Ironman Hamburg: Däne Hogenhaug gewinnt, Gajer nach Kona, Raelert Brothers mit DNF

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 28.07.2019 um 15:31
Der Däne Kristian Hogenhaug und Susie Cheetham aus Großbritannien haben die dritte Auflage des Ironman Hamburg gewonnen. Hogenhaug feierte in 8:11:26 Stunden nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen seinen ersten Ironman-Erfolg der Karriere. Die Ränge zwei und drei gingen auf dem Hamburger Rathausmarkt an den Schweizer Ruedi Wild (8:16:34) und den Darmstädter Paul Schuster (8:24:25), der sich damit den DM-Titel sicherte. Andreas Raelert musste das Rennen im Marathon aufgeben, nachdem er bei der Halbmarathonmarke noch auf Rang zwei lag. Bei den Frauen setzte sich die Britin Susie Cheetham (8:58:02) vor Sarah Piampiano (9:00:42) aus den USA durch. Julia Gajer (9:09:39) folgte bei ihrem Langdistanz-Comeback auf Rang drei als neue deutsche Meisterin und durfte sich zudem über die Kona-Quali freuen.

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Bei 23,3 Grad Wassertemperatur war bei den Profis Neoverbot angesagt, während die Altersklassenathleten im Neo die 3,8 Kilometer in der Alster in Angriff nehmen durften.

Michael Raelert führte eine fünfköpfige Spitzengruppe nach exakt 50 Minuten in die Wechselzone auf den Ballindamm. Direkt an Michael Raelerts Fersen hingen Horst Reichel und Paul Schuster, Andreas Raelert und der Schweizer Ruedi Wild folgten mit wenigen Sekunden Abstand. Als erste Verfolger gingen der Russe Ivan Tutukin und David Breuer mit gut zwei Minuten Rückstand auf die 180 Radkilometer.

 

Andy Raelert diktiert das Tempo, Michael Raelert mit Bike-DNF

 

Das Spitzenquintett sollte in dieser Zusammensetzung die komplett erste Radrunde abspulen, wobei über weite Strecken Andreas Raelert als Vorfahrer das Tempo vorgab. Michael Raelert reihte sich hingegen am Ende der Führungsgruppe ein. Als die zweite Radrunde eingeläutet wurde, hatte sich der Däne Kristian Hogenhaug bis auf wenige Sekunden an die Spitzengruppe herangearbeitet. Während Hogenhaug, im Vorjahr Zweiter beim Ironman Kopenhagen und in diesem Jahr schon Vierter bei der ITU Langdistanz WM, mit rundem Tritt nun an die Spitze nach vorne fuhr, verabschiedete sich Michael Raelert kurze Zeit später wegen Magenproblemen nach hinten und gab das Rennen noch vor der zweiten Wechselzone auf.

Nach 155 gefahrenen Kilometern an der Wende auf dem Elbdamm hatte sich Hogenhaug allein abgesetzt und bereits eineinhalb Minuten Vorsprung auf Andy Raelert und dem über weite Strecken sehr passiv agierenden Ruedi Wild heraus gefahren. Paul Schuster (+3:01 min) und Horst Reichel (+3:48)  folgten dort an Position vier und fünf.  Hogenhaug hielt auch auf dem Rückweg in die Hamburger City das Tempo hoch und wechselte mit dreieinhalb Minuten Vorsprung auf Wild in den Marathon. Andy Raelert ging nach einem langsamen Wechsel knapp dahinter an Position drei auf die alles entscheidenden 42,2 Laufkilometer.

 

Dramatisches DNF für Andy Raelert

 

Hogenhaug, Jahrgang 1991, lief die erste der vier Laufrunden eher defensiv an und so rückten Wild und auch Raelert deutlich näher an den Dänen heran. Andy Raelert verkürzte seinerseits auch die Lücke zu Wild. Ende der zweiten Laufrunde war der 42-jährige Rostocker am 37-jährigen aus Samstagern vorbei. Nur noch Hogenhaug lag zur Marathonhalbzeit knapp 90 Sekunden vor Andy Raelert, der dem großen Ziel Kona-Quali nun greifbar nahe kam.

Doch kurz vor der 25 Kilometer-Marke wurde der Schritt des dreimaligen Hawaii-Zweiten sichtbar kürzer und unrunder. Mit schmerzverzehrtem Gesicht fasste sich Raelert an den Bauch oberhalb der rechten Hüfte und auch die aufmunternden Worte des eine Laufrunde zurückliegenden ehemaligen Teamkollegen Michael Göhner konnten nun nicht mehr helfen. Wenig später hinkte ein sichtlich benommener Andy Raelert am Straßenrand noch der nächsten Aid-Station entgegen, dann war das Rennen und der Traum der Ironman Hawaii-Teilnahme vorbei. In einer Pressemeldung der Raelert Brothers wurden Kreislaufprobleme als Grund für die Rennaufgabe angegeben.

 

Hogenhaug gewinnt und holt den Kona-Slot

 

An der Spitze war nun Kristian Hogenhaug nicht mehr zu halten. Kilometer um Kilometer baute er jetzt seinen Vorsprung auf Wild aus und lief in 8:11:26 Stunden auf dem Hamburger Rathausmarkt zum ersten Ironman-Sieg der Karriere und zum Kona-Slot. Wild (8:16:34) folgte als Zweiter und revanchierte sich damit für sein Züricher Ironman-DNF aus der Vorwoche. Acht Minuten später durfte sich Paul Schuster vom TuS Griesheim für Rang drei und den DM-Titel über die Langdistanz feiern lassen. Hinter dem Franzosen Arnoud Guilloux (8:29:14) kamen Philipp Mock (8:35:11) und David Breuer (8:36:08) als nächstplatzierte Deutsche ins Ziel.

 

Caroline Steffen gehören die ersten Rennstunden

 

Caroline Steffen holte sich nach 56:57 Minuten die Schwimmbestzeit im Profifeld der Frauen ab, nur eine Sekunde vor der Langdistanz-Rückkehrerin Julia Gajer. Dahinter wechselten die Britin Susie Cheetham und Gabriella Zelinka mit vier Minuten Rückstand auf ihre Zeitfahrräder. 

In ihrer Paradedisziplin ließ sich Caroline Steffen dann erst einmal nicht von der Spitze verdrängen. Die Schweizerin, die 2018 nach ihrer Babypause ins Renngeschehen zurückgekehrt war, konnte sich sogar auf der ersten der zwei Radrunden etwas von Julia Gajer absetzen. Bis zu einer Minute betrug die Lücke zwischen den beiden, bevor zum Ende der ersten Radrunde Susie Cheetham von hinten aufschließen konnte. Als es zum zweiten Mal über die Köhlbrandbrücke ging, schob sich die tempofeste Britin nacheinander an Gajer und Steffen vorbei und übernahm die Spitze. Im letzten Drittel des Radkurses fuhr Cheetham nun sogar ein kleines Zeitpolster auf ihre Verfolgerinnen heraus.

 

Cheetham hält Piampiano auf Distanz, Gajer holt sich den Kona-Slot

 

Drei Minuten vor Gajer, knapp sechs vor Steffen und über zehn vor der lange unter dem Radar fahrenden US-Amerikanerin Sarah Piampiano ging Cheetham in den Marathon. Die Leaderin konnte ihren Vorsprung auf Gajer nun leicht ausbauen, während sich Caroline Steffen bald aus dem Kreis der Podiumsanwärterinnen verabschieden musste. Das Podium hatte nach der Halbmarathonmarke Piampiano im Visier. Erst kassierte die 39-jährige US-Amerikanerin Gajer ein und machte anschließend auch noch Jagd auf Cheetham.  Auf der letzten Laufrunde wurde dann aber auch Piampianos Schritt kürzer und Cheethams rettete 2:40 Vorsprung ins Ziel. Julia Gajer durfte sich neun Minuten später bei ihrem ersten Ironman nach der Babypause nicht nur über Rang drei und den DM-Titel freuen, sondern auch über die Kona-Quali, da die beiden Erstplatzierten ihren Startplatz für die Ironman-WM schon in der Tasche hatten.