Flora Duffy gewinnt Olympia-Gold, Laura Lindemann starke Achte in Tokio

von Harald Eggebrecht für tri2b.com | 27.07.2021 um 06:12
Flora Duffy von den Bermudas ist ihrer Favoritenrolle gerecht geworden und hat das Triathlon-Einzelrennen der Frauen bei den Olympischen Spielen in Tokio in 1:55:36 Stunden überlegen gewonnen. Die 33-Jährige verwies nach 1,5 km Schwimmen, 40 km Radfahren und 10 km Laufen die Britin Georgia Taylor-Brown (1:56:50) und Katie Zaferes aus den USA auf die Ränge zwei und drei. Laura Lindemann kam nach einem ganz starken Rennen auf Platz acht ins Ziel, nachdem sie beim Schwimmen den Sprung in eine siebenköpfige Spitzengruppe geschafft hatte und sich dort bis zum Laufen behauptete. Die zweite deutsche Starterin Anabel Knoll beendete ihre Olympiapremiere auf Rang 31.

Wolkenverhangen, regnerisch und mit 24 Grad Lufttemperatur fast schon kühl präsentierte sich Tokio, nachdem der zunächst erwartete Taifun nur als leichter Tropensturm auf die Küste Japans traf. Wegen des zwischenzeitlich starken Windes wurde der Start des Rennens um 15 min nach hinten verschoben.

 

Schlüsselerlebnis: Lindemann bei den besten Schwimmerinnen dabei

 

Als es dann im Odaiba Marine Park losging, wurde vom Start weg ein extrem hohes Tempo angeschlagen und schon vor dem ersten kurzen Landgang nach 950 Metern konnten sich sieben Athletinnen vom Rest des Feldes leicht absetzen. Jessica Learmonth (GBR), schwamm an der Spitze, mit der Brasilianerin Vittoria Lopes und Katie Zaferes an ihren Fersen. Außerdem waren Flora Duffy, Georgia Taylor-Brown, Summer Rappaport (USA) und auch Laura Lindemann ganz vorne mit dabei.

Bereits mit 41 Sekunden Vorsprung wechselte die Spitzengruppe auf die vom Regen tückisch nasse Radstrecke. Die ersten Verfolgerinnen führte in der ersten Wechselzone die Australierin Emma Jeffcoat an. Die mitfavorisierte Niederländerin Maya Kingma handelte sich bereits eine knappe Minute Rückstand ein und die Schweizerin Nicola Spirig folgte noch einige Sekunden später. Annabel Knoll, die wegen ihrer hinteren Platzierung im Olympiaranking ganz in der Mitte im größten Getümmel starten musste, hatte als 38. 1:40 min Rückstand.

Diese Grundkonstellation sollte nun das komplette Radfahren bestimmen, wobei anfangs vor allem die Nässe für eine weitere Selektion sorgte. Insgesamt fünf Athletinnen schieden nach Stürzen aus, wobei es mit der Französin Cassandre Beaugrand auch eine Mitfavoritin erwischte.

 

Nicola Spirig kommt nicht ran – Rappaport und Lopes fallen zurück

 

Obwohl sich von Anfang an Nicola Spirig bei ihrem fünften Olympia-Rennen vor die erste zehnköpfige Verfolgergruppe spannte, wuchs der Vorsprung der sieben Führenden schon in der zweiten Runde auf über eine Minute an und sollte sich dort einpendeln. Dies lag daran, da vorne immer wieder die beiden Britinnen aufs Tempo drückten und sich zunehmend auch Flora Duffy daran beteiligte. Laura Lindemann hielt sich mit wenigen Ausnahmen taktisch zurück. Erstes Opfer des hohen Tempos war Summer Rappaport, die in der dritten Runde aus der Spitzengruppe herausplatzte und schnell zurückfiel. Das gleiche Schicksal ereilte dann in der sechsten Runde die Brasilianerin Lopes, so dass ein Führungsquintett die finalen zwei Radrunden in Angriff nahm.

 

Georgia Taylor-Brown mit Plattfuß

 

In der letzten Radrunde verlor dann plötzlich Georgia Taylor-Brown den Anschluss. Der Grund war aber nicht etwa eine Schwächephase, sondern ein plattes Hinterrad. Die amtierende Weltmeisterin konnte aber noch weiterfahren und verlor nur 22 Sekunden zu dem gemeinsam in die Laufschuhe wechselnden Quartett mit Duffy, Zaferes, Learmonth und Lindemann. Dahinter konnte die Verfolgergruppe um Spirig auf der letzten Radrunde einige Sekunden gutmachen, so dass deren Rückstand vor dem Lauffinale exakt eine Minute betrug.

 

Flora Duffy einfach die Beste

 

Vorne schaltete Duffy noch in der Wechselzone auf Vollgas und sofort ging eine Lücke auf. Zaferes konnte anfangs noch einigermaßen dagegenhalten, Lindemann und Learmonth verloren sofort den Anschluss. Noch schneller lief aber Taylor-Brown los, die noch in der ersten der vier Laufrunden die Lücke zu Lindemann und Learmonth schloss und wenig später zur Jägerin von Zaferes wurde.

Von allem unbeeindruckt rannte an der Spitze mit schnellen Schritten Flora Duffy dem Olympiasieg entgegen, die 2016 und 2017 den ITU WM-Titel gewann, bei Olympia in Rio im Jahr 2016 aber als Achte die Medaillenränge verpasste. Nach 1:55:36 durfte die nur 1,64 Meter große Frau von den Bermudas ausgiebig ihren Triumph feiern.

Den Fight um Olympiasilber entschied Georgia Taylor-Brown in der letzten Laufrunde für sich. Katie Zaferes folgte mit 13 Sekunden Abstand auf dem Bronzerang, was angesichts ihrer fast verpassten Olympiaqualifikation zu den Überraschungen des Tages zählte.

 

Laura Lindemann beim Laufen früh am Limit

 

Für Laura Lindemann wurde die finale Laufrunde ein Fight ums Überleben. Zunächst zog das Duo Rachel Klamer (NED) und Leonie Periault (FRA) vorbei, wenig später wurde sie auch noch von Nicola Spirig und der Italienerin Alice Betto überlaufen. Mit einem langen Zielsprint hielt die 25-jährige Potsdamerin aber Jessica Learmonth in Schach und sicherte sich mit 2:48 min Rückstand Rang acht, was die beste Platzierung einer deutschen Athletin bei Olympischen Spielen seit der Premiere im Jahr 2000 ist.

„Mein Schwimmen war so gut wie noch nie, das Radfahren war an sich gut, aber sehr hart. Ich war die ganze Zeit am Limit, die ganze Zeit am kämpfen. Im Laufen hat die Kraft gefehlt, ich bin losgelaufen und habe gemerkt, dass ich extrem viel beim Radfahren geben musste. Ich denke, heute Abend werde ich realisieren, dass es ein gutes Ergebnis ist“, sagte Lindemann in Ziel.

Anabel Knoll schob sich beim Laufen zwischenzeitlich um einen Platz auf Rang 30 nach vorne, den sie in der letzten Runde aber wieder einbüßte. Insgesamt wurden zwölf Athletinnen nach dem Radfahren aus dem Rennen genommen, da sie die Wechselzone erst nach dem ersten Durchlauf der Führenden erreichten.