Blog Jan Raphael: Kaffee-Pause im Pazifik

von Jan Raphael für tri2b.com | 08.10.2008 um 21:42
Jan Raphael ist einer der großen Pechvögel des diesjährigen Ironman. Wegen einer Erkrankung und daraus resultierendem Trainingsrückstand musste der Hannoveraner seinen Start absagen. In einem Blog schreibt der 28-Jährige jetzt für tri2b.com seine ganz persönlichen Eindrücke zum großen Rennen am kommenden Samstag.

Nachdem ich mich vorgestern aufgrund des schlechten Wetters in der Heimat auf ins Trainingslager nach Mallorca gemacht habe, sind die ersten zwei Tage absolviert. Alles ist so wie vor etwa einem halben Jahr mit dem Dresdner Kleinwort Triathlon Team - mit dem Unterschied, dass ich mich hier mir dem Half-Ironman Sieger Monaco Andreas Raelert auf ein späteres Saisonziel vorbereite. Mit dem Rest des Teams bin ich regelmäßig in Kontakt und verfolge natürlich genau, wie die Vorbereitungen auf Big Island laufen. Allen voran das morgendliche Ocean Swim mit gelegentlichen Überraschungsgästen in Form von Riesenschildkröten und Delfinen. Wer zum ersten Mal erlebt, wie die Delfine im Wasser mit einem spielen, indem sie z.B. über die Schwimmer springen, ist einfach nur begeistert, wie nah die Tiere herankommen – so als wäre das ganz selbstverständlich. Das ist schon super, und für ein paar Minuten ist man wirklich abgelenkt vom Gedanken ans Rennen.

Wer nicht ganz faul ist, schwimmt ca. 1 km vom Start hinaus aufs offene Meer, tankt an der mobilen Espresso-Bar mitten im Meer (kein Witz) eine Kaffeespezialität und macht sich dann auf den Heimweg. Auch wenn die Kaffeepause während des Rennens entfällt, war das Schwimmen für mich im vergangenen Jahr das schönste Erlebnis. Mag vielleicht auch an der Performance gelegen haben, doch schön ist das restliche Rennen , sowohl beim Radeln als auch beim Laufen, umgeben von Lava nun wirklich nicht. Dafür aber speziell, sehr speziell: Hitze, Wind, Einsamkeit und Einöde scheinen unendlich, bevor man durch die Riesenstimmung auf dem Alii Drive für alles entschädigt wird.

Viele Erfahrungen, die ich im letzten Jahr mitgenommen habe, sind mir nachhaltig in Erinnerung geblieben. Ich erinnere mich noch an das Abschlusstraining im letzten Jahr, genau eine Woche vor dem Rennen. Ich wollte70 km radeln und 6-8 km Laufen drauflegen, war fest entschlossen, noch mal so richtig durchzuziehen, und dann kam alles ganz anders. Gemeinsam mit Normann in Hawi gestartet, war der bereits nach 10 km außer Sicht und ich viel mehr damit beschäftigt, mein Rad auf der Straße zu halten. Also absolvierte ich die restliche Einheit in der „Comfort-Zone“. Besagte Comfort-Zone wird für die Athleten bei der World Championship auf Hawaii ein Fremdwort sein. Dieses Rennen ist so hart, dass es nur die Härtesten bis ins Ziel schaffen. Es wird sicher interessant, wer an diesem Tag die Qual zum dicksten Freund hat und vorn mit dabei sein wird.

Ich habe mich heute mal über die Form einiger Top-Starter und natürlich und vor allem über die meiner Teamkollegen informiert, um mir ein ersten Überblick für mein persönliches Ranking zu machen. Meine Favoriten stehen somit eigentlich fest und ich bin mir sicher, dass es einige Überraschungen geben könnte. Dazu aber in den nächsten Tage noch einmal etwas mehr, schließlich will ich ja niemanden beeinflussen und die Spannung aufrecht erhalten - bis zum Ende.

Euer Jan