Wie zu erwarten, mussten die Profiathletinnen bei 24 Grad Wassertemperatur des Langener Waldsees auf den auftriebsgebenden Wetsuit verzichten, während die knapp 3.000 Amateurstarterinnen und -starter mit Neopren auf die 3,8 Schwimmkilometer geschickt wurden. Nur knapp 14 Grad Außentemperatur und ein auffrischender Wind sorgten dafür, dass einige der Profiathletinnen schon vor dem Start sichtlich frierend dreinschauten.
Sarah True beim Schwimmen an den Fersen von Brandon und Clarke
Unbeeindruckt davon sorgte vom Start weg Lauren Brandon für das Tempo an der Spitze. In den Wasserschatten der US-Amerikanerin klemmten sich die Neuseeländerin Rebecca Clarke und zur Überraschung auch ihre Landsfrau Sarah True. Schon auf der ersten langen Geraden in Richtung des Segelhafens ging die Lücke zu den ersten Verfolgerinnen auf über eine Minute auf. In dieser Gruppe war anfangs auch die Vorjahressiegerin Daniela Bleymehl dabei, die auf dem Rückweg zum Australian Exit nach gut 1,5 km in eine kleine dritte Gruppe zurückfiel.
Auf der zweiten längeren Schleife baute das Spitzentrio den Vorsprung bis auf über 6 min aus. Auch begünstigt vom Missgeschick der Verfolgerinnen. Carolin Lehrieder bog nach der südlichsten Wendeboje im Gegenlicht der tiefstehenden Sonne falsch ab. Maja Stage Nielsen hielt mehrmals kurz an und nahm sogar die Schwimmbrille ab, um sich zu orientieren.
Vorne lief Lauren Brandon nach für sie langsamen 52:19 min als ersten den sandigen Anstieg in Richtung T1 nach oben, direkt gefolgt von Clarke und True. Die erste sechsköpfige Verfolgerinnengruppe führte mit 6:30 min Rückstand Caro Lehrieder an. Die dritte Gruppe, angeführt von Laura Jansen, Dani Bleymehl und Katharina Wolff hatte sogar an die 10 min aufgebrummt bekommen. Nicht mehr im Rennen war zu diesem Zeitpunkt Svenja Thoes, die schon früh unterkühlt ins Begleitboot stieg. Die Saarländerin hatte im direkten Vorfeld eine fiebrige Infektion durchgemacht und ging bereits entsprechend angeschlagen ins Rennen.
Als erste ging Clarke auf die Radstrecke, da Brandon aufgrund eines Wechselfehlers von einem Kampfrichter kurz angehalten wurde. Auf der Anfahrt in Richtung Frankfurt-City fanden die beiden wieder zusammen, während True ihr eigenes Tempo anschlug und nach 30 km bereits 2 min zurücklag. Bei den Verfolgerinnen sorgten sich vor allem Moench, Stage Nielsen und auch die Schweizerin Nina Derron fürs Tempo. Die Polin Agnieszka Jerzyk hielt sich eher zurück. Schnell unterwegs war auf den ersten 50 km auch Daniela Bleymehl, die bereits zwei min aufholen konnte und weiterhin Laura Jansen im Schlepptau hatte.
Zusammenschluss in der Hanauer Landstraße – Bleymehls Rennen endet im Sanka
Gegen Ende der ersten Radrunde deutete sich dann an, dass die Verfolgerinnen um Moench zur Spitze aufschließen sollten. Eingangs der zweiten Radrunde in der Hanauer Landstraße fand der Zusammenschluss statt, wobei nun immer öfter Lehrieder ganz vorne auf dem Weg über das Maintal in die Wetterau zu sehen war. Keine guten Nachrichten gab es von ihrer Erdinger Aktive Teamkollegin Daniela Bleymehl zu vermelden. Der Tritt der Darmstädterin sah schwer aus und gegenüber dem hr-Livemotorrad teilte sie mit, dass sie nicht auf Betriebstemperatur kommt und zusehends auskühlt. An einer Verpflegungsstelle nach ca 120 km stieg sie völlig entkräftet vom Rad und musste medizinisch betreut werden – DNF für die Vorjahressiegerin.
Vorne wurde in der Gruppe nun aussortiert. Zunächst konnte Derron nicht mehr folgen, am Hühnerberg fiel dann auch Brandon zurück. Auf dem Rückweg in Richtung Frankfurt ging das Ausscheidungsfahren weiter: Stage Nielsen, Clarke und Jerzyk fuhren jetzt gegen die imaginäre Wand und auch True fuhr weiter ihr Tempo, so dass ein Spitzentrio mit Moench, Lehrieder und Svensk die zweite Wechselzone am Mainkai erreichte.
Auf der ersten der vier Laufrunden konnte sich Moench schnell von ihren beiden Mitstreiterinnen lösen. Anfangs war Caro Lehrieder ihre erste Verfolgerin, bevor beim Durchlauf am Mainkai Sarah True vorbeizog. Kurz darauf stand dann plötzlich Lehrieder mit schmerzverzerrtem Gesicht neben der Laufstrecke im Schatten eines Baums – damit war auch die dritte aussichtsreiche Deutsche aus dem Rennen.
Sarah True nach der 30 km-Marke erstmals an der Spitze
Bis zur Halbmarathonmarke blieb der Abstand zwischen Moench und True nahezu konstant. In der Mitte der dritten Laufrunde ging True dann aufs Ganze. Die 41-Jährige zog ihren Trisuit über die Schultern herunter und bekam nun nicht nur sinnbildlich die zweite Luft. Innerhalb weniger Kilometer verkürzte sie den Abstand auf unter eine Minute und hatte nach dem letzten Durchlauf am Mainkai Moench bald im Blick. Die Leaderin hielt zunächst mit Vehemenz dagegen. Doch an der 33 km-Marke war der Führungswechsel perfekt. True, die vor vier Jahren ebenfalls auf Siegkurs lag und dann in der wabernden Nachmittagshitze keine 1000 m vor dem Ziel kollabierte und so Moench den Weg zum Sieg frei machte, gab sich heute keine Blöße. Als sie sich dem Römerberg näherte zog sie auch wieder ihren Trisuit fürs Siegerphoto nach oben über die Schultern und schloss den Reißverschluss. Nach 8:54:53 Stunden lief Sarah True als gefeierte Siegerin ins Ziel, gefolgt von Skye Moench und der Polin Agnieszka Jerzyk.
Ganz starker Auftritt von Laura Jansen
Dahinter waren dann alle Blicke auf Laura Jansen gerichtet. Die 29-jährige Heidelbergerin zog auch den Marathon bei ihrer ersten Langdistanz ohne große Schwächephase durch. Nachdem sie sich nach der Halbmarathonmarke die Zeit zur Verpflegung nahm, gab es dann auf den finalen 10 km sogar noch eine kleine Aufholjagd. Von Platz sechs schob sie sich an Maja Stage Nielsen und auch Sara Svensk vorbei und lief nach einem 3:03er Marathon als gefeierte Vierte am Römerberg ein.
„Ich habe es mir anders vorgestellt. Es ging alles schneller als gedacht vorbei, gerade das Radfahren. Mein längster Trainingslauf war 30 km. Ab 20 km hat es sich dann wie Neuland angefühlt. Mein Pacing habe ich viel nach Gefühl gemacht und die Ernährung habe ich gut im Griff gehabt. Ich war beindruckt, wie oft ich meinen Namen an der Strecke gehört habe, erklärte die Sportmedizinerin Jansen im hr-Zielinterview.
Auf Rang sieben kam Leonie Konczalla als zweitbeste Deutsche ins Ziel. Da True, Moench und auch Stage Nielsen das Kona-Ticket bereits in der Tasche hatten, gehen die 4 Kona-Slots an Jerzyk, Jansen, Svensk und Konczalla.