Ironman Frankfurt: Frodeno, Lange und Kienle kämpfen um den Sieg, alle gegen die Hitze

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 28.06.2019 um 16:21
Die Hitze könnte Jan Frodeno, Sebastian Kienle und Patrick Lange am Sonntag bei der Ironman European Championship 2019 fast etwas die Schau stehlen. War bis vor einigen Tagen in erster Linie das Aufeinandertreffen der drei deutschen Ironman-Asse das Topthema rund um den Ironman Frankfurt, so rückt jetzt das Hitzethema und die damit verbundenen Gefahren zusehends in den Mittelpunkt. Für den Sonntag sind für die Mainmetropole Temperaturen bis in die Nähe der 40 Gradmarke vorhergesagt und werden den insgesamt 3000 gemeldeten Teilnehmern aus 81 Nationen gehörig einheizen.

Der so herbei gefieberte Dreikampf zwischen Jan Frodeno, Sebastian Kienle und Patrick Lange wird durch die Rahmenbedingungen noch ein Stück weit martialischer und unberechenbarer werden. Nimmt man das Vorjahresrennen als Gradmesser, dann geht Titelverteidiger Frodeno leicht favorisiert ins Rennen. Frodo hat u.a. bei seinem Frankfurter Rekordrennen im Jahr 2015, als ähnliche Bedingungen vorherrschten, gezeigt, dass er mit Hitze bestens zurecht kommt.  Im tri2b.com-Interview machte der 37-Jährige klar, dass es "im Rennen immer nur 100% gibt" und er auch gerne mit einer Flucht nach vorne die Konkurrenz unter Druck setzen würde. Spendierfreudig zeigte sich der Vorjahressieger zumindest auf der Pressekonferenz, bei der er seinen Konkurrenten Kienle, Lange und den ebenfalls auf der PK anwesenden Joe Skipper ein Wasser des Titelsponsors Mainova einschenkte.

 

Kienle schiebt Frodeno und Lange die Favoritenrolle zu

 

Ein Stück weit in die Karten spielen die Hitzebedingungen ganz sicher auch Patrick Lange, der, vorausgesetzt mit der Energieversorgung klappt alles, in den letzten eineinhalb Stunden des Marathons seinen gefürchteten Kona-Schritt auspacken dürfte. Dass sich solche Rennverläufe nicht beliebig duplizieren lassen, das musste Lange allerdings im Vorjahr genau in Frankfurt erleben. Nach Fehlern bei der Energieaufnahme brach er am Ende regelrecht ein. “Ich will unbedingt in meiner Heimat das Rennen gewinnen. Ich erinnere mich noch gerne an die vier Tage Tinnitus, die ich von den Anfeuerungsrufen an der Laufstrecke hatte”, erklärt Lange das Ziel für seinen Heim-Ironman.

Fast schon tiefstapeln tut hingegen Ironman Frankfurt-Rekordsieger Sebastian Kienle. Dreimal hat der nächste Woche 35-Jahre alt werdende Kienle schon am Römerberg triumphiert. So oft wie kein anderer Athlet in der 17-jährigen Geschichte des Rennens. "Ich schau zuerst auf mich und erst dann auf die Konkurrenz",  gab der Hawaii-Sieger von 2014 zu Protokoll. Der Grund dafür liegt in der nun wohl endlich überstandenen langwierigen Achillessehnenverletzung. Jahrelang hatte Kienle immer wieder Probleme, die in der Rennaufgabe in Kona im Vorjahr gipfelten. "Manchmal merkt man erst was man hat, wenn man es wieder zurück hat", umschreibt Kienle das tolle Gefühl endlich wieder schmerzfrei seine Lauftrainings zu absolvieren. Allerdings litt der Kilometerumfang und die "Zeiten waren teilweise wirklich richtig schlecht", berichtet Kienle und schiebt daher die Favoritenrolle Frodeno und Lange zu.

 

Wer ist zur Stelle, wenn einer des Triumvirats schwächelt?

 

Neben dem deutschen Triumvirat sind noch annähernd 50 weitere Profis gemeldet, von denen eine Handvoll durchaus Einfluss auf die "Frodo-Sebi-Lange-Battle" nehmen könnten. So dürfte der Neuseeländer Dylan McNeice den Part des Tempomachers beim Schwimmen übernehmen. Dazu kommen Namen wie Joe Skipper, der sich scherzhaft nur als "britischer Tourist" sieht, Antony Costes aus Frankreich und der Spanier Ivan Raña. Außerdem sind noch über 15 weitere Deutsche für das Profifeld gemeldet. Die aussichtsreichsten auf die Topränge dürften dabei Christian Kramer, Franz Löschke, Marc Dülsen und Patrick Dirksmeier sein.

 

Bleymehl will den EM-Titel wieder nach Deutschland holen

 

Deutlich weniger Deutsch wird in Feld der Frauen gesprochen. Nach dem  verletzungsbedingten Ausfall von Anne Haug stehen nur noch Daniela Bleymehl und Anja Ippach in der Profistarterliste. Erstere hat dabei die Position der Topfavoritin inne. "Ein Sieg in Frankfurt wäre der absolute Traum", gab Bleymehl ihren innigsten Wunsch für den Sonntag schon mal zum Besten. Zudem hat seit dem Jahr 2010 (Sandra Wallenhorst) keine Deutsche mehr in Frankfurt gewonnen.

Bleymehl weiß aber auch, dass die von den Namen nicht ganz so elitäre Konkurrenz trotzdem brandgefährlich ist. Allen voran die US-Amerikanerin Sarah True dürfte Bleymehl ordentlich einheizen. Der ehemalige Kurzstrecklerin gelang im Vorjahr mit Rang zwei und Laufstreckenrekord ein perfektes Ironman-Debüt am Frankfurter Römerberg. Die größte Anspannung hatte True übrigens schon vor dem Startschuss überstehen müssen. Ihr Wettkampfrad ging auf der Anreise aus den USA verloren, ist mittlerweile aber voll funktionsfähig wieder aufgetaucht. Gute Chancen auf die Topränge haben u.a. die beiden Britinnen Kimberly Morrison und Sarah Lewis, Jen Annett aus Kanada, sowie Imogen Simmonds aus der Schweiz . Hinter dem Start von Anja Ippach, die letzte Woche bei der Premiere des Ironman Irland bei äußerst widrigen Bedingungen wegen starker Rückschmerzen aufgeben musste, dürfte hingegen ein großes Fragenzeichen stehen. Auf ihren Socialmedia-Kanälen hat sich die Fränkin bisher nicht dazu geäußert.

 

Hitze-Vorkehrungen: Mehr Schatten, mehr Elektrolyt, mehr Eis ...

 

Für alle 3.000 Starter, Profis wie Altersklassen-Athleten, dürften die zu erwartenden Rekordtemperaturen die größte Herausforderung werden.  Temperaturen bis an die 40-Gradmarke sagt z.B. wetteronline.de derzeit voraus. Zumindest soll dazu nachmittags ein auffrischender "Mumuku-Wind" aus südwestlicher Richtung die Hitze etwas erträglicher machen. Das Strandbad am Langener Waldsee vermeldete am Freitagmorgen, 28.06., eine Wassertemperatur von 25,2 °C.  Damit liegt die Wassertemperatur schon jetzt deutlich über dem für ein Neoverbot relevanten Wert von 24,5 °C.

Die Organisatoren unternehmen ihrerseits alles, um die Hitze für die Athleten etwas erträglicher zu machen.  Die Laufstrecke wurde pro Runde auf 700 m in den Schatten verlegt, die zu Verfügung stehenden Elektrolytgetränke um ein Drittel erhöht, der Eisvorrat von 8 auf 12 Tonnen erhöht und der Sanitätsdienst entlang des Laufkurses aufgestockt. Außer weist Ironman in einer Hitze-Info auf der Website eindringlich auf die unbedingt einzuhaltenden Verhaltungsweisen hin. Vor vier Jahren war ein Teilnehmer in Frankfurt an den Folgen eines Hirnödems, hervorgerufen durch eine Wasservergiftung, verstorben.

>>Zur Hitze-Info der Ironman-Veranstalter ...

>> 10 Tipps für ein erfolgreiches Hitzerennen ...

 

hr-fernsehen live ab 6:15 Uhr auf Sendung

 

Alle Fans können das Rennen auch bestens vor dem Ventilator und dem heimischen TV-Gerät verfolgen. Das hr-fernsehen überträgt live ab 6:15 Uhr. Dirk Froberg und Ralf Scholt werden durchs Programm führen haben dabei Nicole Leder und Thomas Hellriegel als Experten zur Seite. Ab 12 Uhr berichtet auch die Sportschau im Ersten aus Frankfurt. Abends ab 21:45 ist dann das hr-fernsehen wieder mit der traditionellen Finisherparty live vom Römerberg auf Sendung.

 

Die Startzeiten am Sonntag; 30.06.2019:

  • 6:25 Uhr: Profi-Männer
  • 6:30 Uhr: Profi-Frauen
  • ab 6:40 Uhr: Rolling-Start der Altersklassen