Alljährlich ist es fast das gleiche Bild. Knapp zwei Tage vor dem Start des Ironman Hawaii treffen auf der Prerace-Pressekonferenz die besten fünf Männer und Frauen vor den versammelten Medienvertretern aus aller Welt zu den letzten Kampfansagen aufeinander. Neben den üblichen Fragen zur Wettkampfform, Konkurrenz und Wetterbedingungen standen diesmal auch die beim Schwimmen gerne getragenen Speedsuits als Diskussionspunkt auf der Tagesordnung.
Von den zehn Top-Finishern aus 2008 waren im Ballsaal des King Kamehameha Hotels nur sechs Männer und Frauen vertreten. Bei den Männern waren nur Titelverteidiger Craig Alexander und der Vorjahreszweite Eneko Llanos aus Spanien anwesend. Der Schweizer Ronnie Schildknecht und der Neuseeländer Cameron Brown glänzten mit Abwesenheit. Außerdem fehlte der verletzte Rutger Beke. Als Ersatz präsentierte die WTC mit Terenzo Bozzone dafür einen der jungen Wilden. Vollzähliger erschienen die Topfrauen. Nur die Vorjahresvierte Erika Csomor aus Ungarn fehlte. Außerdem gab sich Michellie Jones, die Siegerin von 2006, die Ehre. Als interessanter Rookie stand die Ironman 70.3 Weltmeisterin Mirinda Carfrae den fragenden Journalisten zur Verfügung.
Im Fokus standen einmal mehr die Titelverteidiger Craig Alexander und Chrissie Wellington, die beide erst einmal sehr einsilbig, aber umso selbstbewusster ihren erneuten Sieganspruch geltend machten. „Meine Form ist richtig gut“, gab der Australier zu Protokoll und Wellington eröffnete den staunenden Journalisten, „ schneller zu schwimmen, schneller Rad zu fahren und schneller zu laufen“, als im Vorjahr.
Streckenrekord möglich, aber nicht das Hauptziel
Auf Nachfrage erkärte die zweifache Hawaii-Siegerin ihre Motivation, immer wieder neue Bestleistungen zu erbringen. „Ich liebe diesen Sport. Ich liebe es, meinen Körper an die Grenzen zu bringen. Dieses Jahr war ein interessantes Jahr für mich. Ich habe viel über meinen Körper erfahren. Ich möchte gewinnen, am besten in der schnellst möglichen Zeit, mit dem größtmöglichen Abstand zu den Verfolgerinnen. Das dabei eventuell der 17 Jahre alte Streckenrekord von Paula Newby-Fraser (8:55:28 Std.) fallen könnte, sei im Bereich des Möglichen, erklärte Wellington, „aber nicht das Hauptziel“.
Kleiner Delfin van Vlerken hofft auf bessere Schwimmleistung
Die haushohe Favoritenrolle scheint Athletinnen wie der Vorjahreszweiten Yvonne van Vlerken nicht ungelegen zu kommen. „Sie liebe wie im Vorjahr die Rolle als „Unterdog“ und habe zudem hart an einer Verbesserung der Schwimmleistung gearbeitet. „Ich fühle mich viel sicherer im Wasser und werde diesmal auch nicht soviel die bunten Fische anschauen“, scherzte die Niederländerin, die gerne auf die Schwimmhilfe in Form der heiß diskutieren Speedsuit zurückgreift und damit „wie ein kleiner Delfin schwimmt“. In die gleiche Richtung beantwortete auch Sandra Wallenhorst die Frage von Moderator Greg Welch: Sollten Speedsuits weiter erlaubt oder verboten werden?
Auch die meisten anderen Top-Pros sprachen sich für die Speedsuits aus. „Es ist einfach das schöne am Triathlonsport. Er ist so innovativ und bringt immer wieder neue Ausrüstung hervor, die noch schnellere Zeiten ermöglicht“, bemerkte die seit zwei Jahrzehnten im Profisport aktive Michellie Jones. Wellington würde zwar gerne die Männer in einer „knappen Badehose“ sehen, doch sei es einfach praktisch unter dem Speedsuit schon die komplette weitere Wettkampfbekleidung für das Radfahren und Laufen zu tragen, dessen Trikottaschen sich so nicht negativ auf den Wasserwiderstand auswirken.
Traditionalist Alexander und Coolman Bozzone
Dagegen könnte sich Alexander gut vorstellen, bei einem Schwimmen ohne Neoprenanzug auf die neuartigen Schwimmhilfen zu verzichten. „Gute Schwimmer können ihre Chance nicht mehr so nutzen und das Schwimmen wird so auch ein klein wenig langweiliger“, erklärte der Hawaii-Champ. „Dass ihm dies mehr oder weniger „scheißegal ist“, war das flapsige Schlusswort von Terenzo Bozzone zu diesem Thema, mit dem auch Prerace-Pressekonferenz endet. Aber gut 36 Stunden später wird auch der immercoole Neuseeländer mit einem der dünnen gummierten Schwimmhilfen am Pier von Kailua-Kona stehen.