Ironman Lanzarote: Böcherer und Stein sorgen für deutschen Doppelsieg

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 03.07.2021 um 16:45
Andreas Böcherer hat den Club La Santa Ironman Lanzarote 2021 gewonnen. Der 38-jährige Freiburger triumphierte nach 3,8 km Schwimmen, 180 km Radfahren und 42,2 km Laufen in 8:34:11 Stunden vor Boris Stein (8:42:03) und dem Südafrikaner Matt Trautman (8:43:00), nachdem er nach den ersten 10 Kilometern des Marathons die Führung vom Dänen Kristian Hogenhaug übernahm, der zuvor das Radfahren bestimmt hatte. Bei den Frauen ging der Sieg an Michelle Vesterby aus Dänemark, die damit ihren Erfolg aus dem Jahr 2012 wiederholen konnte.

Beim Schwimmen in der Bucht von Puerto del Carmen nahm zunächst Nick Kastelein das Zepter in die Hand. Der australische Trainingspartner von Jan Frodeno stieg nach 50:15 min als Leader aus dem Atlantik, direkt verfolgt vom Franzosen Antony Costes, Pieter Hemmeryck aus Belgien und Nils Frommhold. Andi Böcherer folgte mit nur einer guten Minute Rückstand auf Rang 12. Boris Stein musste in seiner schwächsten Disziplin gut sieben Minuten Rückstand auf die Spitze hinnehmen und schob als 20. sein Rad aus der Wechselzone.

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Hogenhaug flüchtet in die Berge

 

Bereits bevor es in die Feuerberge des Timanfaya Nationalparks ging, hatte sich der Däne Kristian Hogenhaug die Führung geschnappt, wobei ihm dort Hemmeryck, Kastelein und Böcherer innerhalb nur einer Minute folgten. Der Däne, der 2019 den Ironman Hamburg gewann, begann nun eine Soloflucht und schüttelte auf dem Weg in Richtung Lanzarotes bergigen Inselnordens die Konkurrenz deutlich ab. Zwischenzeitlich betrug sein Vorsprung fast sechs Minuten auf den nun zweitpaltzierten Böcherer. Der Rest der Konkurrenz, angeführt von Kastelein, lag am Mirador del Rio fast zehn Minuten zurück. Während Kastelein wenig später aus dem Rennen war, hatte sich im Verfolgerfeld Boris Stein bereits in die Top Ten geschoben.

 

Böcherer und Stein mit starkem Radfinale

 

Auf dem Rückweg in Richtung Puerto del Carmen drehten Böcherer und auch Stein nun richtig auf. Hogenhaugs Vorsprung schmolz nun in der immer heißer werdenden Mittagssonne dahin. Als der 30-Jährige als Leader in der zweiten Wechselzone ankam, betrug sein Vorsprung auf Böcherer nur noch zweieinhalb Minuten und Boris Stein (+5:35) folgte bereits als Dritter in den Marathon. Die nächsten Verfolger führte dort Matt Tautman an, der wie Nils Frommhold erst mit über elf Minuten Rückstand auf Hogenhaug die Laufschuhe schnürte.

Auf der ersten langen Laufschleife, die entlang der Landebahn des Flughafens von Arrecife, bis zum Wendepunkt nach Playa Honda führte, machte Böcherer den Rückstand auf Hogenhaug wett und ging kurz vor der 10 km-Marke in Führung. Auf dem Rückweg konnte der Freiburger dann bereits seinen Vorsprung auf dreieinhalb Minuten zu Hogenhaug ausbauen. Der Däne lag zur Halbzeit des Marathons aber noch sicher auf Rang zwei, was sich anschließend bald ändern sollte. Als die letzten zehn Laufkilometer eingeläutet wurden, hatte Stein denn Dänen im Blick. Wenig später tauschten die beiden die Positionen. Stein lag an Position zwei und Hogenhaug musste anschließend auch noch Trautman vorbeiziehen lassen.

 

Böcherer und Stein können für Kona planen

 

An der Spitze lief Böcherer (Siegerzeit: 8:34:11) bei annähernd 30 Grad seinen zweiten Ironman-Titel nach 2018 (Ironman Italy) entgegen, der mit seinem Marathon in 2:46:34 Stunden nur gut zwei Minuten über dem Kursrekord des Belgiers Gerrit Schellens aus dem Jahr 2005 blieb. "„Ich hatte mir vorgenommen, die ersten fünf Kilometer einfach nur meinen Rhythmus zu finden und zu laufen, als sei mir das Rennen total egal. Das habe ich zum Glück auch geschafft und konnte dann nach knapp zehn Kilometern die Führung übernehmen. Ich hatte richtig Lust auf Laufen und konnte ohne große Probleme bis zur letzten Schleife rennen. Allerdings hat sich dann so langsam die geringe Dichte an Verpflegungsstationen bemerkbar gemacht und ich musste dann jeweils gehend drei oder mehr Cola-Becher in mich hineinschütten, damit der Motor nicht auf den letzten Kilometern noch ausgeht," so Böcherer im Ziel über den rennentscheidenden Marathon.

Boris Stein musste am Ende noch hart für Rang zwei kämpfen, da der drittplazierte Trautman seinen Rückstand noch auf unter eine Minute drücken konnte. Böcherer und Stein haben damit auch die Qualifikation für den diesjährigen Ironman Hawaii in der Tasche. Kristian Hogenhaug folgte als Vierter und wurde für seine mutige Flucht leider nicht in Form eines Podiumsplatzes belohnt. Hinter dem Niederländer Evert Scheltinga und dem Slowenen Jaroslav Kovacic folgte Nils Frommhold nach einem soliden Rennen auf Rang sieben.

 

Vesterby schon beim Schwimmen vorne – Genet geht anschließend in die Flucht

 

Michelle Vesterby kam bereist beim Schwimmen an der Spitze des Profifeldes aus dem Wasser, wobei ihr Manon Genet direkt an den Fersen hing. Die Französin ging anschließend auf dem Rad schnell in Führung und lag nach der Hälfte der Raddistanz über fünf Minuten vor Vesterby. Einzig Genets Landsfrau Justin Mathieux konnte zu diesem Zeitpunkt ihren Rückstand ebenfalls unter zehn Minuten begrenzen. Die beiden Britinnen Laura Siddall und Simone Mitchell lagen noch weiter zurück und die Frankfurterin Jenny Schulz war bereits zuvor aus dem Rennen ausgeschieden. Genet baute ihren Vorsprung auf der zweiten Hälfte dann sogar bis auf knapp acht Minuten vor der Dänin aus. Siddall und Mathieux wechselten auf den Rängen drei und vier in den Marathon, wobei ihr Rückstand bereits eine Viertelstunde betrug.

Die 32-jährige Genet legte in den Laufschuhen gleich noch nach und führte am ersten Wendepunkt in Playa Honda sogar mit über neun Minuten vor Vesterby. Auf dem Rückweg in Richtung Puerto del Carmen wendete sich dann der Rennverlauf komplett. Genet büßte nun ihren komfortablen Vorsprung innerhalb weniger Kilometer ein. Vesterby zog nach 20 gelaufenen Kilometern vorbei und wenig später stieg die entkräftete Französin sogar aus. Vesterby lag plötzlich allein in Führung, verfolgt vom Duo Siddall/Mathieux. Als es nach gut 30 Kilometern in die letzte Laufrunde ging, hatte Siddall ihre französische Mitstreiterin abgeschüttelt und den Rückstand auf Vesterby auf unter 90 Sekunden gedrückt.

Die 37-jährige Dänin musste nun alles aufbieten, um den zweiten Lanzarote-Sieg nach 2012 perfekt zu machen. Siddall kam noch einige Sekunden näher heran, mehr war aber nicht mehr drin. Michelle Vesterby siegte in 9:55:04 Stunden mit 47 Sekunden Vorsprung vor Laura Siddall (9:55:51) und Justine Mathieux (9:57:16).

Christian Störzer aus Roth bester Agegrouper

 

Bei den Agegroupern gab es ebenfalls einen deutschen Overall-Sieg. Christian Störzer (AG 40-44) von der TSG 08 Roth legte in 8:57:27 Stunden die beste Zeit aller Altersklassen-Athleten hin. Zweitbester deutscher Agegrouper war Timo Schaffeld (7./9:33:20), der damit die AG25-29 gewann. Die Ehre der besten deutschen AK-Athletin ging an Nadine Schmidt, die in 11:31:32 Stunden Zweite in der AG35-39 wurde.

Insgesamt gingen 846 Athleten an den Start, die sich der Herausforderung des Ironman Lanzarote trotz der coronabedingt schwierigen Rahmenbedingungen stellten.