Man kann sich gut vorstellen wie das war in den diversen Amtsstuben in und um Frankfurt. Es müssen viele Dienstanweisungen auf die Tische geflattert sein alle mit demselben Inhalt: Für das Gelingen des Ironman Frankfurt haben alle das Maximale zu geben. Und so war an diesem Sonntag zu bestaunen wie ein Sportereignis durchgezogen werden kann, wenn die allerhöchsten Stellen nur das Beste wollen, in diesem Fall sogar Hessens Ministerpräsident Roland Koch. Wir wollen beweisen, dass die Region ein solches Großereignis organisieren kann. Und wir wollen beweisen, dass die Region so ein Großereignis auch annimmt. Das Rhein-Main-Gebiet kämpft die Olympischen Spiele 2012, mit einer perfekten Ironman-Organisation wollte man am 18. August diesbezüglich seine Visitenkarte abgeben. Und das ist uns gelungen, meinte später Kurt Denk, der Chef der Veranstaltung. Die Polizei habe geschätzt, dass 160.000 Zuschauer an der Strecke gestanden haben. Aber wer will das nachprüfen?
Schamloses Windschatten fahren
Angenommen wurde das Spektakel auf jeden Fall, auch wenn die vom Autoverkehr völlig befreite Radstrecke den nicht zuschauenden Rest der Bevölkerung völlig durcheinander brachte. Umleitungen allerorten. 400 Polizisten sollten dieses Durcheinander ordnen. Da wurde zuweilen mächtig Staatsmacht gespielt; und auch manche Kampfrichter verbrauchten mehr Energie Passanten von der Strecke zu scheuchen, als auf das zuweilen schamlose Windschatten fahren zu achten. Hier muss gehandelt werden, denn gerade die Fahrt von Katja Schumacher und Paula Newby-Fraser, inmitten rund fünfzig schützender Männer, war peinlich. Den Zuschauertrauben an den Straßenrändern wars egal, die Show kam gut an und die Bevölkerung in den Ortschaften gab sich alle Mühe, dem Ironman zu huldigen. Etwas umständlich indes ist es, vom Schwimmen an die Radstrecke zu kommen, gewiss, es gab Shuttlebusse, aber der Triathlonzuschauer ist ein Individualist und war deswegen ohne Auto und Fahrrad im Kofferraum auf verlorenem Posten. Am besten, und das war zu erwarten, war die Stimmung beim Laufen am Mainufer, wie bei einem Citylauf kam man sich hier vor.
Premiumtriathlon
Für die Athleten sollte ein Premiumtriathlon geboten werden mit Laufmatten im Radpark, 3200 Helfern, Whirlpools im Ziel und genau eintausend Palmen, aufgestellt in den Wechselzonen und im Zielkanal. Dort tanzte eine hawaiianische Folkloregruppe, die Radioreporter vom Hessischen Rundfunk spielten die Einpeitscher für ein enthusiastisches Publikum und als dann Lothar Leder auf dem Balkon des Römer als Sieger geehrt wurde und eine alberne Krone aufgesetzt bekam sagte er nicht ohne Stolz: Vor ein paar Wochen hat hier noch die Fußballnationalmannschaft gestanden.
Als Werbeträger optimal
Detlef Kühnel, der Mann, der den Ironman Roth einst nach oben gepusht hatte, vermied es, die Frankfurter Emporkömmlinge mehr zu loben, als es ihm nötig erschien. Auf die Frage, ob bei der drohenden Terminüberschneidung im nächsten Jahr (Denk will den Ironman Frankfurt am selben Tag ausrichten wie Roth) er nicht Angst habe um den Stellenwert von Roth, antwortete er: Die Athleten werden entscheiden. Als Veranstaltung war Frankfurt gut, gewiss, und für den Zweck als Werbeträger nahezu optimal. Weil Denk ein sehr gut aber lieber hat, muss er ein besseres Profifeld verpflichten aber die Besten kommen nur, wenn das Rennen nicht so dicht am Hawaii-Termin liegt. Eine Unbekannte bleibt aber: Im nächsten Jahr wird darüber entschieden, welche deutsche Stadt Kandidat wird für die Olympischen Spiele 2012. Sollte die Wahl nicht auf Frankfurt fallen, könnte es für die öffentlichen Stellen eigentlich keinen Grund mehr geben, sich beim Ironman derart zu engagieren wie in diesem Jahr. Aber dem widersprach Dirk Metz, Pressesprecher des hessischen Ministerpräsidenten Koch, energisch: Wir werden dieses Rennen unterstützen. Auch ohne Olympia. Sogar in den nächsten fünf Jahren. Was zu beweisen wäre.