Kai Walter: Der Ironman ist weiterhin die Krone

H. Eggebrecht für tri2b.com | 29.01.2010 um 17:19
Sportlich war das Triathlonjahr 2009 schon fast Geschichte. Dann vermeldeten Frankfurter Zeitungen den Wechsel an der Spitze der europäischen Tochtergesellschaft der Ironman World Triathlon Corporation. Kai Walter, bisher Renndirektor und Geschäftsführer der Xdream Sports & Events GmbH übernahm zusätzlich das Amt von Kurt Denk, der anlässlich seines 60. Geburtstags kürzer treten wollte. tri2b.com hat mit Kai Walter über die neue Arbeitssituation, die anstehende Premiere des IRONMAN Regensburg und die Entwicklungen bei der WTC, Stichwort Pro Membership und die Ausrichtung in Europa, gesprochen.

tri2b.com: Seit Anfang Dezember leiten Sie als alleiniger Geschäftsführer die Geschicke der Xdream Sports & Events GmbH. Gleich zum Jahresbeginn gab es die Erfolgsmeldung, die Premiere des Ironman Regensburg am 1. August 2010 sei ausgebucht. Haben Sie das für die erste Austragung zu so einem frühen Zeitpunkt erwartet? 
Kai Walter (K. W.) Wir haben mit 1.500 Teilnehmern gerechnet, jetzt sind es über 2.000. Man muss bedenken, als wir Ende August die Anmeldung aufgeschaltet haben, waren eigentlich alle großen europäischen IRONMAN voll. Auch Zürich hatte schon 90 Prozent der Plätze vergeben. Dennoch so viele Athleten zu einem Start bei uns in Regensburg zu bewegen, das ist schon eine tolle Sache und spornt uns weiter an. 

tri2b.com: Es wurde von Ihnen ja auch angeboten, Startplätze in Frankfurt mit einem in Regensburg zu tauschen. Wie war darauf die Resonanz? 
K.W.: Einige Athleten haben das dankend angenommen. Meist waren es Teilnehmer, die sagten, sie kennen Regensburg, haben dort zum Beispiel studiert. Deshalb reizt sie jetzt ein Start dort. 

tri2b.com: Parallel zur Bekanntgabe des Austragungsorts in Regensburg hat der Triathlon Landesverband in Bayern (BTV) in einer öffentlichen Meldung gefordert, dass Sie als der dortige Veranstalter ebenso wie alle anderen Abgaben an den Verband abführen müssen. Und für alle, ganz egal ob Klein- oder Großveranstalter, im Sinne der Unterstützung des Breiten – und Jugendsports die gleichen Regeln zu gelten hätten. Wie ist der derzeitige Stand? 
K.W.: Wir sehen IRONMAN grundsätzlich auf nationaler Ebene und sind dazu mit der DTU im Gespräch. Wir sehen uns als erfolgreicher Großveranstalter in der Verantwortung für den Triathlonsport und sind bereit unseren Beitrag zu leisten.

tri2b.com: Das Starterfeld ist voll, die Vorzeichen für eine gelungene Premiere scheinen zu passen. Zudem mit dem Münchner Hawaii-Sieger von 2005, Faris Al-Sultan auch ein Topstar in die Domstadt kommt. Außerdem hat sich Sonja Tajsich, zweitbeste Deutsche auf Hawaii 2009, für einen Start an ihrem Wohnort entschieden. Damit das Rennen auch sportlich seine Wertigkeit bekommt sind aber noch ein paar mehr große Namen nötig? 
K.W.: Mit der Einführung der Pro Membership können sich die dort registrierten Pro-Athleten jederzeit für ein Ironman-Rennen weltweit melden. Deshalb werden in Regensburg noch ein paar interessante Namen dazu kommen. Ein Spaziergang wird es für Faris Al-Sultan sicher nicht werden. 

tri2b.com: Die Frage nach dem Starterfeld darf natürlich auch für Frankfurt gestellt werden. Beim zweitwichtigsten Ironman Rennen nach Hawaii stellt sich fast selbstredend die Frage, ob man die aktuellen Ironman-Sieger im Juli am Main sehen wird? 
K. W.: Über die endgültige Zusammensetzung des Profistarterfeldes bei der IRONMAN European Championship werden wir demnächst informieren. Vorab können wir uns schon jetzt darauf freuen, dass Andreas Raelert wieder am Start ist. Außerdem kommt es zu einer Neuauflage des Duells Sandra Wallenhorst gegen Yvonne van Vlerken. 

tri2b.com: Gerade wurde die neue Pro Membership angesprochen. Wie ist die Rückmeldung von Athletenseite? Uns liegen Stimmen aus Athletenkreisen vor, die von Geldmacherei seitens der WTC sprachen. Sie sind zwar jetzt vom Startgeld befreit, anderseits gibt es Ironman Rennen, wie zum Beispiel Neuseeland, da wird nur bis Rang fünf Preisgeld bezahlt. 
K. W.: Die Rückmeldung ist sehr gut, die Datenbank ist schon voll mit vielen bekannten Namen. Solche Aussagen kann ich deshalb nicht nachvollziehen. Bevor so etwas in die Runde geworfen wird, sollte man sich man sich erst einmal genau informieren. Die Pro Membership kostet 750 US-$. Dafür sind die Athleten bei allen weltweiten Ironman und Ironman 70.3 Rennen vom Startgeld befreit. Ausgenommen die WM-Rennen auf Hawaii und in Clearwater. Wenn man dann die Gegenrechnung aufmacht, ein Ironman-Start kostet 400.- Euro und einer beim einem 70.3 Rennen 190.- Euro, ein Pensum was für einen Pro-Athleten nun mal ganz normal ist, dann sind wir schon bei der Gebühr der Pro Membership. Ein Kernpunkt des neuen Systems ist, dass die WTC für die Teilnehmer dieses Testpools die Dopingkontrollen finanziert. Dabei sollte jeder wissen, eine ganz normale Wettkampfkontrolle mit Urintest kostet 400.- Euro, dazu kommen noch die Kosten für die Bluttests. Wir finanzieren die ganze Sache. Durchgeführt werden die Kontrollen von der WADA, bzw. NADA und deren beauftragte Kontrollinstitute. Wenn man das alles durchrechnet, dann sollte jedem klar sein, dass die WTC mit der Pro Membership sicher kein Geld verdient. 

tri2b.com: Dabei können sich die Profis ja für immer mehr verschiedene durchaus lukrative Konkurrenzveranstaltungen entscheiden. Genannt seinen hier die Rennen der neuen Tristar-Serie, die gerade Monaco als weiteren Event vermeldeten. Das Rennen im Fürstentum fand ja bisher unter einer WTC-Lizenz statt. Wie sehen Sie diese Entwicklung? 
K. W.: Der Triathlonsport boomt und das ist für alle Beteiligten am Ende des Tages eine gute Sache. Aber der IRONMAN ist die Krone, da geben uns nicht nur die Starterzahlen recht. Wenn weitere Veranstaltungen und Serien den Markt beleben, dann ist es so. Wir versuchen Rennen auf höchstem Niveau zu organisieren. Ein Athlet wird in der Regel in einer Saison einen Ironman und vielleicht zwei Ironman- 70.3 Rennen machen. Dessen sind wir uns bewusst. 

tri2b.com: Mit der Umfirmierung als Europageschäftsstelle der WTC wurde im letzten Frühjahr auch bekannt, dass für die Zukunft geplant ist, Ironman-Wettbewerbe nicht mehr als Lizenz zu vergeben sondern selbst mit Vorort-Ausrichtern zu veranstalten. Wie steht es in Zukunft um die Rennen in Lanzarote, Klagenfurt oder Zürich? 
K. W.: Für die bestehenden Rennen wird es Lösungen geben, bzw. gibt es Lösungen. Regensburg als neue Veranstaltung ist jetzt die Nummer Eins, bei der das neue Konzept zum tragen kommt. Ebenso bei weiteren neuen Ironman-Rennen. 

tri2b.com: Jetzt zu Ihnen persönlich. Nach dem überraschenden Rückzug von Kurt Denk haben Sie die Fäden in der Hand. Was hat sich geändert? 
K. W.: Ich arbeite immer noch ziemlich viel (lacht). Auch wenn wir aktuell „nur“ drei Tagesveranstaltungen im Jahr haben, sind wir dafür 365 Tage zugange. Den Standort haben wir geändert und damit das äußere Erscheinungsbild. Wir haben neue Büroräume, aber nachwievor keinen Glaspalast. Meine Arbeit ist genauso wie vorher, da ich das Team als Rennleiter bereits seit Jahren schon geführt und die Xdream Sports & Events GmbH als Geschäftsführer mit vertreten habe. Ich war daher ohnehin an sämtlichen Vorgängen maßgeblich beteiligt. Damit alles reibungslos funktioniert, haben wir in unserem Team die Verantwortungen klar verteilt. Neben den festen Mitarbeitern arbeiten wir mit vielen freien Mitarbeitern und externen Dienstleistern zusammen, wie es in der Eventbranche üblich ist. 

tri2b.com: Das hört sich ja nach Business as usual an. Der Ironman Germany ist aber nun mal an den Namen Kurt Denk gebunden und ich kann mir persönlich nicht vorstellen, dass er es jetzt ganz ruhig angehen lässt. Wie ist er in die Abläufe mit eingebunden? 
K. W.: Kurt ist als externer Berater für die Xdream Sports & Events GmbH projektbezogen tätig. 

tri2b.com: Vielen Dank für und viel Erfolg mit der Premiere in Regensburg.