine 1 min Penalty absitzen. Er hatte nach dem Schwimmen seinen Swimsuit nicht regelkonform abgelegt.
Magnus Ditlev sieht die Rote Karte und darf dann doch weitermachen
Das Thema Zeitstrafe sollte zunächst auch den Marathon dominieren. So bekam der Führende Hogenhaug eine 1 min Zeitstrafe wegen unerlaubten Coachings, da ihn sein Trainer kurz auf der Laufstrecke begleitete. Anschließend war der an Position zwei laufende Ditlev dran. Der Däne erhielt zunächst eine Gelbe Karte für ein unbeabsichtigtes Littering. Da er die Strafe anscheinend zunächst nicht angerkannte, folgte kurz später die Rote Karte. Die Disqualifikation erkannte Ditlev aber ebenso wenig an und lief einfach weiter. Für einige Zeit war nun Verwirrung total angesagt, bis durchsickerte, dass das Kampfgericht die strittige Rote Karte wieder zurückgenommen hat.
Sportlich ging der Marathon nun in seine entscheidende Phase. Hogenhaug nahm noch 4 min Vorsprung mit auf die zweite Marathonhälfte. Nur wenige Meter voneinander getrennt gingen Stornes, Blummenfelt und Ditlev in die dritte der vier Laufrunden. Ebenfalls auf Schlagdistanz zum Podium liefen noch Iden (+4:58) und Hoffmann (+6:37).
Kristian Hogenhaug wehrt sich bis zur 35 km-Marke
Als es in die finale Laufrunde ging, war Blummenfelt bis auf 90 Sekunden an Hogenhaug dran. Der Führungswechsel lag in der Luft und an der 35 km-Marke war es soweit. Kristian Blummenfelt lief an Kristian Hogenhaug vorbei und hatte schnell einen beruhigenden Vorsprung. Die finale Frage war nun nur noch: Fällt der Streckenrekord und bleibt der Norweger auch noch unter der 2:30er Marathonschallmauer. Ersteres schaffte Blummenfelt. Für den Marathon wurden 2:30:59 gestoppt, was ebenfalls neue Streckenbestzeit bedeutete.
O-Töne von der Finishline
Kristian Blummenfelt: Es war heute ein schwieriger Tag auf dem Rad. Ich habe auf dem Rad eine Flasche mit meinen Kohlenhydraten verloren und fuhr die letzten 90 min gefühlt mit leerem Tank“
Patrick Lange: Die Stimmung war bombastisch. Obwohl ich auf Rang 18 losgelaufen bin, wurde ich wie der Führende angefeuert. Ich hatte ein gutes Schwimmen, aber dann schnell keine Radbeine mehr. Irgendwas stimmt mit mir und diesem Rennen nicht. Ich habe mich mental intensiv vorbereitet, aber sehr wahrscheinlich hat auch die Adduktorenverletzung und der Trainingsrückstand noch mit reingespielt. Ich kann mir gut vorstellen, dasw dies heute mein letzter Auftritt in Frankfurt war.
Jonas Hoffmann: Ich habe mit dem Podium nach der ersten Laufrunde geliebäugelt. Dann habe ich selbst in der Hitze gelitten und bin zur Mitte des Marathons deutlich gestruggelt. Mit meinem Rennen bin ich superhappy. Ich hatte schon Freudentränen in den Augen, als ich beim Radfahren in der Gruppe dabei war.
Die Nizza-Slots
Wie zu erwarten wurden die fünf Qualislots für die WM in Nizza bis über die Top Ten hinaus verteilt: Kristian Hogenhaug (2.), Cameron Wurf (9.), Kacper Stepniak (11.), Andrea Salvisberg (13.) und auch Johannes Vogel (14.) können nun mit einem Start an der Côte d’Azur planen. Der Rest der Topplatzierten hatte das WM-Ticket bereits gelöst.
Das Rennen der Agegrouper: Komplett deutsches Podium bei den Frauen
Schnellster Agegrouper des Tages war der Brite Oskar de Schynkel (AG25-29), der nach 8:21:25 Stunden auf dem Frankfurter Römerberg einlief. Auf den Rängen zwei und drei in der Agegroup-Overallwertung der Männer folgten der Chinese Pengcheng Li (AG30-34/8:33:26) und Danyil Odynets (UKR/8:34:49). Als Vierter folgte mit Niklas Hempfling (AG25-29/8:35:30) der beste deutsche Amateur.
Bei den Frauen gab es dafür einen deutschen Dreifacherfolg. Die schnellste Agerouperin des Tages war Marit Lindemann (AG30-34/9:13:15), gefolgt von Kristina Grieger (AG35-39/9:36:34) und Katrin Esefeld (AG40-44/9:45:35).