Der historische Erfolg wird Schildknecht aber auch aufgrund der extremen Hitzebedingungen lange in Erinnerung bleiben. 25 Grad warm präsentierte sich der Zürichsee, dazu Temperaturen weit über der 30-Gradmarke. Deshalb wurden die 2.500 Teilnehmer auch ohne Neo auf die 3,8 km Schwimmen geschickt. Zum Vergleich: Vor knapp zwei Monaten wurde beim Halb-Ironman in Rapperswil zuerst aufgrund der kalten Temperaturen das Schwimmen gecancelt und dann sogar wegen eines Erdrutsches der ersatzweise angesetzte Duathlon abgebrochen.
Schildknecht zwischenzeitlich mit Problemen
Schildknecht ließ sich auch von den Hitzebedingungen nicht aus der Ruhe bringen. Wie gewohnt musste der 33-jährige Topfavorit nach dem Schwimmen einem Rückstand hinterher fahren. An der Spitze sorgte bis über die 100-Kilometermarke Landsmann Jan van Berkel für das Tempo, bevor bei km 110 der Rekordsieger in fast schon gewohnter Manier die Führung übernahm. Auf den letzten 30 Radkilometern sollte dann auch Schildknecht Probleme bekommen. Krämpfe in den Beinen sorgten dafür, dass van Berkel nochmals heran kam und als Führender mit gut zwei Minuten Vorsprung in den Marathon wechselt.
Van Berkel, im Vorjahr an gleicher Stelle Zweiter, mobilisierte viel, um seinen Vorsprung in der brütenden Mittagshitze zu verteidigen. Wahrscheinlich sogar zu viel, denn bei Kilometer 14 musste er zunächst Schildknecht an sich vorbei ziehen lassen, bevor wenig später das vorzeitige Aus für den ehemaligen Kurzdistanzler kam. Von da an war der Weg frei für Schildknecht, denn der starke Läufer Ivan Rana (Endzeit 8:40.55) aus Spanien hatte sich auf dem Rad einen zu großen Rückstand eingehandelt, um den Schweizer noch ernsthaft zu gefährden. Richtig spannend wurde es hingegen um Rang drei. Per Bittner schob sich immer weiter an den lange auf Rang drei rangierenden Ukrainer Maxim Kriat heran. Derart beflügelt lief der 28-Jährige an Kriat vorbei und in 8:46:23 Stunden zum ersten Ironman-Podiumsplatz der Karriere. Kriat und der Este Marko Albert folgten auf den Rängen vier und fünf knapp dahinter.
Beranek bleibt cool im Züricher-Hitzekessel
Drei Wochen ist es her, als Anja Beranek beim Ironman in Frankfurt das Rennen schon zum Beginn des Marathons entkräftet aufgeben musste. In Zürich sollte sich die amtierende Ironman 70.3-Europameister Beranek komplett anders präsentieren. Im Zürichsee ließ sie die schweizerische Ironman-Debütantin Céline Schärer noch an der Spitze gewähren, bevor sie auf der Radstrecke bei Kilometer 50 in Führung ging. Im weiteren Verlauf war es überraschenderweise Schärer, die Rang zwei verteidigte, klar vor der britischen Triathlon-Rückkehrerin Emma Pooley und Titelverteidigerin Erika Csomor aus Ungarn. Zwei Schwächephasen, eine auf dem Rad und eine im Laufen, in denen Schärer ihren Rückstand jeweils etwas verkürzen konnte, sollte Beranek mit Bravour meistern, bevor dem ersten Ironman-Sieg nichts mehr im Wege stand. Nach 9:21:31 Stunden war der Triumph perfekt, nachdem die Fränkin in der Vergangenheit schon zweimal zweite Plätze beim Ironman-Rennen (Frankfurt, Wales) erringen konnte. Sieben Minuten später lief Schärer (9:28:28 Std.) auf Rang zwei ein. Csomor holte in ihrer Paradedisziplin deutlich auf und rannte vier Wochen nach ihrem Erfolg in Klagenfurt in 9:33:17 Stunden ein weiteres Mal aufs Podium. Top Ten-Ergebnisse gab es auch für die Deutschen Katrin Esefeld (8.) und Linda Schücker (10.) zu feiern.