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IRONMAN Hawaii: „Das Schwimmen ist meine Achillesferse“

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Der 76-jährige Gerhard Krauss wird am 16. Oktober als ältester deutscher Teilnehmer den IRONMAN Hawaii in Angriff nehmen ...

Der im oberbayerischen Feldafing am Starnberger See lebende Gerhard Krauss wird am 16. Oktober als ältester deutscher Teilnehmer den IRONMAN Hawaii in Angriff nehmen. Der ehemalige Bankdirektor ist neben dem Triathlonsport schon lange im Laufen und Skilanglauf aktiv. Gerade auf den schmalen Latten konnte der inzwischen 76-Jährige schon Weltmeistertitel in seiner Altersklasse erringen. tri2b.com hat sich mit dem Triathlon-Senior kurz vor seinem Abflug nach Hawaii unterhalten.

tri2b.com: Herr Krauss, sie sind Jahrgang 1928, für viele ihrer Altersgenossen sind normale Spaziergänge eine Herausforderung, Arztbesuche gehören zum Alltag. Sie hingegen erfreuen sich offenbar bester Gesundheit und starten am 16. Oktober zum zweiten Mal beim IRONMAN Hawaii. Mit welcher Zielvorstellung werden sie hinter die Startlinie am Pier von Kailua-Kona treten?
Gerhard Krauss (G.K.): In erster Linie bin ich natürlich dankbar, dass die Gesundheit so gut mitspielt. Entscheidend ist das Leben in der Gegenwart, sich Ziele zu setzen und sie ernsthaft zu verfolgen. So bleibt man körperlich und geistig frisch. Für Hawaii kann das Ergebnis von 1999, als ich 15:26 Stunden unterwegs war und Dritter in der Altersklasse wurde, nur eine Traumvorgabe sein.

tri2b.com: Das ist fünf Jahre her. Selbst weit jüngere Athleten merken den Sprung in die nächste Altersklasse deutlich. Woher nehmen sie die Zuversicht noch einmal die Leistung ihres ersten Hawaii-Starts abrufen zu können?
G.K.: Ich mache ja erst seit 1997 Triathlon, da war ich dann 1999 noch nicht so gut dreikampfmäßig trainiert. In der Zwischenzeit konnte ich meine Langzeitausdauer steigern. Das wird deutlich am Vergleich der Rennen von Roth 1999 und Roth 2004. Beim Laufen war ich in diesem Jahr eine halbe Stunde schneller und konnte alles durchlaufen. Hinzu kam diesmal noch, dass ich nur zwei Wochen vor Roth als Qualifikationswettkampf für Hawaii beim Buffalo Springs Triathlon über die Mitteldistanz in Texas am Start war. Trotzdem hatte ich mich in Roth sehr gut erholt gefühlt. Allerdings kann ich nicht erwarten, dass sich dieses Laufwunder gerade bei den extremen Hawaii-Bedingungen wiederholt.

tri2b.com: Schon Athleten jenseits der Dreißig erzählen aber oft, sie bräuchten spürbar mehr Regenerationszeit. Wie sieht der Trainingsplan bei ihnen aus?
G.K.: Natürlich merkt man das in meinem Alter. Normalerweise trainiere ich zuhause so um die 15 Stunden in der Woche. Zuletzt habe ich zusammen mit meiner Frau Jutta in der Toscana ein Trainingslager absolviert. Da waren es in zwei Wochen 50 Stunden Training. So eine Belastung kann mein Körper nur unter optimalen Trainingsbedingungen tolerieren. Zwischendrin mache ich auch schon einmal zwei Tage komplett Pause, um den Körper nicht zu sehr zu belasten.

tri2b.com: Wie wird ihre Vorbereitung in den letzten Tagen vor dem Rennen auf Hawaii aussehen?
G.K.: In erster Linie werde ich Schwimmen trainieren. Ich bin vom letzten Mal gewarnt, denn trotz des eigentlich sehr warmen Wassers kühlt der Körper aus. Die Veranstalter würden für die Athleten in den hohen Altersklassen zwar Neoprenanzüge erlauben, allerdings wird man dann nur als Finisher gewertet und kommt nicht in die richtige Altersklassenwertung. Ich werde deshalb vor Ort noch ein paar gute Schwimmeinheiten machen und den Körper dann mit Vaseline einreiben, dann dürfte ich schon durchkommen und um die Podestplätze mitkämpfen. Trotzdem bleibt das Schwimmen für mich die größte Herausforderung, bei der ich auch immer die Limitzeiten vor Augen habe.

tri2b.com: In ihrer langen Sportlerkarriere haben sie unter anderem Langlaufrennen in Grönland und Russland absolviert und zusammen mit ihrer Frau die Welt mit dem Rad umrundet. Welchen Stellenwert hat da der IRONMAN Hawaii?
G.K.: Einen sehr großen. Trotzdem sind die Eindrücke, die man auf einer Weltumradlung macht, natürlich noch stärker. Man lernt die unterschiedlichsten Kulturen und Menschen kennen. Jeder Tag wird da zur Entdeckungsreise. Im Vergleich zu einem Langlaufwettbewerb über 15 Kilometer ist der IRONMAN aber auch eine Reise ins Ungewisse, bei der man immer wieder neue Entscheidungen treffen muss. Das macht ihn so interessant.

tri2b.com: Gerade auf Hawaii werden neben den Pros auch die Agegrouper stark beachtet. Die Finishline-Party am Abend, bei der die Teilnehmer der hohen Altersklassen empfangen werden, ist legendär. Sind sie mit der erhaltenen Aufmerksamkeit zufrieden?
G.K.: In den USA wird allgemein den Altersklassen-Startern mehr Aufmerksamkeit geschenkt. In Deutschland ist das leider nicht immer der Fall. Dabei geht es nicht nur um die ganz hohen Altersklassen. Es gibt Athleten in jüngeren Altersklassen, die fast so schnell sind wie die Profis. Nur – von ihnen wird nicht gesprochen, obwohl sie Sport, Beruf und Familie unter einen Hut bringen müssen. Wir wollen nicht für unser Alter geehrt werden, sondern für unsere Leistung.

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