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Live aus Encinitas: Rumors are …

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Von der kompletten Abschottung bis zur wettkampforientierten Trainingsgemeinschaft reicht das Spektrum der denkbaren Vorbereitungen auf den Ironman Hawaii. Encinitas, nördlich von San Diego, gehört eher zur zweiten Kategorie. Zehn Tage vor dem Showdown haben wir uns mal dort umgehört ...

Balearen oder Kanaren, Frankreichs Süden – Italiens Norden, Colorados Höhenluft und Kaliforniens Meeresbrise – die internationalen Spitzenathleten haben sich die verschiedensten Nischen für ihren letzten Schliff erschlossen. Die Heimat Scott Tinleys in Südkalifornien, nur rund 60 Kilometer nördlich von San Diego und der mexikanischen Grenze, ist eine der ganz „heißen Ecken“. Einige der Besten machen dort gerade einen Strich unter ihre Trainingsaufzeichnungen des Jahres 2002 und packen für Hawaii.

Wir erwischten Katja Schumacher und Jürgen Zäck in ihrem „Bike Store“ beim Verpacken der Rennmaschinen und wollten natürlich wissen: Was erzählt man sich hier so kurz vor dem Abflug nach Kona?

Paula ist im Internet
Weil Paula Newby-Fraser oft keine Zeit fand, stieß zum Radtraining stattdessen die Ironman Korea-Siegerin Belinda Granger zu Liz Vitai und Katja Schumacher. „Nicht, dass Paula nichts täte, aber wir haben weniger zusammen auf dem Rad gesessen, als noch im Frühjahr. Paula ist im Börsengeschäft wohl ganz geschickt und hat total viel Spaß am Online-Coaching.“ Die Queen of Kona scheint nach dem kräftezehrenden ‚Finish für die Ehre‘ am Main ihre Prioritäten neu gesetzt zu haben und tauscht immer öfter die Radschuhe gegen das Kabelmodem. „Trotzdem sollte man mit ihr immer rechnen …“ Die achtfache Siegerin bleibt sicher ein Faktor.

Mensch und Maschine wieder im Einklang?
Norman Stadler und seine Freundin sind für die letzten Tage bei Katja untergekommen. Bisher hatte Norman bei Paulas Mutter gewohnt, doch soviel Platz war dort dann doch nicht. Als Jürgen und Lothar nach dem Hitzemarathon von Frankfurt noch die Wunden leckten, war er natürlich schon wieder frisch. Und hat inzwischen wohl auch seinen Frust verdaut und das Selbstbewusstsein wiedergefunden. „Der ist so richtig gut drauf!“ meint Katja und berichtet vom regelmäßigen, morgendlichen „Sunday Run“, wo sich die Helden die Kugel geben: Mit über einer Minute Vorsprung sah sie ihn zuletzt davonstürmen. – Stormin‘ Noman, hoffentlich halten die Schnellspanner!

Tut er’s oder tut er’s nicht?
Dass Jürgen Zäck von der DTU im Vorfeld von Hawaii mal wieder übersehen wurde, sorgt bestenfalls für ein wenig zusätzliche Motivation. In seiner jüngsten Pressemitteilung zum Thema Ironman habe der Dachverband mal wieder seine Kernkompetenz für die Kurzstrecke untermauert. „Wahrscheinlich halten die mich für so schwach, dass sie lieber Andreas Niedrig aufs Podium getippt haben“, freut sich der Koblenzer über die zusätzliche Würze. Ansonsten spart er sich aber die Ansagen vergangener Jahre bewusst. Fersenprobleme hatten sein Laufpensum in diesem Jahr um etwa 20 Prozent gekürzt. Und er weiß wie kein anderer, was es bedeutet, in Kona gesund an der Startlinie zu stehen und gut ins Ziel zu kommen. Zur Vorfreude kommen so realistische Ziele: „Wenn alles klappt, freue ich mich riesig über einen weiteren Top10-Platz.“

Hat Sandvang diesmal keine Lust?
Dem angriffslustigen Dänen scheint diesmal irgendwie der Biss zu fehlen. Wenigstens kursieren in San Diego derartige Gerüchte. Vielleicht steckt ihm Nizza noch in den Knochen, aber was soll dann erst Luc van Lierde sagen!? Der Belgier wurde kürzlich an der Côte d’Azur nur Zwölfter. – Zäck hält’s schlicht für die gewohnte Pokerei: „Das hat er ja 1996 schon genauso gemacht.“ Luc van Lierde ist eben kaum vorher auszurechnen.
Bei Spencer Smith weiß man eigentlich nun wieder, was der kann. Nach seinen sommerlichen Verletzungsproblemen war der Wahlkalifornier zusammen mit Jürgen, Norman und dem Australiensieger Chris McCormack der zweirädrige Schrecken des kalifornischen Hinterlandes. Die vier Herren könnten sich für Kona was zurechtgelegt haben.

„Laufen kann Heather jedenfalls“
Was die Kanadierin Heather Fuhr derzeit auf dem Rad drauf hat, kann Katja Schumacher gar nicht einschätzen. Die beiden sind nur regelmäßig zusammen in Solana Beach geschwommen. Fuhr hat ja auch Südkalifornien seit vielen Jahren zur zweiten Heimat auserkoren und pflegt dort ihre eigenen Trainingsgrüppchen. Am vergangenen Wochenende sind sich die beiden ausgesprochen erfolgreich aus dem Weg gegangen und gewannen beide ihren letzten Formtest. Für Katja war der Toprang bei „Scott Tinley’s Dirty Adventures“ übrigens der zweite Sieg im zweiten Auftritt innerhalb der „Tri-Cal-Pro Series“. Zum Finale wird sie nach dem Ironman noch nach San Francisco zurückkommen. – Heather Fuhr hat es am vergangenen Samstag mal wieder im Laufen gerichtet. So machen das eben die Kanadierinnen. Von Lori Bowden hat man übrigens in Kalifornien gar nichts vernommen …

Bewältigungstraining im Hinterland
Immer noch kann Katja Schumacher nicht behaupten, dass sie extreme Hitze liebt und erzählt von einem Ritt weit hinter der Surferküste von Encinitas. Einige Tage liegt das zurück: „Belinda und Liz schien es ja nicht so viel auszumachen, aber bei gut 40 Grad im Schatten (den es dort nicht gibt) bin ich nur hinterhergeeiert. Erst nach einer Pause wurd’s wieder besser – zu wenig getrunken, vielleicht …“ Entsprechende Tips für Hawaii braucht Schumacher allerdings wohl kaum, denn dass sie dort „noch nie zeigen konnte, was in mir steckt“, hatte zuletzt andere Gründe. Ihre Vorfreude auf das Rennen der Rennen schwingt ansonsten in jedem Satz mit. Vielleicht, weil sie findet, ihr Soll in diesem Jahr längst erfüllt zu haben. Lockerheit und Kampfgeist: „Am liebsten wären mir dort so richtig enge Duelle über den ganzen Tag!“ Es scheint, als könne sie die haben.

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