Jeder der schon einmal selbst einen Ironman gemacht hat, weiß meist nur zu gut, dass so ein Tag nie bis ins letzte Detail vorausgeplant sein kann. Trotzdem drängt sich in den letzten Tagen vor dem großen Ironman-Showndown in Frankfurt die altbekannte Frage auf, wer in diesem Jahr als Sieger und Siegerin vor dem alterwürdigen Römer nach 226 Wettkampfkilometern einläuft. Chris McCormack ist Titelverteidiger und damit der Mann, den es zu schlagen gilt. Von einer überschaubaren, aber umso erleseneren Herausfordererrunde. Anders bei den Frauen: Von der Papierform läuft alles auf ein Duell zwischen Sandra Wallenhorst und Yvonne van Vlerken hinaus.
Dabei startet am Sonntagmorgen am Langener Waldsee südlich von Frankfurt ein Rekordfeld von über 2700 gemeldeten Athleten. Um 6:45 Uhr die knapp 30 schon erwähnten Profiathleten und die besten Agegrouper. 15 Minuten später dann das große Hauptfeld. Sehr wahrscheinlich im geliebten Neopren, wie Renndirektor Kai Walter am Mittwoch vor der Presse erklärte. Alle müssen 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen die Zielvorstellungen sehen indes grundverschieden aus. Von nur Finishen oder die eigene Bestzeit knacken, zum bis großen Ziel Hawaii-Ticket oder – was nur für ganz wenige realistischerweise zutrifft das Ding gewinnen.
Macht´s Macca wieder?
Dies gilt sicher für den Vorjahressieger Chris McCormack. Vielleicht so wie in den Jahren zuvor in Roth, wo der Australier von 2004 bis 2007 ununterbrochen triumphierte. Im Vorjahr musste sich Macca allerdings mehr als ihm lieb war gegen den Spanier Eneko Llanos verausgaben, was ihm aber am Ende nebenbei noch eine prestigeträchtige Zeit von knapp unter acht Stunden einbrachte. Llanos, 2008 Zweiter, gehört wieder zu der Spezies McCormack-Jägern, die dem Australier auch beim Laufen gefährlich werden können. Was gleichzeitig sehr wahrscheinlich die Lizenz zum Siegen vor dem Römer sein wird.
Am Mainkai werden alle Timo rufen
Bewiesen, dass sie auf McCormacks Niveau laufen können, haben auch schon Timo Bracht, der im Vorjahr im Marathon entlang des Mains die Tagesbestzeit vorlegte, und die früheren Kurzstreckler Andreas Raelert und Terenzo Bozzone, neuseeländischer Ironman 70.3 Weltmeister. Wobei auf Bracht diesmal noch mehr Augen als sonst gerichtet sein werden. Der Eberbacher tritt vor heimischem Publikum in Abwesenheit von Normann Stadler als Kapitän des neuen Commerzbank Triathlon Teams auf und hat mit Jan Raphael, Markus Fachbach und Mathias Hecht noch drei Teammitglieder im Rennen dabei. Der Vorjahresdritte wird neben seinem starken Team vor allem seine Fans im Rücken haben. Heute habe ich noch von einem Fan eine SMS bekommen, in der stand, Kein Name wird am Mainkai so oft gerufen, wie Timo“, erzählte Bracht auf der Pressekonferenz und erklärte zudem den Stellenwert des IM Germany. Wer Frankfurt gewinnt, kann alles gewinnen.
Nicht in diese Gruppe McCormack-Jäger fällt Faris Al-Sultan. Der Münchner konnte in den letzten beiden Jahren in keinem großen Rennen mehr in den Laufschuhen richtig überzeugen und müsste deshalb wieder auf dem Rad die Attacke suchen, um Siegchancen zu haben. Anders als die Commerzbank-Athleten tritt der Hawaii-Sieger von 2005, dessen Vorbereitungsrennen nach eigenen Aussagen schiefgelaufen sind, trotz seines neuen Abu Dhabi Triathlon Team ganz alleine an, nachdem Andreas Böcherer schon vor Wochen seinen Start absagen musste. Selbstkritisch fügte Al-Sultan an, für eine Weltklasse-Performance wird die Form wohl noch nicht reichen.
Auf Hawaii entschieden 92 Sekunden
Bei den Frauen konzentriert sich alles auf Yvonne van Vlerken und Sandra Wallenhorst. Vor einem Jahr, am 13. Juli 2008, unterboten die beiden innerhalb weniger Minuten in Klagenfurt und in Roth im Fernduell die alte Bestmarke von Paula Newby-Fraser. Im Oktober beim Ironman Hawaii lagen dann nur 92 Sekunden zwischen van Vlerken (2.) und Wallenhorst (3.). Und auch die vielzitierten Vorbereitungsrennen deuten wieder auf eine gute Form beider hin. Die quirlige und immer lustig aufgelegte Niederländerin hofft dabei ihre weiße Weste zu behalten und wird am Sonntag ganz in weiß starten. Ein Duschtest soll aber vorher Gewissheit bringen ob der Anzug auch nicht durchsichtig ist.
Zwei, die wissen wie sich ein Sieg am Römer anfühlt
Mit Nicole Leder und Andrea Brede sind aber zwei Athletinnen am Start die am Römer schon triumphiert haben. Leder hofft daheim vor allem auf das Publikum. Brede, zuletzt oft verletzt, konnte diesmal die Vorbereitung beschwerdefrei absolvieren und könnte so vielleicht sogar an ihre Leistung von Siegjahr 2006 anknüpfen. Nicht ganz nach Plan liefen die letzten Tage dagegen für Meike Krebs. Leicht erkältet sagte hingegen die Vorjahresvierte die Pressekonferenz ab. Eine Entscheidung über den Start soll am Freitag fallen.