Agegrouper-Story Ironman Neuseeland (Teil 3) : Raceday für Markus Millfahrt

von Markus Millfahrt für tri2b.com | 10.03.2009 um 21:28
10:38 Stunden und Rang 221 unter etwa 1300 Startern sind die nackten Zahlen des Racedays von Markus Millfahrt beim Ironman Neuseeland 2009. Seine Erlebnisse des langen Ironman-Tages können Sie hier im Blog nachlesen..

Raceday, 7. März
Aufstehen war um 4:35 Uhr. Respekt vor den Leuten, die täglich für ihre Trainingseinheiten so früh aufstehen. Anziehen, Sachen ins Auto und nichts wie zum Startbereich. Das Fahrrad in aller Ruhe mit allem Nötigen ausgestattet, meine Drinks angebracht. Ich nehme lieber meine gewohnte Brause. Die Brühe, die hier ausgeschenkt wird, ist ja wirklich nur im Notfall zu genießen. Dann die Zwischenverpflegung abgegeben – was ein riesiger Vorteil gegenüber Frankfurt ist.
Und dann runter zum Schwimmstart. Den Hacka der Maoris habe ich leider nicht live (dafür später auf Youtube) sehen können. Ich habe dann mal einen Kiwi gefragt, ob er mir helfen kann, meinen Wetsuit zu schließen. Fast hätte er es sogar geschafft. Eben nur fast, er stand oben ein bisschen offen. In der kurzen Zeit war es auch nicht mehr zu richten. Also nichts wie rein ins Wasser. Startschuss mit einer Kanone und los ging es.

Gefüllter Wetsuit
Immer schön Abstand von den Massen. Tritte und Schläge kann ich nicht gebrauchen. Auf der Hälfte der Strecke merke ich, wie sich der Wetsuit auf einmal mit Wasser füllt und es ziemlich kalt am Rücken wird. Hat der Suit sich doch tatsächlich schon jetzt geöffnet. Ein bisschen früh für meinen Geschmack. Wer es mal ausprobieren mag, ist ungefahr das Gefühl, als wenn würde man eine Einkaufstüte im Wasser hinter sich herziehen.

Also noch mehr Konzentration auf die Technik. Dafür hat die Orientierung ein bisschen auf der kerzengraden Strecke gelitten. Waren schon ein paar Zick Zacks drin. 1:30 Stunde stand auf der Uhr. Mensch, noch schnell die 15 Minuten der Profis abziehen. 1:15 ist doch ganz okay für die Umstände. 600 Meter zur Wechselzone sind nicht gerade wenig. Und ich auch schon ein paar Athleten überholen, wir sind ja nicht bei einem Samstagsspaziergang.

Immer locker bleiben
Ab aufs Rad und los ging es. Lief ja ganz gut und siehe da, die Strasse ist auch fertig geworden. Ist aber eher mit dem Kopfsteinpflaster von Deutschland zu vergleichen. Der Windschatten wird hier auch etwas anders gemessen, 7 Meter vom Vorderrad bis zum nächstem Vorderrad. Und ich habe mich die ganze Zeit über die kurzen Abstände und die Großzügigkeit der Wettkampfrichter gewundert. Ich habe zwar jeden Krempel vorher gefragt, dass hatte ich aber gerade nicht im Repertoire. Wenn die Wettkampfrichter denn mal eine Gruppe gesehen haben, sind sie auch gnadenlos dazwischen gegangen. Kann mir einer erzählen was er will, sechs bis sieben Meter hinter einem Vordermann fährt es sich angenehmer als im Wind. Auf den Rückweg nach Taupo, bergab, hatte ich die Möglichkeit, Kette rechts/rechts zu fahren. Irgenfwie wollte die Schaltung dann nicht mehr. Ich habe mich schon darauf eingestellt das Rennen mit zwei Gängen zu fahren. Irgendwann kannst du nur noch gelassen mit allem Umgehen. Siehe da, nach 10 Minuten ging die Schaltung wieder. Also, immer locker bleiben.

Zwischen Kilometer 90 und 140 war es denn vorbei. Ich war an der Reihe, ein paar Löcher zu zufahren. Gegen den Wind war die ganze Sache ganz schön anstrengend.
Ein Kiwi hat mich dann noch mal nach dem Führenden gefragt, Dirk Bockel war vorne. Sah wohl gut aus nach den Worten des Kiwis. Der war sich an diesem Zeitpunkt aber schon sicher, dass Cameron Brown ihn beim Laufen überholen würde, was sich auch bestätigte. Zurück habe ich dann wieder ein paar tüchtige Jungs gehabt, mit denen ich mich in der Rhythmusführung abwechseln konnte. Bei den Hügeln kann ich meistens ein paar Platzierungen gut machen und die Jungs mit den Scheibenrädern, Aerohelmen und Zeitfahrlenkern überholen. Am Ende der Radstrecke ist mir gerade noch ein Suv mit Bootsanhänger vor die Nase gefahren. Na, das war knapp. Nach 5:38 ging es in die Wechselzone.

Das gibt’s nur in Neuseeland
Rein in die Wechselzone. Siehe da, wer hilft mir beim Umzuziehen. Eine etwa 20 jährige Blondine. Das findest du auch nur in Neuseeland, ein Mädel im Männerzelt. Da ich eher Wert auf Komfort beim Laufen lege, bin ich es gewohnt mich komplett umzuziehen. Und eine Boxershorts trage ich nun auch nicht unter meiner Radhose. Sie hat sich dann auch umgedreht, als ich meine Kleider habe fallen lassen.

Rauf auf die Laufstrecke und rein in die Superstimmung. Die Strecke führt am See entlang, durch die Stadt und raus auf den Highway. Ein paar Hügel sind drin und man sollte schon ein paar Kilometer vorher gelaufen sein. Reinlaufen war gewöhnungsbedürftig. Nach etwa vier Kilometern hatte ich dann meinen Rhytmus. Immer schön an den Vordermann ansaugen und stehenlassen. Klappt doch ganz gut, die Form scheint ja ganz okay zu sein. Zumindest für meine Möglichkeiten.

An die Gels hier muss man sich auch erst mal gewöhnen. Sind halt noch die alten Power Bar-Dinger. Meiner Meinung nach fühlen die sich an wie Kleister im Mund. Egal, das Zeug muss rein. Bei Kilometer 17 habe noch Cameron (er war auf Km 34) gesehen. Sah noch ziemlich frisch aus. Auf Platz eins und ein gutes Tempo drauf. Cirka einen Kilometer dahinter habe ich dann Dirk erkannt. Kurz angefeuert und dann kam auch schon Jan Raphael. Ich dachte, Jan wäre größer, macht ja nichts, hat auch Vorteile, er ist auf jeden Fall auf einer guten Position und schnell unterwegs.

Vielleicht sollte ich mich mal verausgaben
Bei Kilometer 29 muss ich mal eine Geh- und Stretchpause für 500 Meter einlegen. Meinem Magen ging es nicht so gut. Ob es am Gel lag? Von dem Zeug habe ich ab da nichts mehr rein bekommen. Cola war jetzt die einzige Energiequelle. Was soll es, ich werde meinen Koerper schon wieder in Schwung bringen und die letzten Kilometer werde ich auch noch runterlaufen können. Geht doch, bis Kilometer 34, da läuft einer an mir vorbei und ich höre schon das Würgen auf mich zu rennen. Jetzt nichts wie vorbei, ja das Kotzen war dann hinter mir und ich musste es nicht mit ansehen. Nicht dran denken, sonst kommt mir die Brühe auch noch hoch. Hatte doch beim Radfahren schon einmal Mageninhalt aufstoßen müssen.

Die letzten Kilometer liefen dann super, 3:32 für den Marathon waren absolut in Ordnung. Von zwei Kiwis im Ziel bin ich bis zum Wiegen begleitet worden. 10:38 Stunden für das komplette Rennen, 46. in der Altersklasse und 221. insgesamt von etwa 1.300 Startern kann sich sehen lassen. Und ich hatte gleiche Gewicht, das ich auch zwei Tage vor dem Wettkampf (morgens) hatte. Vielleicht sollte ich mich mal verausgaben. Spaß beiseite, ist schon kein einfacher Ironman mit Wind und ein paar Höhenmetern beim Laufen.

Dirk habe ich dann auch noch im Ziel gesehen, er ist als Dritter rein gekommen, war ganz schön fertig. Dann gab’s ein bisschen was zu Futtern. Viel habe ich aber nicht rein bekommen. Karin konnte ich im Ziel nicht finden. Also zur Wechselzone, Rad und Wechselbeutel abgeholt und die drei Kilometer heimgeradelt. Meine Sachen sortiert und dann nichts wie unter die Dusche. In der Wechselzone habe ich keine gefunden.
In der Nacht habe ich dann auch nicht wirklich viel Schlaf bekommen können. Ist doch ein Phänomen, wenn man eine neue Freundin hat. Du schläfst kaum und bist trotzdem immer fit.

Neue Freundin, längerer Aufenthalt
Am nächsten Tag war dann die Abendveranstaltung mit der Preisverleihung und den Ehrungen. Das Herausragendste neben der Finisher-Rate von 98 Prozent und dem neuen Streckenrekord von Cameron war wohl, dass einer schon 25 von 25 Wettkämpfen gefinisht hat und das eine 60-Jährige Dame vor einem halben Jahr mit Schwimmen und Radfahren angefangen hat und ihren Ironman in 17:12 gefinisht hat. Alle Achtung, dass war wirklich ein langer Tag. Jeder Ironman kann halt seine ganz eigene interessante Geschichte schreiben.

Jetzt habe ich noch fünf Tage in Taupo. Meinen Aufenthalt habe ich hier wegen Karin noch etwas verlängert. Die Tage werde ich dann auch mit Besuchen von Thermalquellen, Saunas und Regenerationstrainings ausklingen lassen. Am 14. geht es zurück ins hoffentlich frühlingshafte Deutschland. Alles zusammen kann ich den Ironman Neuseeland jedem Interessierten empfehlen. Hier ist Sommer, wenn bei uns noch der Schnee liegt und die Kiwis sind richtig gelassen und super freundlich. Man muss halt ein ein Laecheln auflegen.

Für Karin (Studium in Pharmazie) versuche ich gerade eine Arbeitsstelle/Praktikum in Deutschland bei einer Pharmafirma oder anderweitig passendem Industrie zu organisieren. Sieht halt gerade in der Wirtschaft etwas mau aus. Falls jemand eine Idee oder Möglichkeit hat, bin ich da für jede Hilfe dankbar.

Wenn jemand Adressen haben möchte oder weitere Infos gebrauchen oder geben kann, dann kann er mich gerne unter: Markus.Millfahrt@gmx.de anmailen.