"Ist Deine Kondition schwach, zeigt Dir Lanzarote unbarmherzig Deine Grenzen auf", meinte Titelverteidigerin Laura Bieger respektvoll vor dem Rennen. Lanzarote, Insel der Extreme, ist für viele Triathleten eine Herausforderung und gilt als ideale Vorbereitung für den IRONMAN Hawaii. Mit vielen giftigen Anstiegen und rasanten gefährlichen Abfahrten ist es besonders die Radstrecke, die Lanzarote so begehrt, aber auch gefürchtet macht. Über 2.500 Höhenmeter sind zu überwinden. Meist müssen sich die Athleten dabei einem heftigen Wind entgegenstemmen. Als wäre dies nicht genug, brennt meist die Sonne noch unerbittlich vom wolkenlosen Himmel.

10-jähriges Jubiläum für den IRONMAN Lanzarote

1992 waren es nur 131 Athleten, die den ersten Lanzarote-Wettbewerb bestritten. Zum diesjährigen Jubiläum am 25. Mai sah das anders aus: Rund 800 Triathleten waren am Start. Bei den Frauen wurde ein Zweikampf zwischen der 31-jährigen Titelverteidigerin Laura Bieger und der Vorjahreszweiten und zweimaligen Gewinnerin Lena Wahlqvist aus Schweden erwartet. Favorisiert waren noch die Kanadierin Gillian Bakker, Siegerin des IRONMAN Canada, und die Dänin Lisbeth Kristensen, die letztes Jahr auf Lanzarote den dritten Platz belegte. Aber dieser IRONMAN sollte, zumindest bei den Frauen, ein anderes Drehbuch bereit halten.

Bei den Herren hatte Vorjahressieger Chris Mauch abgesagt. Angetreten war dennoch ein starkes Feld: Vorneweg der dänische Triathlon-Champion Peter Sandvang; Dirk van Gossum, der Sieger von Lanzarote 2000; der in Neuseeland drittplatzierte Stefan Holzner und der Vorjahreszweite Litovtschenko aus Estland.

Spanische Schwimmer in der ersten Reihe

Um sieben Uhr Ortszeit fiel dann der Startschuss am Strand von Puerto del Carmen. Die Triathleten sprinteten zum Atlantik, um dann ins 22 Grad kalte Wasser einzutauchen. Das Rennen um 50.000 Dollar Preisgeld und 60 Qualifikationsplätze für den Hawaii-Triathlon war eröffnet. Vor den Startern lagen 3,8 Kilometer Schwimmen, 180 Kilometer Radfahren und ein abschließender Marathonlauf. Unter dem Jubel der Lanzarotenos war es der Spanier Simon Santana Rodrigruez, der nach 45:03 Minuten als erster aus den Wellen stieg. In einem Abstand von 30 Sekunden folgten ihm seine Landsleute Francisco Pontana Roldan und Hektor Burgera sowie der Däne Peter Sandvang. Der Deutsche Stefan Holzner kam mit 04:07 Minuten Rückstand aus dem Wasser.

Der Berganstieg zum Mirador del Haria – "Alpe d’Huez" von Lanzarote

Auf der Radstrecke erwartete die Triathleten zunächst keine brennende Hitze. Der Himmel hielt sich bedeckt. Aber Lanzarote war ja auch für seinen Wind berüchtigt und der kam auf dem Weg zum höchsten Punkt, dem Mirador de Haria, heftigst auf. Bei einem Anstieg von über 600 steilen Metern waren eiserne Reserven gefragt. Lange Zeit gab es eine dänische Doppelführung: Bei den Herren lag Sandvang vorn, gefolgt vom Deutschen Holzner und van Gossum aus Belgien. Bei den Frauen führte lange die Dänin Kristensen vor Wahlqvist und Blanco. Mit einer starken Aufholjagd übernahm dann aber die Kanadierin Bakker die Führung. Nach dem kräftezehrenden Berganstieg am Mirador baute sie mit einer rasanten Abfahrt ihre Führung aus.

Sandvang kam schließlich mit einem zwölfminütigen Vorsprung auf Holzner in der Wechselzone an. Peter Sandvang sah noch fit aus. Lächelnd winkte er den Fans zu und begab sich auf die Laufstrecke. Van Gossum traf mit einem Rückstand von 19:30 Minuten auf Sandvang ein. Bei den Frauen konnte Gillian Bakker ihre Führung behaupten, allerdings schmolz ihr Vorsprung auf 22 Sekunden zusammen. Direkt hinter ihr ging die Dänin Kristensen auf den Rundkurs.

Der Marathon – "Sahnestück" unter brennender Sonne

War die erste Hälfte der 42 km bei bedecktem Himmel noch relativ angenehm zu laufen, wurde es für die Läufer jetzt zur Tortur: Die Sonne kam hervor und es wurde brennend heiß. Lanzarote-Kenner Sandvang machte auch die Sonne nichts aus. Ungefährdet überquerte er schließlich in schnellen 08:48:44 Stunden die Ziellinie. Stefan Holzner als Zweiter wurde ebenso von den Zuschauern gefeiert. Mit überzeugenden 08:56:23 Stunden zeigte Holzner eine starke Leistung. Als Dritter kam Dirk van Gossum mit 09:00:03 Stunden ins Ziel. Bei den Frauen überraschte Maribel Blanco Velasco die Zuschauer und das Teilnehmerfeld. Mit einer starken Laufleistung zog die 32-jährige Spanierin an der Konkurrenz vorbei. Die Uhr hielt an bei 10:11:15 Stunden. Während die zweimalige Siegerin Wahlqvist verletzt ausschied, lief Bakker vor Kristensen auf Rang zwei. Laura Bieger kam abgeschlagen mit 11:16:13 Stunden ins Ziel. Die spanische Duathlon-Meisterin war bisher eher auf der Kurzstrecke bekannt. Lediglich beim IRONMAN-Südafrika konnte sie mit einem siebten Platz punkten. "Ich kenne die Strecke gut, über die letzten fünf Jahre habe ich hart trainiert auf Lanzarote", meinte die glückliche Siegerin.