Importieren oder Mieten – das richtige Trainingsrad
Gerade bei Anreisen per Flugzeug greifen in den letzten Jahren immer mehr Sportler in ihrem Trainingslager auf die Möglichkeit zurück, vor Ort ein Rennrad zu mieten. Viele der renommierten Reiseveranstalter bieten inzwischen gutes bis sehr gutes und gepflegtes Material an. Die Kosten für ein Mietrad belaufen sich je nach Ausstattung für eine Woche auf ca. 100 Euro (Aluminium-Räder), für Carbon-Renner liegt der Preis etwas höher. Dafür sparen Sie aber die Gebühr für den Radtransport im Flugzeug (je nach Fluglinie für Hin- und Rückflug auch ca. 100.- Euro (Condor (Stand 3/2015) berechnet One-Way aktuell 49,99 € bei vorangemeldeten Rändern, ohne Anmeldung 59,99 €). Außerdem schlagen manche Veranstalter bis zu 15 Euro für den Radtransport vom Flughafen zum Hotel auf) und die Kosten und Zeit für das Verpacken des eigenen Rades. Am besten ist es, dass Mietrad gleich bei der Buchung zu reservieren. Je nach Anbieter kann es aber Probleme mit der Rahmengröße bei sehr kleinen oder großen Fahrern und Fahrerinnen geben, daher lohnt sich im Zweifelsfall eine konkrete Anfrage.
Hülle oder Schale – die Wahl der Radverpackung
Um das Rad ohne Schaden an das Trainingsdomizil zu bringen, müssen Sie es so sicher und gut wie möglich verpacken. Eventuelle Transportschäden sind zwar durch die Versicherung der Fluglinie abgedeckt, doch nützt Ihnen das wenig, wenn Ihr Rad am Trainingsort nicht zu gebrauchen ist. Die ausgezahlten Beträge decken zudem oftmals den tatsächlichen Schaden an HighTech-Rennmaschinen nicht ab. Denken Sie an eine Kennzeichnung des Rades mit Ihrem Namen, Ihrem Bestimmungsort und Ihrer Heimadresse.
Am sichersten zur Verpackung sind spezielle Hartschalenkoffer, deren Preise in den letzten Jahren durchaus erschwinglich geworden sind (etwa ab 199 Euro) und die für Vielreisende auf jeden Fall zu empfehlen sind. Radtaschen aus festem Rucksack-Nylon (teils mit Polsterungen und Bodenplatte) liegen preislich zwar günstiger, schützen aber nicht sicher vor äußerer Gewalteinwirkung. Und Vorsicht: Auf Flughäfen mit wenig auf Radtouristen eingestelltem Bodenpersonal werden die scheinbar sicheren Radtaschen oft nicht mit dem gebotenen Feingefühl behandelt. – Handwerklich etwas versiertere Sportler können sich vom Radhändler einen stabilen Radkarton aus Pappe (von neu angelieferten Rädern) besorgen und diesen etwas verstärken. Isolieren sie an tragenden Stellen mit Klebefolie gegen Nässe und Kondenswasser, verstärken sie die Bodenplatte, achten Sie auf einen sicheren Verschluss des Kartons.
Schutz vor Schlägen – Tipps zur Verpackung
Vor dem Einpacken müssen Sie die Pedale (Achtung: linkes Pedal löst sich mit Drehung nach rechts!) und den Sattel (richtige Höhe mit Klebeband oder wasserfestem Marker vorher kennzeichnen) demontieren. Der Lenker muss gelöst und quergestellt oder aus dem Vorbau herausgenommen werden. Beim Transport in druckempfindlichen Radtaschen sollten Sie außerdem das hintere Schaltwerk aus dem Rahmen herausschrauben, da bei Druck oder Schlägen von außen das Ausfallende verzogen werden kann. Als zusätzlichen Rahmenschutz sollten Sie am besten geschäumte Wasserinstallationsdämmrohre (gibt es im Baumarkt als Meterware, die mit einem Teppichmesser zugeschnitten wird) verwenden.
Die Laufräder können Sie zum Schutz in Luftploster-Verpackungsfolie einwickeln oder spezielle Laufradtaschen verwenden. Normalerweise dürfen Räder inklusive Verpackung die 20 Kilogramm-Marke (gilt bei Charterflügen) nicht überschreiten, sonst kann eine Gebühr für Übergepäck auf Sie zukommen. Maximal sind für Rad mit Verpackung bis zu 32 kg möglich, schwerere Gepäckstücke werden aus Sicherheitsgründen von den Airlines auf Passagierflügen nicht transportiert (die jeweiligen Bestimmungen und Preise für Sperrgepäck können Sie auf den Websites der Fluggesellschaften einsehen).
Für Mechaniker – das wichtigste Werkzeug
Zur Demontage und zum anschließenden Zusammenbau benötigen Sie einen Schlüssel zum Pedalabschrauben (15er Schlüssel mit langem Hebel). Schaltwerk, Lenker (Triathlon-Aufsatz, Ahead-Vorbauten) und Sattel werden normalerweise mit einem 5er Inbusschlüssel montiert. Klassische Vorbauten haben meist ein 6er Inbusschlüssel-Maß. Zusätzlich sollten Sie einen kleinen Sechskantschraubenzieher zur Feinjustierung von Umwerfer und Schaltwerk mitnehmen. Für die Ausfahrten ist ein Allround-Werkzeug-Tool oder ein Set der oben genannten Schlüssel Pflicht!
Zur Sicherheit – der Radcheck vor der Abfahrt
Vergewissern Sie sich nach dem Zusammenbau, ob Ihr Rad verkehrssicher zusammengebaut ist (Bremsen, Einstellung der Lenkung, Schaltgenauigkeit). Gerade wenn Sie in Gruppen fahren, haben Sie auch eine Verantwortung gegenüber Ihren Mitfahrern. Ketten die beim Schalten zwischen den Ritzeln hüpfen oder gar ganz über das Blatt/Ritzelpaket ins Leere fallen, können zu Auffahrunfällen führen. Ebenso sind abgefahrenen Reifen eine Gefahr. So ist zum Beispiel auf Mallorca das Fahren auf nassen Straßen durch den abgelagerten Staub und die Teermischung schon mit bestem Reifenmaterial wie ein Tanz auf rohen Eiern.
Kleines Ersatzteillager
In den Trainingsregionen Norditaliens und auf Mallorca finden Sie in vielen Orten gut sortierte Radläden mit entsprechendem Ersatzmaterial. Außerdem haben die großen Reiseveranstalter meist eine eigene Radwerkstatt mit den wichtigsten Artikeln (Reifen, Schläuche, Ketten, Brems- und Schaltkabel) Achtung 26 Zoll-Radbesitzer: Da immer weniger Räder mit diesem Maß unterwegs sind, sollten Sie sich sicherheitshalber hier schon in Deutschland mit Ersatzmaterial versorgen.
Dresscode – die richtige Bekleidung
Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Dieser Grundsatz gilt auch für die Sportbekleidung im Frühjahrstrainingslagers. Auf Mallorca und insbesondere bei den italienischen Trainingsrevieren müssen Sie im gesamten Frühjahr mit kühlem Wetter rechnen, bei dem lange Radbekleidung zum Einsatz kommt. Neben der kompletten und hoffentlich oft einsetzbaren kurzen Radmontur sind deshalb folgende Ausrüstungsstücke empfehlenswert: Windweste, Wind-Regenjacke, warme Armlinge und Beinlinge, Überschuhe, Kopfbedeckung zum Tragen unter dem Helm (z.B. Buff-Tuch, Stirnband) lange Handschuhe (winddicht) und ein langärmliges Thermoradtrikot.
Neben kurzer Lauf-Bekleidung sollten Sie ebenfalls eine dünne, langärmlige Kombination mit einpacken (besonders wichtig bei Läufen am windigen Strand und am kühlen Morgen).
Zum Schwimmen benötigen Sie Schwimmbrett und Pull-Buoy (oder eine Kombination aus beiden) und eventuell Handpaddles. Bei geplantem Freiwassertraining oder beim Training in unbeheizten Pools gehört außerdem der Neoprenanzug ins Gepäck. Wichtig: Nach dem Schwimmen wegen der im Trainingslager erhöhten Erkältungsgefahr am besten immer eine warme Mütze aufsetzen.
Energiereserve – die Sporternährung
Bei umfangreichem Training haben sich für unterwegs Energieriegel und Getränke auf Kohlenhydrat-Basis zur ausreichenden Brennstoffversorgung durchgesetzt. Auch Kohlenhydrat-Konzentrate haben längst ihren Weg in die Trainingslager gefunden. Das stundenlange, intensive Training eignet sich übrigens hervorragend dazu, neue Ernährungsstrategien für lange Triathlon-Wettkämpfe zu testen. – Die Geschmäcker sind bekanntlich verschieden und nicht alle Produkte sind auch vor Ort erhältlich. Deshalb im Zweifelsfall besser mit in die Reisetasche einpacken.
Kleine Reiseapotheke
Neben einer normalen Reiseapotheke mit Verbandszeug (Pflaster, Blasenpflaster, elastischen oder Mullbinden und sauberer Schere) und einer Zusammenstellung der wichtigsten Medikamente (Halstabletten, Kopfschmerztabletten, Mittel gegen Übelkeit und Durchfall) sind für den intensiven Sport folgende Artikel sinnvoll: Intensiver Sonnenschutz (Sunblocker), Vaseline oder Sitzcreme gegen Wundsitzen beim Radfahren, entspannende Einreibemittel für die Nachbehandlung von Massagen.